Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

time Freunde waren! Aber die Einrichtung macht sie so:
Helden sind sie nicht. Auch erlebe ich schon Rache: näm-
lich, sie überraschten mich nicht. Unzählige Freunde fanden
wir hier wieder: zahllose Bekannte. Die Geselligkeit ist, trotz
der Erzählung von Abnahme, hier noch im größten Flor;
und unter dem Schlamm ein guter Strom aus starkem Quell.

Ein Wort vom Theater. Wolff, Rhamnes sehr gut:
eine Mlle. Roger Melitta, und eine Mlle. Willmann das
andere Mädchen, sehr schön, letztere sogar viel Talent. Die
Maas hübscher, stärker, beinah größer. Gut angezogen, vor-
trefflich
stummes Spiel, bessere sprechendere Mienen; außer-
ordentlich gesprochen, nie in's Feine geschnappt; und mehr
als sechs Stellen wie eine Meisterin. Ich bin also sehr
zufrieden. Die Scene gut arrangirt. Rothes Licht, Morgen:
blaues, Mondschein; viel Volk; schöner Pavillon mit breitem
Stufenvorplatz, seitwärts; Aphroditens Altar in der Mitte
hinten: von dem lief die Maas wie eine von einem Sterblichen
berührte Olympierin hervor. Das war mit das Schönste, was
ich je sah. Sie wissen, sonst war ich nie verliebt in ihr Spiel:
noch nicht: aber ich freue mich, lobend gerecht sein zu dürfen.
Ich möchte Sappho von Ihnen sehen, und mit Ihnen bespre-
chen! Devrient sah ich noch nicht. Ich habe immer den
Husten: jetzt habe ich ein Zaubermittel von Koreff, so hilft's.
Der Geh. Kämmerier T. läßt Sie sehr grüßen; mit großem
Interesse! der Ehrliche besuchte mich aus freien Stücken. Ein
sehr braver einfacher Mann; den ich von Natur gut leiden
kann. Ich freue mich, daß ihn der König hat. Was Sie
sehr freuen wird, unser König sieht vortrefflich aus: er war

time Freunde waren! Aber die Einrichtung macht ſie ſo:
Helden ſind ſie nicht. Auch erlebe ich ſchon Rache: näm-
lich, ſie überraſchten mich nicht. Unzählige Freunde fanden
wir hier wieder: zahlloſe Bekannte. Die Geſelligkeit iſt, trotz
der Erzählung von Abnahme, hier noch im größten Flor;
und unter dem Schlamm ein guter Strom aus ſtarkem Quell.

Ein Wort vom Theater. Wolff, Rhamnes ſehr gut:
eine Mlle. Roger Melitta, und eine Mlle. Willmann das
andere Mädchen, ſehr ſchön, letztere ſogar viel Talent. Die
Maas hübſcher, ſtärker, beinah größer. Gut angezogen, vor-
trefflich
ſtummes Spiel, beſſere ſprechendere Mienen; außer-
ordentlich geſprochen, nie in’s Feine geſchnappt; und mehr
als ſechs Stellen wie eine Meiſterin. Ich bin alſo ſehr
zufrieden. Die Scene gut arrangirt. Rothes Licht, Morgen:
blaues, Mondſchein; viel Volk; ſchöner Pavillon mit breitem
Stufenvorplatz, ſeitwärts; Aphroditens Altar in der Mitte
hinten: von dem lief die Maas wie eine von einem Sterblichen
berührte Olympierin hervor. Das war mit das Schönſte, was
ich je ſah. Sie wiſſen, ſonſt war ich nie verliebt in ihr Spiel:
noch nicht: aber ich freue mich, lobend gerecht ſein zu dürfen.
Ich möchte Sappho von Ihnen ſehen, und mit Ihnen beſpre-
chen! Devrient ſah ich noch nicht. Ich habe immer den
Huſten: jetzt habe ich ein Zaubermittel von Koreff, ſo hilft’s.
Der Geh. Kämmerier T. läßt Sie ſehr grüßen; mit großem
Intereſſe! der Ehrliche beſuchte mich aus freien Stücken. Ein
ſehr braver einfacher Mann; den ich von Natur gut leiden
kann. Ich freue mich, daß ihn der König hat. Was Sie
ſehr freuen wird, unſer König ſieht vortrefflich aus: er war

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0613" n="605"/>
time Freunde waren! Aber die Einrichtung macht &#x017F;ie &#x017F;o:<lb/><hi rendition="#g">Helden</hi> &#x017F;ind &#x017F;ie nicht. Auch <hi rendition="#g">erlebe</hi> ich &#x017F;chon Rache: näm-<lb/>
lich, &#x017F;ie überra&#x017F;chten mich nicht. <hi rendition="#g">Unzählige</hi> Freunde fanden<lb/>
wir hier wieder: zahllo&#x017F;e Bekannte. Die Ge&#x017F;elligkeit i&#x017F;t, trotz<lb/>
der Erzählung von Abnahme, hier noch im größten Flor;<lb/>
und unter dem Schlamm ein guter Strom aus &#x017F;tarkem Quell.</p><lb/>
            <p>Ein Wort vom Theater. Wolff, Rhamnes <hi rendition="#g">&#x017F;ehr gut</hi>:<lb/>
eine Mlle. Roger Melitta, und eine Mlle. Willmann das<lb/>
andere Mädchen, &#x017F;ehr &#x017F;chön, letztere &#x017F;ogar viel Talent. Die<lb/>
Maas hüb&#x017F;cher, &#x017F;tärker, beinah größer. Gut angezogen, <hi rendition="#g">vor-<lb/>
trefflich</hi> &#x017F;tummes Spiel, be&#x017F;&#x017F;ere &#x017F;prechendere Mienen; außer-<lb/>
ordentlich ge&#x017F;prochen, nie in&#x2019;s Feine ge&#x017F;chnappt; und mehr<lb/>
als &#x017F;echs Stellen <hi rendition="#g">wie eine Mei&#x017F;terin</hi>. Ich bin al&#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
zufrieden. Die Scene gut arrangirt. Rothes Licht, Morgen:<lb/>
blaues, Mond&#x017F;chein; viel Volk; &#x017F;chöner Pavillon mit breitem<lb/>
Stufenvorplatz, &#x017F;eitwärts; Aphroditens Altar in der Mitte<lb/>
hinten: von dem lief die Maas wie eine von einem Sterblichen<lb/>
berührte Olympierin hervor. Das war mit das Schön&#x017F;te, was<lb/>
ich <hi rendition="#g">je</hi> &#x017F;ah. Sie wi&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;on&#x017F;t war ich nie verliebt in ihr Spiel:<lb/>
noch nicht: aber ich freue mich, lobend gerecht &#x017F;ein zu dürfen.<lb/>
Ich möchte Sappho von Ihnen &#x017F;ehen, und mit Ihnen be&#x017F;pre-<lb/>
chen! Devrient &#x017F;ah ich noch nicht. Ich habe immer den<lb/>
Hu&#x017F;ten: jetzt habe ich ein Zaubermittel von Koreff, <hi rendition="#g">&#x017F;o</hi> hilft&#x2019;s.<lb/>
Der Geh. Kämmerier T. läßt Sie &#x017F;ehr grüßen; mit großem<lb/>
Intere&#x017F;&#x017F;e! der Ehrliche be&#x017F;uchte mich aus freien Stücken. Ein<lb/>
&#x017F;ehr braver einfacher Mann; den ich von <hi rendition="#g">Natur</hi> gut leiden<lb/>
kann. Ich freue mich, daß ihn der König hat. Was Sie<lb/>
&#x017F;ehr freuen wird, un&#x017F;er König &#x017F;ieht vortrefflich aus: er war<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[605/0613] time Freunde waren! Aber die Einrichtung macht ſie ſo: Helden ſind ſie nicht. Auch erlebe ich ſchon Rache: näm- lich, ſie überraſchten mich nicht. Unzählige Freunde fanden wir hier wieder: zahlloſe Bekannte. Die Geſelligkeit iſt, trotz der Erzählung von Abnahme, hier noch im größten Flor; und unter dem Schlamm ein guter Strom aus ſtarkem Quell. Ein Wort vom Theater. Wolff, Rhamnes ſehr gut: eine Mlle. Roger Melitta, und eine Mlle. Willmann das andere Mädchen, ſehr ſchön, letztere ſogar viel Talent. Die Maas hübſcher, ſtärker, beinah größer. Gut angezogen, vor- trefflich ſtummes Spiel, beſſere ſprechendere Mienen; außer- ordentlich geſprochen, nie in’s Feine geſchnappt; und mehr als ſechs Stellen wie eine Meiſterin. Ich bin alſo ſehr zufrieden. Die Scene gut arrangirt. Rothes Licht, Morgen: blaues, Mondſchein; viel Volk; ſchöner Pavillon mit breitem Stufenvorplatz, ſeitwärts; Aphroditens Altar in der Mitte hinten: von dem lief die Maas wie eine von einem Sterblichen berührte Olympierin hervor. Das war mit das Schönſte, was ich je ſah. Sie wiſſen, ſonſt war ich nie verliebt in ihr Spiel: noch nicht: aber ich freue mich, lobend gerecht ſein zu dürfen. Ich möchte Sappho von Ihnen ſehen, und mit Ihnen beſpre- chen! Devrient ſah ich noch nicht. Ich habe immer den Huſten: jetzt habe ich ein Zaubermittel von Koreff, ſo hilft’s. Der Geh. Kämmerier T. läßt Sie ſehr grüßen; mit großem Intereſſe! der Ehrliche beſuchte mich aus freien Stücken. Ein ſehr braver einfacher Mann; den ich von Natur gut leiden kann. Ich freue mich, daß ihn der König hat. Was Sie ſehr freuen wird, unſer König ſieht vortrefflich aus: er war

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/613
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/613>, abgerufen am 02.05.2024.