sehn! Dabei empfinde ich doch Gewissen, daß ich alle gesellige Pflichten beleidige. Sie aber, sind mir gewiß gnädig: und überraschen mich auch Einmal! alsdann bin ich nicht verant- wortlich, und doch glücklich. Vielleicht überrascht der Him- mel mich; und ich kann Sie, verehrte Fürstin, überraschen. Noch halte ich alles für möglich; überhaupt kann ich bis jetzt, für gute Gedanken und Einfälle danken: ich thue es tief erken- nend, weil ich auch schon das verzweiflungsvolle Gegentheil in mir erlebt habe; und mich nie stolz dafür sicher glaube.
Ich freue mich wahrhaftig Ihres Wohlseins: mögen auch harmonische Gedanken es begleiten! Die wahre Unterstützung. Einen Moment sah ich Fürst Pückler; er berichtete mir Gu- tes; sah auch gut aus: nur etwas schlafbedürftig; ich sagte es ihm; zu seiner Warnung. Hochachtungsvoll ergeben Fr. V.
An Karl Schall.
Zum Sylvester-Abend 1831.
... Insomnisten Werden durch der langen Nächte Qual Artisten; Im Erfinden, im Besinnen, in der Wahl. Vermissen Schlafes Balsam, grades Ruhn der armen Glieder, Finden müder, als am Abend, so den andern Morgen wieder. Nun erdacht' ich uns die kurze Schonung, Momentane Haupteswohnung, Dieses Kissen.
ſehn! Dabei empfinde ich doch Gewiſſen, daß ich alle geſellige Pflichten beleidige. Sie aber, ſind mir gewiß gnädig: und überraſchen mich auch Einmal! alsdann bin ich nicht verant- wortlich, und doch glücklich. Vielleicht überraſcht der Him- mel mich; und ich kann Sie, verehrte Fürſtin, überraſchen. Noch halte ich alles für möglich; überhaupt kann ich bis jetzt, für gute Gedanken und Einfälle danken: ich thue es tief erken- nend, weil ich auch ſchon das verzweiflungsvolle Gegentheil in mir erlebt habe; und mich nie ſtolz dafür ſicher glaube.
Ich freue mich wahrhaftig Ihres Wohlſeins: mögen auch harmoniſche Gedanken es begleiten! Die wahre Unterſtützung. Einen Moment ſah ich Fürſt Pückler; er berichtete mir Gu- tes; ſah auch gut aus: nur etwas ſchlafbedürftig; ich ſagte es ihm; zu ſeiner Warnung. Hochachtungsvoll ergeben Fr. V.
An Karl Schall.
Zum Sylveſter-Abend 1831.
… Inſomniſten Werden durch der langen Nächte Qual Artiſten; Im Erfinden, im Beſinnen, in der Wahl. Vermiſſen Schlafes Balſam, grades Ruhn der armen Glieder, Finden müder, als am Abend, ſo den andern Morgen wieder. Nun erdacht’ ich uns die kurze Schonung, Momentane Haupteswohnung, Dieſes Kiſſen.
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ſehn! Dabei empfinde ich doch Gewiſſen, daß ich alle geſellige
Pflichten beleidige. Sie aber, ſind mir gewiß gnädig: und
überraſchen mich auch Einmal! alsdann bin ich nicht verant-
wortlich, und doch glücklich. Vielleicht überraſcht der Him-
mel mich; und ich kann Sie, verehrte Fürſtin, überraſchen.
Noch halte ich alles für möglich; überhaupt kann ich bis jetzt,
für gute Gedanken und Einfälle danken: ich thue es tief erken-
nend, weil ich auch ſchon das verzweiflungsvolle Gegentheil
in mir erlebt habe; und mich nie ſtolz dafür ſicher glaube.
Ich freue mich wahrhaftig Ihres Wohlſeins: mögen auch
harmoniſche Gedanken es begleiten! Die wahre Unterſtützung.
Einen Moment ſah ich Fürſt Pückler; er berichtete mir Gu-
tes; ſah auch gut aus: nur etwas ſchlafbedürftig; ich ſagte
es ihm; zu ſeiner Warnung. Hochachtungsvoll ergeben Fr. V.
An Karl Schall.
Zum Sylveſter-Abend 1831.
… Inſomniſten
Werden durch der langen Nächte Qual
Artiſten;
Im Erfinden, im Beſinnen, in der Wahl.
Vermiſſen
Schlafes Balſam, grades Ruhn der armen Glieder,
Finden müder, als am Abend, ſo den andern Morgen wieder.
Nun erdacht’ ich uns die kurze Schonung,
Momentane Haupteswohnung,
Dieſes Kiſſen.
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/554>, abgerufen am 27.12.2024.
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