ich von ihm bin. -- Troxler ist zu bescheiden; das sagten wir längst: drum macht er zu viel Wesen aus mir: meins, wie es ist, ist nicht schlecht: aber er muß mich nicht beschämen. Nun! ich bin gewiß für ihn: ich fischte ihn ja gleich aus der Rezension vor acht, neun Jahren, und er ist ein lieber Mensch. Bleibt er nicht in unsrem Land? Die Männer, die ihn ehren, müssen ihn gar nicht weglassen. Wir werden schon wieder mit einander sprechen. Ich bin sehr stolz und vergnügt, daß er mir gut ist; und freue mich, wie es dich freut. Zum Glück kann ich kein Narr werden, sonst würd' ich's von deiner Liebe. Beste Guste! Die Ansicht seines Magnetismus kenne ich von ihm; geistreich ist er immer. --
1815.
-- Man weiß nicht wo ruhen mit seinen Gedanken. Wenigstens ich möchte sehr gern nach Arkadien! Es begegnet einem auch nichts Bestimmtes, Schönes, Deutliches, Thätiges, Erhebendes, Restaurirendes irgend einer Art. Hörtet ihr nun dabei all die hundert Arten von schein-agirenden Menschen sprechen! Wie sie Alle nicht mehr wissen und hervorbrin- gen als ich; und es eine komplete Luftbläschen-Agitation ist, wie in einem Gefäße, wo Champagner brauset; und man sieht, es wird überströmen, obgleich es Bläschen sind. --
An Varnhagen, in Paris.
Baden bei Wien, Mittwoch den 19. Juli 1815.
Bei schöner Hitze vor dem Bade, nach einer göttlichen Mondscheinnacht, die wir bis 12 Uhr im Park und auf dem
ich von ihm bin. — Troxler iſt zu beſcheiden; das ſagten wir längſt: drum macht er zu viel Weſen aus mir: meins, wie es iſt, iſt nicht ſchlecht: aber er muß mich nicht beſchämen. Nun! ich bin gewiß für ihn: ich fiſchte ihn ja gleich aus der Rezenſion vor acht, neun Jahren, und er iſt ein lieber Menſch. Bleibt er nicht in unſrem Land? Die Männer, die ihn ehren, müſſen ihn gar nicht weglaſſen. Wir werden ſchon wieder mit einander ſprechen. Ich bin ſehr ſtolz und vergnügt, daß er mir gut iſt; und freue mich, wie es dich freut. Zum Glück kann ich kein Narr werden, ſonſt würd’ ich’s von deiner Liebe. Beſte Guſte! Die Anſicht ſeines Magnetismus kenne ich von ihm; geiſtreich iſt er immer. —
1815.
— Man weiß nicht wo ruhen mit ſeinen Gedanken. Wenigſtens ich möchte ſehr gern nach Arkadien! Es begegnet einem auch nichts Beſtimmtes, Schönes, Deutliches, Thätiges, Erhebendes, Reſtaurirendes irgend einer Art. Hörtet ihr nun dabei all die hundert Arten von ſchein-agirenden Menſchen ſprechen! Wie ſie Alle nicht mehr wiſſen und hervorbrin- gen als ich; und es eine komplete Luftbläschen-Agitation iſt, wie in einem Gefäße, wo Champagner brauſet; und man ſieht, es wird überſtrömen, obgleich es Bläschen ſind. —
An Varnhagen, in Paris.
Baden bei Wien, Mittwoch den 19. Juli 1815.
Bei ſchöner Hitze vor dem Bade, nach einer göttlichen Mondſcheinnacht, die wir bis 12 Uhr im Park und auf dem
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ich von ihm bin. — Troxler iſt zu beſcheiden; das ſagten
wir längſt: drum macht er zu viel Weſen aus mir: meins,
wie es iſt, iſt nicht ſchlecht: aber er muß mich nicht beſchämen.
Nun! ich bin gewiß für ihn: ich fiſchte ihn ja gleich aus der
Rezenſion vor acht, neun Jahren, und er iſt ein lieber Menſch.
Bleibt er nicht in unſrem Land? Die Männer, die ihn ehren,
müſſen ihn gar nicht weglaſſen. Wir werden ſchon wieder
mit einander ſprechen. Ich bin ſehr ſtolz und vergnügt, daß
er mir gut iſt; und freue mich, wie es dich freut. Zum Glück
kann ich kein Narr werden, ſonſt würd’ ich’s von deiner Liebe.
Beſte Guſte! Die Anſicht ſeines Magnetismus kenne ich von
ihm; geiſtreich iſt er immer. —
1815.
— Man weiß nicht wo ruhen mit ſeinen Gedanken.
Wenigſtens ich möchte ſehr gern nach Arkadien! Es begegnet
einem auch nichts Beſtimmtes, Schönes, Deutliches, Thätiges,
Erhebendes, Reſtaurirendes irgend einer Art. Hörtet ihr nun
dabei all die hundert Arten von ſchein-agirenden Menſchen
ſprechen! Wie ſie Alle nicht mehr wiſſen und hervorbrin-
gen als ich; und es eine komplete Luftbläschen-Agitation iſt,
wie in einem Gefäße, wo Champagner brauſet; und man
ſieht, es wird überſtrömen, obgleich es Bläschen ſind. —
An Varnhagen, in Paris.
Baden bei Wien, Mittwoch den 19. Juli 1815.
Bei ſchöner Hitze vor dem Bade, nach einer göttlichen
Mondſcheinnacht, die wir bis 12 Uhr im Park und auf dem
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/319>, abgerufen am 25.11.2024.
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