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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834.

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wegen, die Welt steht, die Natur sich bewegt, Gesetz sich aus
dem Hirn windet. Genug!!! du weißt alles aus und nach
diesem Punkt. Was Mägde wußten, Fuhrleute sich auf den
Wegen erzählen, wissen sie nicht. Ohne Kraft im Handlen,
ohne Licht im Einsehen wollen sie obenan sein. Nicht jetzt:
jetzt könnte es keiner ohne Krieg, aber seit lange. -- -- Ich
bin außer mir vor Grimm. Abgemacht schien dem Emigran-
ten-Volk alles für alle Zukunft. Sie vergaßen, warum
sie sich hatten rüsten müssen. -- Du kennst sie; helfen kann
man nicht, theilen muß man nicht mit ihnen. Ich nicht: die
Theilung ist zu ungleich. Ich mag die Höllenangst nicht aus-
stehen. -- Und vom Übrigen ekle ich mich zu sprechen. Die
größeren, großen Gesichtspunkte für uns, unsere alten, bleiben
immer; von denen mag ich nicht reden. -- Gott! was sind
die Weiber elend. So wahr er mir in meiner letzten Noth
beistehen soll, ich fasse sie nicht. Nur eitel; gräßlich! --
Gott verzeiht es mir, du mußt auch: ich auch -- so schlecht
sind' ich sie in ihren ewigen, gediegenen, schleimigen, Lügen,
in dem unbewußten Lügen, in dem auf nichts sich beziehen-
den Putzen des Leibes, und jeder innren Faser, wegen dieser
plumpen, gräßlichen, ja nicht glaubbaren Dummheit in dem
Lügen, dieser völligen Kunstlosigkeit, Mäßigungslosigkeit. Ver-
zeih mir! Ich mußt' es dir zeigen können. Verzeih mir,
daß ich mich nicht immer bös gegen sie zeigen kann, und
werde. Ich selbst will es mir vorwerfen, und kann es doch
nicht. Denn den Rest Menschen ehr' ich in ihnen und Aller
anderer Schlechtigkeit; die wollten sonst jene fressen, und
sollten auch gespeist werden. --


wegen, die Welt ſteht, die Natur ſich bewegt, Geſetz ſich aus
dem Hirn windet. Genug!!! du weißt alles aus und nach
dieſem Punkt. Was Mägde wußten, Fuhrleute ſich auf den
Wegen erzählen, wiſſen ſie nicht. Ohne Kraft im Handlen,
ohne Licht im Einſehen wollen ſie obenan ſein. Nicht jetzt:
jetzt könnte es keiner ohne Krieg, aber ſeit lange. — — Ich
bin außer mir vor Grimm. Abgemacht ſchien dem Emigran-
ten-Volk alles für alle Zukunft. Sie vergaßen, warum
ſie ſich hatten rüſten müſſen. — Du kennſt ſie; helfen kann
man nicht, theilen muß man nicht mit ihnen. Ich nicht: die
Theilung iſt zu ungleich. Ich mag die Höllenangſt nicht aus-
ſtehen. — Und vom Übrigen ekle ich mich zu ſprechen. Die
größeren, großen Geſichtspunkte für uns, unſere alten, bleiben
immer; von denen mag ich nicht reden. — Gott! was ſind
die Weiber elend. So wahr er mir in meiner letzten Noth
beiſtehen ſoll, ich faſſe ſie nicht. Nur eitel; gräßlich! —
Gott verzeiht es mir, du mußt auch: ich auch — ſo ſchlecht
ſind’ ich ſie in ihren ewigen, gediegenen, ſchleimigen, Lügen,
in dem unbewußten Lügen, in dem auf nichts ſich beziehen-
den Putzen des Leibes, und jeder innren Faſer, wegen dieſer
plumpen, gräßlichen, ja nicht glaubbaren Dummheit in dem
Lügen, dieſer völligen Kunſtloſigkeit, Mäßigungsloſigkeit. Ver-
zeih mir! Ich mußt’ es dir zeigen können. Verzeih mir,
daß ich mich nicht immer bös gegen ſie zeigen kann, und
werde. Ich ſelbſt will es mir vorwerfen, und kann es doch
nicht. Denn den Reſt Menſchen ehr’ ich in ihnen und Aller
anderer Schlechtigkeit; die wollten ſonſt jene freſſen, und
ſollten auch geſpeiſt werden. —


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[348/0356] wegen, die Welt ſteht, die Natur ſich bewegt, Geſetz ſich aus dem Hirn windet. Genug!!! du weißt alles aus und nach dieſem Punkt. Was Mägde wußten, Fuhrleute ſich auf den Wegen erzählen, wiſſen ſie nicht. Ohne Kraft im Handlen, ohne Licht im Einſehen wollen ſie obenan ſein. Nicht jetzt: jetzt könnte es keiner ohne Krieg, aber ſeit lange. — — Ich bin außer mir vor Grimm. Abgemacht ſchien dem Emigran- ten-Volk alles für alle Zukunft. Sie vergaßen, warum ſie ſich hatten rüſten müſſen. — Du kennſt ſie; helfen kann man nicht, theilen muß man nicht mit ihnen. Ich nicht: die Theilung iſt zu ungleich. Ich mag die Höllenangſt nicht aus- ſtehen. — Und vom Übrigen ekle ich mich zu ſprechen. Die größeren, großen Geſichtspunkte für uns, unſere alten, bleiben immer; von denen mag ich nicht reden. — Gott! was ſind die Weiber elend. So wahr er mir in meiner letzten Noth beiſtehen ſoll, ich faſſe ſie nicht. Nur eitel; gräßlich! — Gott verzeiht es mir, du mußt auch: ich auch — ſo ſchlecht ſind’ ich ſie in ihren ewigen, gediegenen, ſchleimigen, Lügen, in dem unbewußten Lügen, in dem auf nichts ſich beziehen- den Putzen des Leibes, und jeder innren Faſer, wegen dieſer plumpen, gräßlichen, ja nicht glaubbaren Dummheit in dem Lügen, dieſer völligen Kunſtloſigkeit, Mäßigungsloſigkeit. Ver- zeih mir! Ich mußt’ es dir zeigen können. Verzeih mir, daß ich mich nicht immer bös gegen ſie zeigen kann, und werde. Ich ſelbſt will es mir vorwerfen, und kann es doch nicht. Denn den Reſt Menſchen ehr’ ich in ihnen und Aller anderer Schlechtigkeit; die wollten ſonſt jene freſſen, und ſollten auch geſpeiſt werden. —

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/356>, abgerufen am 22.11.2024.