Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

ist auch mein Fehler: und ich schade Gesundheit und besserm,
höhern Leben damit; weil die nur im höheren Leben gedeihet.
Seit Mitte Novembers war ich zweimal aus: ich mußte das
Wetter meiden: und bin doch nur passabel gesund: wie du's
kennst: jedoch hab' ich große Anfälle vermieden. Varnhagen
ist seit dem Tag vor Sylvester an einer Grippe zu Bette ge-
wesen: recht krank. -- Ich hatte es schlimm: sein Zimmerchen
war warm und klein, und ich mußte immer durch Kälte da-
hin. Das that mir Schaden. Auch bin ich krank und imbe-
cile
von Ideen- und Zerstreuungslosigkeit. Das kann ich nicht:
konnte es nie!!! -- Doch geht's jetzt: par ci par la kommt
Einer. Ich kann wegen Blutsteigen und meiner Augen nicht
stets lesen. Doch lese ich viel. Du siehst meine Handschrift,
nachgrade nun werde ich nervig. -- Schreibe mir bald, Ge-
liebte! Daß du die Catalani hörtest, ist mein Trost! Auch
freut mich sehr dein Schiller und Goethe. Studire den letztern
sehr! Ist sein Leben und alles von ihm dabei? --

Adieu. Liebes Kind! Schreibe mir bald! Von zu Hause
krieg' ich auch nur so wenig Briefe, und so wenig drin als
möglich: auf dem Ort ist mein Herz hart gebrannt. Adieu.

Deine R.

Dore grüßt schön! Auch Hrn. Asser. Ich auch noch Ein-
mal! er soll sich noch lange pflegen und schonen, und Cham-
pagner trinken und Eisentropfen gebrauchen. Das waren da-
mals meine guten Mittel.



iſt auch mein Fehler: und ich ſchade Geſundheit und beſſerm,
höhern Leben damit; weil die nur im höheren Leben gedeihet.
Seit Mitte Novembers war ich zweimal aus: ich mußte das
Wetter meiden: und bin doch nur paſſabel geſund: wie du’s
kennſt: jedoch hab’ ich große Anfälle vermieden. Varnhagen
iſt ſeit dem Tag vor Sylveſter an einer Grippe zu Bette ge-
weſen: recht krank. — Ich hatte es ſchlimm: ſein Zimmerchen
war warm und klein, und ich mußte immer durch Kälte da-
hin. Das that mir Schaden. Auch bin ich krank und imbé-
cile
von Ideen- und Zerſtreuungsloſigkeit. Das kann ich nicht:
konnte es nie!!! — Doch geht’s jetzt: par ci par là kommt
Einer. Ich kann wegen Blutſteigen und meiner Augen nicht
ſtets leſen. Doch leſe ich viel. Du ſiehſt meine Handſchrift,
nachgrade nun werde ich nervig. — Schreibe mir bald, Ge-
liebte! Daß du die Catalani hörteſt, iſt mein Troſt! Auch
freut mich ſehr dein Schiller und Goethe. Studire den letztern
ſehr! Iſt ſein Leben und alles von ihm dabei? —

Adieu. Liebes Kind! Schreibe mir bald! Von zu Hauſe
krieg’ ich auch nur ſo wenig Briefe, und ſo wenig drin als
möglich: auf dem Ort iſt mein Herz hart gebrannt. Adieu.

Deine R.

Dore grüßt ſchön! Auch Hrn. Aſſer. Ich auch noch Ein-
mal! er ſoll ſich noch lange pflegen und ſchonen, und Cham-
pagner trinken und Eiſentropfen gebrauchen. Das waren da-
mals meine guten Mittel.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0574" n="566"/>
i&#x017F;t auch mein Fehler: und ich &#x017F;chade Ge&#x017F;undheit und be&#x017F;&#x017F;erm,<lb/>
höhern Leben damit; weil die nur im höheren Leben gedeihet.<lb/>
Seit Mitte Novembers war ich zweimal aus: ich mußte das<lb/>
Wetter meiden: und bin doch nur pa&#x017F;&#x017F;abel ge&#x017F;und: wie du&#x2019;s<lb/>
kenn&#x017F;t: jedoch hab&#x2019; ich große Anfälle vermieden. Varnhagen<lb/>
i&#x017F;t &#x017F;eit dem Tag vor Sylve&#x017F;ter an einer Grippe zu Bette ge-<lb/>
we&#x017F;en: recht krank. &#x2014; Ich hatte es &#x017F;chlimm: &#x017F;ein Zimmerchen<lb/>
war warm und klein, und ich mußte immer durch Kälte da-<lb/>
hin. Das that mir Schaden. Auch bin ich krank und <hi rendition="#aq">imbé-<lb/>
cile</hi> von Ideen- und Zer&#x017F;treuungslo&#x017F;igkeit. Das kann ich nicht:<lb/>
konnte es nie!!! &#x2014; Doch geht&#x2019;s jetzt: <hi rendition="#aq">par ci par là</hi> kommt<lb/>
Einer. Ich kann wegen Blut&#x017F;teigen und meiner Augen nicht<lb/>
&#x017F;tets le&#x017F;en. Doch le&#x017F;e ich viel. Du &#x017F;ieh&#x017F;t meine Hand&#x017F;chrift,<lb/>
nachgrade nun werde ich nervig. &#x2014; Schreibe mir bald, Ge-<lb/>
liebte! Daß du die Catalani hörte&#x017F;t, i&#x017F;t mein <hi rendition="#g">Tro&#x017F;t</hi>! Auch<lb/>
freut mich &#x017F;ehr dein Schiller und Goethe. Studire den letztern<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;ehr</hi>! I&#x017F;t &#x017F;ein Leben und <hi rendition="#g">alles</hi> von ihm dabei? &#x2014;</p><lb/>
          <p>Adieu. Liebes Kind! Schreibe mir bald! Von zu Hau&#x017F;e<lb/>
krieg&#x2019; ich auch nur &#x017F;o wenig Briefe, und &#x017F;o wenig drin als<lb/>
möglich: auf dem Ort i&#x017F;t mein Herz hart gebrannt. Adieu.</p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et">Deine R.</hi> </salute>
          </closer><lb/>
          <postscript>
            <p>Dore grüßt &#x017F;chön! Auch Hrn. A&#x017F;&#x017F;er. Ich auch noch Ein-<lb/>
mal! er &#x017F;oll &#x017F;ich noch <hi rendition="#g">lange</hi> pflegen und &#x017F;chonen, und Cham-<lb/>
pagner trinken und Ei&#x017F;entropfen gebrauchen. Das waren da-<lb/>
mals meine guten Mittel.</p>
          </postscript>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[566/0574] iſt auch mein Fehler: und ich ſchade Geſundheit und beſſerm, höhern Leben damit; weil die nur im höheren Leben gedeihet. Seit Mitte Novembers war ich zweimal aus: ich mußte das Wetter meiden: und bin doch nur paſſabel geſund: wie du’s kennſt: jedoch hab’ ich große Anfälle vermieden. Varnhagen iſt ſeit dem Tag vor Sylveſter an einer Grippe zu Bette ge- weſen: recht krank. — Ich hatte es ſchlimm: ſein Zimmerchen war warm und klein, und ich mußte immer durch Kälte da- hin. Das that mir Schaden. Auch bin ich krank und imbé- cile von Ideen- und Zerſtreuungsloſigkeit. Das kann ich nicht: konnte es nie!!! — Doch geht’s jetzt: par ci par là kommt Einer. Ich kann wegen Blutſteigen und meiner Augen nicht ſtets leſen. Doch leſe ich viel. Du ſiehſt meine Handſchrift, nachgrade nun werde ich nervig. — Schreibe mir bald, Ge- liebte! Daß du die Catalani hörteſt, iſt mein Troſt! Auch freut mich ſehr dein Schiller und Goethe. Studire den letztern ſehr! Iſt ſein Leben und alles von ihm dabei? — Adieu. Liebes Kind! Schreibe mir bald! Von zu Hauſe krieg’ ich auch nur ſo wenig Briefe, und ſo wenig drin als möglich: auf dem Ort iſt mein Herz hart gebrannt. Adieu. Deine R. Dore grüßt ſchön! Auch Hrn. Aſſer. Ich auch noch Ein- mal! er ſoll ſich noch lange pflegen und ſchonen, und Cham- pagner trinken und Eiſentropfen gebrauchen. Das waren da- mals meine guten Mittel.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/574
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/574>, abgerufen am 05.05.2024.