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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

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Statt hat! -- Es wird ein sehr hübsches Stück von meinem
Bruder gegeben -- ich sah es schon. Kommen Sie zum Mon-
tag
, da wird das Stück wiederholt; wenn auch nur auf zwei
Tage. Steigen Sie bei mir ab. Adieu, der Brief ist ein
Rondeau, er hört auf, wie er anfängt. Das geschieht mir
oft mit Briefen.

Während ich schrieb, bekam ich wieder ein Billet, wegen
eines blinden Schneiderburschen; von einer wohlthätigen Freun-
din. Ich mische mich aber auch in alles: (ich mische mich just
nicht: ich lasse mich gebrauchen: bin willfährig. Aber zur Un-
zeit.) in Arme, Litteratur, Theaterbillete, Bälle, Toiletten,
Narrheiten, Geschäfte, Spielsachen. Das ist des Räthsels
Auflösung: da steht's leibhaftig. Adieu! Kommen Sie zum
Montag!!!




Frau von Kalb ist von allen Frauen, die ich je gekannt
habe, die geistvollste; ihr Geist hat wirklich wie Flügel, mit
denen sie sich in jedem beliebigen Augenblick, unter allen Umstän-
den, in alle Höhen schwingen kann; dies ist ein absolutes Glück,
und sie fühlt sich dadurch so frei, daß sie nach dem erhabensten
oder tiefsten Geistesblick öfters lacht, wo es gar nicht hinzu-
gehören scheint: gleichsam, in dem Gedanken, daß es etwas
Komisches hätte, nur in der eben erblickten Sphäre verweilen,
oder gar bleiben zu wollen: flugs nimmt ihr Geist eine andre,
öfters entgegengesetzte Richtung, und thut da wieder Wunder.
Auf diese Weise giebt sie sich auch getrost, und eben so frei,

Statt hat! — Es wird ein ſehr hübſches Stück von meinem
Bruder gegeben — ich ſah es ſchon. Kommen Sie zum Mon-
tag
, da wird das Stück wiederholt; wenn auch nur auf zwei
Tage. Steigen Sie bei mir ab. Adieu, der Brief iſt ein
Rondeau, er hört auf, wie er anfängt. Das geſchieht mir
oft mit Briefen.

Während ich ſchrieb, bekam ich wieder ein Billet, wegen
eines blinden Schneiderburſchen; von einer wohlthätigen Freun-
din. Ich miſche mich aber auch in alles: (ich miſche mich juſt
nicht: ich laſſe mich gebrauchen: bin willfährig. Aber zur Un-
zeit.) in Arme, Litteratur, Theaterbillete, Bälle, Toiletten,
Narrheiten, Geſchäfte, Spielſachen. Das iſt des Räthſels
Auflöſung: da ſteht’s leibhaftig. Adieu! Kommen Sie zum
Montag!!!




Frau von Kalb iſt von allen Frauen, die ich je gekannt
habe, die geiſtvollſte; ihr Geiſt hat wirklich wie Flügel, mit
denen ſie ſich in jedem beliebigen Augenblick, unter allen Umſtän-
den, in alle Höhen ſchwingen kann; dies iſt ein abſolutes Glück,
und ſie fühlt ſich dadurch ſo frei, daß ſie nach dem erhabenſten
oder tiefſten Geiſtesblick öfters lacht, wo es gar nicht hinzu-
gehören ſcheint: gleichſam, in dem Gedanken, daß es etwas
Komiſches hätte, nur in der eben erblickten Sphäre verweilen,
oder gar bleiben zu wollen: flugs nimmt ihr Geiſt eine andre,
öfters entgegengeſetzte Richtung, und thut da wieder Wunder.
Auf dieſe Weiſe giebt ſie ſich auch getroſt, und eben ſo frei,

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[329/0337] Statt hat! — Es wird ein ſehr hübſches Stück von meinem Bruder gegeben — ich ſah es ſchon. Kommen Sie zum Mon- tag, da wird das Stück wiederholt; wenn auch nur auf zwei Tage. Steigen Sie bei mir ab. Adieu, der Brief iſt ein Rondeau, er hört auf, wie er anfängt. Das geſchieht mir oft mit Briefen. Während ich ſchrieb, bekam ich wieder ein Billet, wegen eines blinden Schneiderburſchen; von einer wohlthätigen Freun- din. Ich miſche mich aber auch in alles: (ich miſche mich juſt nicht: ich laſſe mich gebrauchen: bin willfährig. Aber zur Un- zeit.) in Arme, Litteratur, Theaterbillete, Bälle, Toiletten, Narrheiten, Geſchäfte, Spielſachen. Das iſt des Räthſels Auflöſung: da ſteht’s leibhaftig. Adieu! Kommen Sie zum Montag!!! Dienstag, den 18. März 1828. Frau von Kalb iſt von allen Frauen, die ich je gekannt habe, die geiſtvollſte; ihr Geiſt hat wirklich wie Flügel, mit denen ſie ſich in jedem beliebigen Augenblick, unter allen Umſtän- den, in alle Höhen ſchwingen kann; dies iſt ein abſolutes Glück, und ſie fühlt ſich dadurch ſo frei, daß ſie nach dem erhabenſten oder tiefſten Geiſtesblick öfters lacht, wo es gar nicht hinzu- gehören ſcheint: gleichſam, in dem Gedanken, daß es etwas Komiſches hätte, nur in der eben erblickten Sphäre verweilen, oder gar bleiben zu wollen: flugs nimmt ihr Geiſt eine andre, öfters entgegengeſetzte Richtung, und thut da wieder Wunder. Auf dieſe Weiſe giebt ſie ſich auch getroſt, und eben ſo frei,

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/337>, abgerufen am 25.11.2024.