-- Die Fr. erzählte mir viel. Heute ist sie nach Hause gereist: sie und K. sind sehr mit dir zufrieden. Alle gratuliren mir; so schön führst du dich auf! Ich umarme dich!
Du siehst, meine schlechte Laune ist schon gute geworden durch's Äußern. Überhaupt, wenn ich in Wuth bin, ist's nicht so schlimm mit mir. Heute will ich die Leute ärgern, und nicht mich: ich habe schon vorgestern etwas ausgeübt, welches ich dir, weil es zu lang wäre, mündlich erzählen werde. Hl.'s waren so grob, mich gestern nicht mir zu bitten, als sie Arn- steins baten, ich aber dachte mir das vorgestern schon, weil's mir hier immer so geht, und sagte Mlle. Hl. ihr fait wenig- stens: über Musik, womit sie mich bis zu Nervenanfällen ennuyirt hatte; sie hatte nämlich eine Sonate ohne Sinn von Clementi auf einem englischen, mir odiosen Instrument mit angelernter und angedachter Salbung hören lassen; und ich bedut' ihr, was Musik ist. So hab' ich doch das Präve- nire gespielt. Adieu.
An Varnhagen, in Paris.
Frankfurt a. M., den 8. Oktober 1815.
-- Was du Otterstedt von dem Kronprinzen von W. schreibst, darin gebe ich dir ganz Recht. Was soll solcher Be- such? Hochstehende Fürsten müssen einen gebrauchen, und mit einem zu reden haben; man muß etwas Bestimmtes bei ihnen auszurichten haben; sie müssen genöthigt sein, uns unsres Ran- ges wegen zu bitten, Talente wegen ist es schon unangenehm:
— Die Fr. erzählte mir viel. Heute iſt ſie nach Hauſe gereiſt: ſie und K. ſind ſehr mit dir zufrieden. Alle gratuliren mir; ſo ſchön führſt du dich auf! Ich umarme dich!
Du ſiehſt, meine ſchlechte Laune iſt ſchon gute geworden durch’s Äußern. Überhaupt, wenn ich in Wuth bin, iſt’s nicht ſo ſchlimm mit mir. Heute will ich die Leute ärgern, und nicht mich: ich habe ſchon vorgeſtern etwas ausgeübt, welches ich dir, weil es zu lang wäre, mündlich erzählen werde. Hl.’s waren ſo grob, mich geſtern nicht mir zu bitten, als ſie Arn- ſteins baten, ich aber dachte mir das vorgeſtern ſchon, weil’s mir hier immer ſo geht, und ſagte Mlle. Hl. ihr fait wenig- ſtens: über Muſik, womit ſie mich bis zu Nervenanfällen ennuyirt hatte; ſie hatte nämlich eine Sonate ohne Sinn von Clementi auf einem engliſchen, mir odioſen Inſtrument mit angelernter und angedachter Salbung hören laſſen; und ich bedut’ ihr, was Muſik iſt. So hab’ ich doch das Präve- nire geſpielt. Adieu.
An Varnhagen, in Paris.
Frankfurt a. M., den 8. Oktober 1815.
— Was du Otterſtedt von dem Kronprinzen von W. ſchreibſt, darin gebe ich dir ganz Recht. Was ſoll ſolcher Be- ſuch? Hochſtehende Fürſten müſſen einen gebrauchen, und mit einem zu reden haben; man muß etwas Beſtimmtes bei ihnen auszurichten haben; ſie müſſen genöthigt ſein, uns unſres Ran- ges wegen zu bitten, Talente wegen iſt es ſchon unangenehm:
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— Die Fr. erzählte mir viel. Heute iſt ſie nach Hauſe
gereiſt: ſie und K. ſind ſehr mit dir zufrieden. Alle gratuliren
mir; ſo ſchön führſt du dich auf! Ich umarme dich!
Du ſiehſt, meine ſchlechte Laune iſt ſchon gute geworden
durch’s Äußern. Überhaupt, wenn ich in Wuth bin, iſt’s nicht
ſo ſchlimm mit mir. Heute will ich die Leute ärgern, und
nicht mich: ich habe ſchon vorgeſtern etwas ausgeübt, welches
ich dir, weil es zu lang wäre, mündlich erzählen werde. Hl.’s
waren ſo grob, mich geſtern nicht mir zu bitten, als ſie Arn-
ſteins baten, ich aber dachte mir das vorgeſtern ſchon, weil’s
mir hier immer ſo geht, und ſagte Mlle. Hl. ihr fait wenig-
ſtens: über Muſik, womit ſie mich bis zu Nervenanfällen
ennuyirt hatte; ſie hatte nämlich eine Sonate ohne Sinn von
Clementi auf einem engliſchen, mir odioſen Inſtrument mit
angelernter und angedachter Salbung hören laſſen; und ich
bedut’ ihr, was Muſik iſt. So hab’ ich doch das Präve-
nire geſpielt. Adieu.
An Varnhagen, in Paris.
Frankfurt a. M., den 8. Oktober 1815.
— Was du Otterſtedt von dem Kronprinzen von W.
ſchreibſt, darin gebe ich dir ganz Recht. Was ſoll ſolcher Be-
ſuch? Hochſtehende Fürſten müſſen einen gebrauchen, und mit
einem zu reden haben; man muß etwas Beſtimmtes bei ihnen
auszurichten haben; ſie müſſen genöthigt ſein, uns unſres Ran-
ges wegen zu bitten, Talente wegen iſt es ſchon unangenehm:
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/357>, abgerufen am 21.11.2024.
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