das Geschäft der Philosophie. Daß sie grad und unbefangen bis zu den letzten nicht zu beantwortenden kommt, das hassen die meisten Leute.
An Fräulein von R., in Dresden.
Berlin, Mittwoch 11 Uhr den 19. September 1827,
Nach hesperidischen Tagen ein Sonnenducken, umzogener Him- mel, der nur wie durch Fenster das Blaue sehn läßt.
All mein Glück von der Dresdener Reise war darin ent- halten, daß Sie, geehrte theure Freundin, sie wünschten und wollten. Wahr, wahrlich! das Beste davon hab' ich also hier genossen; und es bleibt mir zum stäten Genuß und tiefer Freude! Fast schäme ich mich, ausgeblieben zu sein; und doch konnte ich nicht kommen. Wenn mir die Umstände so recht expreß etwas versagen, wozu sie ordentlich wie Anstalt treffen müssen, so halte ich es jedesmal für einen himmlischen Avis! -- wie, wenn wir unterwürfige Aufmerksamkeit darauf richten, es sich uns auch nachher immer zeigt. Diesmal führte, wel- ches nie noch bei mir eintraf, der Himmel mir ein peku- niäres Ereigniß, ein Erbschaftsgeschäft von meinem Väter- lichen (!!! dreißig Jahr alt) herbei, wo ich natürlich nicht gewann, nur nicht verlieren durfte: und das in V.s Abwesen- heit, die ich auch noch fast nicht erlebt habe, als jetzt. Es sollte also nicht geschehn. Alle uninteressante Details münd- lich, nur mündlich; weil es doch interessant bleibt, wie sich auch niedere Geschichten, allem Urtheil ausweichend gestalten können; und uns das lehren kann, Geschichte zu beurtheilen:
das Geſchäft der Philoſophie. Daß ſie grad und unbefangen bis zu den letzten nicht zu beantwortenden kommt, das haſſen die meiſten Leute.
An Fräulein von R., in Dresden.
Berlin, Mittwoch 11 Uhr den 19. September 1827,
Nach hesperidiſchen Tagen ein Sonnenducken, umzogener Him- mel, der nur wie durch Fenſter das Blaue ſehn läßt.
All mein Glück von der Dresdener Reiſe war darin ent- halten, daß Sie, geehrte theure Freundin, ſie wünſchten und wollten. Wahr, wahrlich! das Beſte davon hab’ ich alſo hier genoſſen; und es bleibt mir zum ſtäten Genuß und tiefer Freude! Faſt ſchäme ich mich, ausgeblieben zu ſein; und doch konnte ich nicht kommen. Wenn mir die Umſtände ſo recht expreß etwas verſagen, wozu ſie ordentlich wie Anſtalt treffen müſſen, ſo halte ich es jedesmal für einen himmliſchen Avis! — wie, wenn wir unterwürfige Aufmerkſamkeit darauf richten, es ſich uns auch nachher immer zeigt. Diesmal führte, wel- ches nie noch bei mir eintraf, der Himmel mir ein peku- niäres Ereigniß, ein Erbſchaftsgeſchäft von meinem Väter- lichen (!!! dreißig Jahr alt) herbei, wo ich natürlich nicht gewann, nur nicht verlieren durfte: und das in V.s Abweſen- heit, die ich auch noch faſt nicht erlebt habe, als jetzt. Es ſollte alſo nicht geſchehn. Alle unintereſſante Details münd- lich, nur mündlich; weil es doch intereſſant bleibt, wie ſich auch niedere Geſchichten, allem Urtheil ausweichend geſtalten können; und uns das lehren kann, Geſchichte zu beurtheilen:
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das Geſchäft der Philoſophie. Daß ſie grad und unbefangen
bis zu den letzten nicht zu beantwortenden kommt, das haſſen
die meiſten Leute.
An Fräulein von R., in Dresden.
Berlin, Mittwoch 11 Uhr den 19. September 1827,
Nach hesperidiſchen Tagen ein Sonnenducken, umzogener Him-
mel, der nur wie durch Fenſter das Blaue ſehn läßt.
All mein Glück von der Dresdener Reiſe war darin ent-
halten, daß Sie, geehrte theure Freundin, ſie wünſchten und
wollten. Wahr, wahrlich! das Beſte davon hab’ ich alſo
hier genoſſen; und es bleibt mir zum ſtäten Genuß und tiefer
Freude! Faſt ſchäme ich mich, ausgeblieben zu ſein; und doch
konnte ich nicht kommen. Wenn mir die Umſtände ſo recht
expreß etwas verſagen, wozu ſie ordentlich wie Anſtalt treffen
müſſen, ſo halte ich es jedesmal für einen himmliſchen Avis! —
wie, wenn wir unterwürfige Aufmerkſamkeit darauf richten,
es ſich uns auch nachher immer zeigt. Diesmal führte, wel-
ches nie noch bei mir eintraf, der Himmel mir ein peku-
niäres Ereigniß, ein Erbſchaftsgeſchäft von meinem Väter-
lichen (!!! dreißig Jahr alt) herbei, wo ich natürlich nicht
gewann, nur nicht verlieren durfte: und das in V.s Abweſen-
heit, die ich auch noch faſt nicht erlebt habe, als jetzt. Es
ſollte alſo nicht geſchehn. Alle unintereſſante Details münd-
lich, nur mündlich; weil es doch intereſſant bleibt, wie ſich
auch niedere Geſchichten, allem Urtheil ausweichend geſtalten
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/318>, abgerufen am 25.11.2024.
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