Was du mir von deinen Gelübden sagst, verstehe ich ganz. Hält man dergleichen nicht, so würde man toll. Nicht aus Gewissen; aber weil sonst nichts mehr wahr wäre. --
Lies auch Mösers von Osnabrück patriotische Phantasien; seine osnabrückische Geschichte, ihre Vorrede; vermischte Schrif- ten von ihm, und darin "über den Werth der wohlgewogenen Neigungen". Seite 14 und 22 besonders. Göttlicher Mann! Kein Neuer. --
Auch du müßtest von Luft und Umständen gesund ge- schmeichelt werden! Adieu. Gott schütze dich! Schreibe ja sehr bald!
R. R.
An Ludwig Robert, in Posen.
Berlin, Sonnabend den 8. August 1812.
Ich habe mehr als Pflicht erfüllt: ich habe die Räuber, sage die Räuber gesehen, und Kora von Kotzebue! Daß letz- teres Stück wie es dasteht gegeben wird, macht den Sitten der Deutschen ächte Schande; daß es überhaupt gegeben wird, zeigt von der groben Rohheit des größeren Publikums unse- rer Nation; daß Kotzebue es machte, von der Stümperhaf- tigkeit seiner Begriffe und der völligen Plattheit seiner Ge- sinnungen, denn auf Einer Stufe stehen sie darin gar nicht. Den keuschen Iffland, im Aufstellen des Schicklichen und im Bemühen der Geschmacksreinigung, versteh' ich hierin nicht. Unsere Schauspieler verdienen wirklich ein sittenreinigendes Wollspinnen, weil sie diese leeren unanständigen Grobheiten
Was du mir von deinen Gelübden ſagſt, verſtehe ich ganz. Hält man dergleichen nicht, ſo würde man toll. Nicht aus Gewiſſen; aber weil ſonſt nichts mehr wahr wäre. —
Lies auch Möſers von Osnabrück patriotiſche Phantaſien; ſeine osnabrückiſche Geſchichte, ihre Vorrede; vermiſchte Schrif- ten von ihm, und darin „über den Werth der wohlgewogenen Neigungen“. Seite 14 und 22 beſonders. Göttlicher Mann! Kein Neuer. —
Auch du müßteſt von Luft und Umſtänden geſund ge- ſchmeichelt werden! Adieu. Gott ſchütze dich! Schreibe ja ſehr bald!
R. R.
An Ludwig Robert, in Poſen.
Berlin, Sonnabend den 8. Auguſt 1812.
Ich habe mehr als Pflicht erfüllt: ich habe die Räuber, ſage die Räuber geſehen, und Kora von Kotzebue! Daß letz- teres Stück wie es daſteht gegeben wird, macht den Sitten der Deutſchen ächte Schande; daß es überhaupt gegeben wird, zeigt von der groben Rohheit des größeren Publikums unſe- rer Nation; daß Kotzebue es machte, von der Stümperhaf- tigkeit ſeiner Begriffe und der völligen Plattheit ſeiner Ge- ſinnungen, denn auf Einer Stufe ſtehen ſie darin gar nicht. Den keuſchen Iffland, im Aufſtellen des Schicklichen und im Bemühen der Geſchmacksreinigung, verſteh’ ich hierin nicht. Unſere Schauſpieler verdienen wirklich ein ſittenreinigendes Wollſpinnen, weil ſie dieſe leeren unanſtändigen Grobheiten
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Was du mir von deinen Gelübden ſagſt, verſtehe ich
ganz. Hält man dergleichen nicht, ſo würde man toll.
Nicht aus Gewiſſen; aber weil ſonſt nichts mehr wahr wäre. —
Lies auch Möſers von Osnabrück patriotiſche Phantaſien;
ſeine osnabrückiſche Geſchichte, ihre Vorrede; vermiſchte Schrif-
ten von ihm, und darin „über den Werth der wohlgewogenen
Neigungen“. Seite 14 und 22 beſonders. Göttlicher Mann!
Kein Neuer. —
Auch du müßteſt von Luft und Umſtänden geſund ge-
ſchmeichelt werden! Adieu. Gott ſchütze dich! Schreibe ja
ſehr bald!
R. R.
An Ludwig Robert, in Poſen.
Berlin, Sonnabend den 8. Auguſt 1812.
Ich habe mehr als Pflicht erfüllt: ich habe die Räuber,
ſage die Räuber geſehen, und Kora von Kotzebue! Daß letz-
teres Stück wie es daſteht gegeben wird, macht den Sitten
der Deutſchen ächte Schande; daß es überhaupt gegeben wird,
zeigt von der groben Rohheit des größeren Publikums unſe-
rer Nation; daß Kotzebue es machte, von der Stümperhaf-
tigkeit ſeiner Begriffe und der völligen Plattheit ſeiner Ge-
ſinnungen, denn auf Einer Stufe ſtehen ſie darin gar nicht.
Den keuſchen Iffland, im Aufſtellen des Schicklichen und im
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Unſere Schauſpieler verdienen wirklich ein ſittenreinigendes
Wollſpinnen, weil ſie dieſe leeren unanſtändigen Grobheiten
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/68>, abgerufen am 23.11.2024.
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