Gott lebt! ich wirkte gut: ich sehe es. -- Also ich bin wohl- gelitten im ganzen Hause, -- Nun deinen Brief. Es freut mich unendlich, mein geliebter Freund, daß dir mein Thun und Schaffen auch gefällig und wohlthätig ist: daß ich dir bequem bin, und im kleinen Leben helfe: daß ich dir bei den Reiseanstalten der Unsrigen einfiel. Ja, ich weiß, was ich will; die Gottesgabe hab' ich; denk dir, was ich also litt, immer nicht zu können bei diesem hellen Willen: und bei dunklem, trüben, schadenden, die Macht und Fülle zur Seite zu sehen: überdummt und überschrieen und überhandelt zu werden! zum sichtlichen Schaden Aller. "Alle Schuld rächt sich auf Erden," das war hier meine Hölle. -- In den Angelegenheiten der Weltregierung, und den Kämpfen der Menschheit denk' ich wie du: und traue dir sehr viel. Nach deinen Briefen soll sich mein Thun und Kommen richten. Auch Einen Wunsch hab' ich mit dir: bei dir zu sein. Mich hungert noch bei al- lem andern nach Mittheilung, Lesen und männlichen Gesprä- chen, -- Ich freue mich deiner Meinung über unsere Zukunft! bin aber immer noch nicht in Berlin verliebt. Wegen der armen Provinz und Gegend. Die Sonnenuntergänge sind bei uns schöner; und vieles, Ach! ich kenne alles Gute: das Land ist ja mein Bruder: und nur, wie ich mich hasse, hasse ich es! -- Was du mir von Beyme schreibst, nährt recht mein Herz! Daß es solchen Mann giebt, ist schon eine Freude; daß der unser Landsmann, wieder; und daß er schon ein sol- ches Amt im Lande besessen, daß man ihn doch auch ferner gebrauchen wird! Und daß er gut von dir denkt, und dir wohlwill. Hättest du ihm sagen können, wie eingenommen
Gott lebt! ich wirkte gut: ich ſehe es. — Alſo ich bin wohl- gelitten im ganzen Hauſe, — Nun deinen Brief. Es freut mich unendlich, mein geliebter Freund, daß dir mein Thun und Schaffen auch gefällig und wohlthätig iſt: daß ich dir bequem bin, und im kleinen Leben helfe: daß ich dir bei den Reiſeanſtalten der Unſrigen einfiel. Ja, ich weiß, was ich will; die Gottesgabe hab’ ich; denk dir, was ich alſo litt, immer nicht zu können bei dieſem hellen Willen: und bei dunklem, trüben, ſchadenden, die Macht und Fülle zur Seite zu ſehen: überdummt und überſchrieen und überhandelt zu werden! zum ſichtlichen Schaden Aller. „Alle Schuld rächt ſich auf Erden,“ das war hier meine Hölle. — In den Angelegenheiten der Weltregierung, und den Kämpfen der Menſchheit denk’ ich wie du: und traue dir ſehr viel. Nach deinen Briefen ſoll ſich mein Thun und Kommen richten. Auch Einen Wunſch hab’ ich mit dir: bei dir zu ſein. Mich hungert noch bei al- lem andern nach Mittheilung, Leſen und männlichen Geſprä- chen, — Ich freue mich deiner Meinung über unſere Zukunft! bin aber immer noch nicht in Berlin verliebt. Wegen der armen Provinz und Gegend. Die Sonnenuntergänge ſind bei uns ſchöner; und vieles, Ach! ich kenne alles Gute: das Land iſt ja mein Bruder: und nur, wie ich mich haſſe, haſſe ich es! — Was du mir von Beyme ſchreibſt, nährt recht mein Herz! Daß es ſolchen Mann giebt, iſt ſchon eine Freude; daß der unſer Landsmann, wieder; und daß er ſchon ein ſol- ches Amt im Lande beſeſſen, daß man ihn doch auch ferner gebrauchen wird! Und daß er gut von dir denkt, und dir wohlwill. Hätteſt du ihm ſagen können, wie eingenommen
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Gott lebt! ich wirkte gut: ich ſehe es. — Alſo ich bin wohl-
gelitten im ganzen Hauſe, — Nun deinen Brief. Es freut
mich unendlich, mein geliebter Freund, daß dir mein Thun
und Schaffen auch gefällig und wohlthätig iſt: daß ich dir
bequem bin, und im kleinen Leben helfe: daß ich dir bei den
Reiſeanſtalten der Unſrigen einfiel. Ja, ich weiß, was ich will;
die Gottesgabe hab’ ich; denk dir, was ich alſo litt, immer
nicht zu können bei dieſem hellen Willen: und bei dunklem,
trüben, ſchadenden, die Macht und Fülle zur Seite zu ſehen:
überdummt und überſchrieen und überhandelt zu werden! zum
ſichtlichen Schaden Aller. „Alle Schuld rächt ſich auf Erden,“
das war hier meine Hölle. — In den Angelegenheiten der
Weltregierung, und den Kämpfen der Menſchheit denk’ ich
wie du: und traue dir ſehr viel. Nach deinen Briefen ſoll
ſich mein Thun und Kommen richten. Auch Einen Wunſch
hab’ ich mit dir: bei dir zu ſein. Mich hungert noch bei al-
lem andern nach Mittheilung, Leſen und männlichen Geſprä-
chen, — Ich freue mich deiner Meinung über unſere Zukunft!
bin aber immer noch nicht in Berlin verliebt. Wegen der
armen Provinz und Gegend. Die Sonnenuntergänge ſind
bei uns ſchöner; und vieles, Ach! ich kenne alles Gute: das
Land iſt ja mein Bruder: und nur, wie ich mich haſſe, haſſe
ich es! — Was du mir von Beyme ſchreibſt, nährt recht mein
Herz! Daß es ſolchen Mann giebt, iſt ſchon eine Freude;
daß der unſer Landsmann, wieder; und daß er ſchon ein ſol-
ches Amt im Lande beſeſſen, daß man ihn doch auch ferner
gebrauchen wird! Und daß er gut von dir denkt, und dir
wohlwill. Hätteſt du ihm ſagen können, wie eingenommen
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/318>, abgerufen am 25.11.2024.
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