Theaterverwaltung von solchem Lob beruhigt, und befriedigt finden wollen?
Wie sah die arme Dlle. Hoffmann gestern aus! Ein hübsches, nicht großes, eher korpulentes, blondes Mädchen, mit lieblichen, nicht stark geprägten Gesichtszügen; der das Loos zufällt, einen jungen Königlichen Helden zu spielen: was beginnt man mit der, um sie diesem am ähnlichsten zu machen? -- Sie ziehen sie im Ganzen an, daß sie einer Kar- tenfigur -- von sonst, noch obenein -- oder einer Konditor- figur -- auch von sonst -- am ähnlichsten wird. Dunkelroth und weiß geschichtet: so dick als möglich. Was gebrauchen sie für Einzelnheiten dazu? Eine Pudelperücke, nicht von dunklen, -- von blonden Haaren, wie die Aktrice sie selbst hat, -- fängt das Haupt an; der dickste Stoff, der um kei- nen Preis fallen will, bildet das Gewand; Tressen, wie sie Kirchen und Altäre schmücken, sind der starke Besatz auf die- sem zu starken Kleide, welches sich, halb als Kleid, halb als Gewand, aufbauschen muß; der Mantel, worin es nach vielen Windungen und Biegungen nach hinten fällt, ja nicht zu lang! -- daß er das Ganze der Gestalt ja nicht verlängre! -- Die breiten blanken Tressen ja nicht in die Länge herab gesetzt; sondern so
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in die Quer: horizontal, damit sie die Gestalt durchschneidend verkleineren, und verdicken; und das vorne, vom Hals herab, siebenmal; ehrlich gezählt; in schmäleren und breiteren Streifen. Ein Feind der Dlle. Hoff- mann hat ihr das gethan, wie in Almaviva's Pagen; von welchem nachher. --
Theaterverwaltung von ſolchem Lob beruhigt, und befriedigt finden wollen?
Wie ſah die arme Dlle. Hoffmann geſtern aus! Ein hübſches, nicht großes, eher korpulentes, blondes Mädchen, mit lieblichen, nicht ſtark geprägten Geſichtszügen; der das Loos zufällt, einen jungen Königlichen Helden zu ſpielen: was beginnt man mit der, um ſie dieſem am ähnlichſten zu machen? — Sie ziehen ſie im Ganzen an, daß ſie einer Kar- tenfigur — von ſonſt, noch obenein — oder einer Konditor- figur — auch von ſonſt — am ähnlichſten wird. Dunkelroth und weiß geſchichtet: ſo dick als möglich. Was gebrauchen ſie für Einzelnheiten dazu? Eine Pudelperücke, nicht von dunklen, — von blonden Haaren, wie die Aktrice ſie ſelbſt hat, — fängt das Haupt an; der dickſte Stoff, der um kei- nen Preis fallen will, bildet das Gewand; Treſſen, wie ſie Kirchen und Altäre ſchmücken, ſind der ſtarke Beſatz auf die- ſem zu ſtarken Kleide, welches ſich, halb als Kleid, halb als Gewand, aufbauſchen muß; der Mantel, worin es nach vielen Windungen und Biegungen nach hinten fällt, ja nicht zu lang! — daß er das Ganze der Geſtalt ja nicht verlängre! — Die breiten blanken Treſſen ja nicht in die Länge herab geſetzt; ſondern ſo
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in die Quer: horizontal, damit ſie die Geſtalt durchſchneidend verkleineren, und verdicken; und das vorne, vom Hals herab, ſiebenmal; ehrlich gezählt; in ſchmäleren und breiteren Streifen. Ein Feind der Dlle. Hoff- mann hat ihr das gethan, wie in Almaviva’s Pagen; von welchem nachher. —
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Theaterverwaltung von ſolchem Lob beruhigt, und befriedigt
finden wollen?
Wie ſah die arme Dlle. Hoffmann geſtern aus! Ein
hübſches, nicht großes, eher korpulentes, blondes Mädchen,
mit lieblichen, nicht ſtark geprägten Geſichtszügen; der das
Loos zufällt, einen jungen Königlichen Helden zu ſpielen:
was beginnt man mit der, um ſie dieſem am ähnlichſten zu
machen? — Sie ziehen ſie im Ganzen an, daß ſie einer Kar-
tenfigur — von ſonſt, noch obenein — oder einer Konditor-
figur — auch von ſonſt — am ähnlichſten wird. Dunkelroth
und weiß geſchichtet: ſo dick als möglich. Was gebrauchen
ſie für Einzelnheiten dazu? Eine Pudelperücke, nicht von
dunklen, — von blonden Haaren, wie die Aktrice ſie ſelbſt
hat, — fängt das Haupt an; der dickſte Stoff, der um kei-
nen Preis fallen will, bildet das Gewand; Treſſen, wie ſie
Kirchen und Altäre ſchmücken, ſind der ſtarke Beſatz auf die-
ſem zu ſtarken Kleide, welches ſich, halb als Kleid, halb als
Gewand, aufbauſchen muß; der Mantel, worin es nach vielen
Windungen und Biegungen nach hinten fällt, ja nicht zu
lang! — daß er das Ganze der Geſtalt ja nicht verlängre!
— Die breiten blanken Treſſen ja nicht in die Länge herab
geſetzt; ſondern ſo
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in die Quer: horizontal, damit ſie die
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/445>, abgerufen am 27.11.2024.
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