Liebe, Sternen. Was wollen wir denn am Ende? Erleuch- tung: weil wir nicht erleuchtet sind; und Fragen zu thun haben: ist nicht der Zustand, wo sie beantwortet sind, der schönste? und wo wir spielten und schafften: und, in Erman- gelung dessen, solchen voraussetzen, ist dichten.
Sehen Sie, so schrieb' ich, wenn ich mich gehen ließe: darum schreibe ich nicht. Ich denke ganz umgekehrt von allen Leuten: und alle Tage umgekehrter. Aber so selten Sie mir ein solches Gedicht mittheilen können, so oft darf ich Ihnen auch so schreiben, und meine innersten Gedanken zeigen.
Sie sollen nächstens indische Bilder sehen; ganze Gestalt, aber nur wie dieser Bogen groß; die werden Ihnen dies Ge- dicht völlig ergänzen: ich verstand es besser daher. Frau von Helvig ihr Vater hat sie aus Indien mitgebracht. Adieu. Sie kommen bald, baldigst.
V. will das Gedicht nun auch erst lesen; ich gedachte es Ihnen jetzt mitzuschicken.
Ich hätte noch lauter Erläuterungen für meine Meinung, aus des Besten, Goethens Gedichte geben können. In seinem erhabensten, Iphigenia, mußte er in die Fabel gehen: sein nationalstes, Hermann und Dorothea, können nur edle biedre Gesinnungen sein; und nur, als Schmuck, der drauf sitzt: schöne Naturbilder; und die sind? Blumen, Pflanzen, Liebe, Witterung. Und so könnte ich alle unsre Dichtungen durch- gehn. Erzeigen Sie mir die Ehre, mit mir zu streiten.
Liebe, Sternen. Was wollen wir denn am Ende? Erleuch- tung: weil wir nicht erleuchtet ſind; und Fragen zu thun haben: iſt nicht der Zuſtand, wo ſie beantwortet ſind, der ſchönſte? und wo wir ſpielten und ſchafften: und, in Erman- gelung deſſen, ſolchen vorausſetzen, iſt dichten.
Sehen Sie, ſo ſchrieb’ ich, wenn ich mich gehen ließe: darum ſchreibe ich nicht. Ich denke ganz umgekehrt von allen Leuten: und alle Tage umgekehrter. Aber ſo ſelten Sie mir ein ſolches Gedicht mittheilen können, ſo oft darf ich Ihnen auch ſo ſchreiben, und meine innerſten Gedanken zeigen.
Sie ſollen nächſtens indiſche Bilder ſehen; ganze Geſtalt, aber nur wie dieſer Bogen groß; die werden Ihnen dies Ge- dicht völlig ergänzen: ich verſtand es beſſer daher. Frau von Helvig ihr Vater hat ſie aus Indien mitgebracht. Adieu. Sie kommen bald, baldigſt.
V. will das Gedicht nun auch erſt leſen; ich gedachte es Ihnen jetzt mitzuſchicken.
Ich hätte noch lauter Erläuterungen für meine Meinung, aus des Beſten, Goethens Gedichte geben können. In ſeinem erhabenſten, Iphigenia, mußte er in die Fabel gehen: ſein nationalſtes, Hermann und Dorothea, können nur edle biedre Geſinnungen ſein; und nur, als Schmuck, der drauf ſitzt: ſchöne Naturbilder; und die ſind? Blumen, Pflanzen, Liebe, Witterung. Und ſo könnte ich alle unſre Dichtungen durch- gehn. Erzeigen Sie mir die Ehre, mit mir zu ſtreiten.
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Liebe, Sternen. Was wollen wir denn am Ende? Erleuch-
tung: weil wir nicht erleuchtet ſind; und Fragen zu thun
haben: iſt nicht der Zuſtand, wo ſie beantwortet ſind, der
ſchönſte? und wo wir ſpielten und ſchafften: und, in Erman-
gelung deſſen, ſolchen vorausſetzen, iſt dichten.
Sehen Sie, ſo ſchrieb’ ich, wenn ich mich gehen ließe:
darum ſchreibe ich nicht. Ich denke ganz umgekehrt von allen
Leuten: und alle Tage umgekehrter. Aber ſo ſelten Sie mir
ein ſolches Gedicht mittheilen können, ſo oft darf ich Ihnen
auch ſo ſchreiben, und meine innerſten Gedanken zeigen.
Sie ſollen nächſtens indiſche Bilder ſehen; ganze Geſtalt,
aber nur wie dieſer Bogen groß; die werden Ihnen dies Ge-
dicht völlig ergänzen: ich verſtand es beſſer daher. Frau von
Helvig ihr Vater hat ſie aus Indien mitgebracht. Adieu.
Sie kommen bald, baldigſt.
V. will das Gedicht nun auch erſt leſen; ich gedachte es
Ihnen jetzt mitzuſchicken.
Ich hätte noch lauter Erläuterungen für meine Meinung,
aus des Beſten, Goethens Gedichte geben können. In ſeinem
erhabenſten, Iphigenia, mußte er in die Fabel gehen: ſein
nationalſtes, Hermann und Dorothea, können nur edle biedre
Geſinnungen ſein; und nur, als Schmuck, der drauf ſitzt:
ſchöne Naturbilder; und die ſind? Blumen, Pflanzen, Liebe,
Witterung. Und ſo könnte ich alle unſre Dichtungen durch-
gehn. Erzeigen Sie mir die Ehre, mit mir zu ſtreiten.
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/253>, abgerufen am 25.11.2024.
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