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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834.

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sie beinah unnöthig war, und aus der Pariser Konvention
schon hervorgeht. Was befallen ihn für Zweifel? an der
Sache oder am Publikum. Es giebt der ganzen Sache, mei-
nem Gefühle nach, ein unsicheres Ansehen; und sollte ihr ein
sicheres geben. Warum nennen sie Napoleon Rebell? dies
kann nur ein Unterthan sein. Er war auf Elba niemandem
unterthan. In solchen Proklamationen sollte kein unrichtiges
Wort stehen. Die richtigen sind ganz hinlänglich. Europa
will Ruhe; und wird sie im Nothfall mit Krieg erkaufen;
voila le fait, qui doit etre fait etc. Von Paris hat unser
Golz nur allein einen Kourier mit den Nachrichten geschickt,
die nun hier umlaufen und im Beobachter stehen. Die An-
dern haben keine. Talleyrand mag sie nicht mittheilen,
vielleicht.

Beim Kanzler speisten gestern zweiunddreißig Personen,
vier Damen mit mir. -- -- Der Kanzler macht auf die rein
menschlichste Art die Honneurs, und so sehr wie ein guter
Mann
, daß wenigstens Gemüther wie ich, ihn lieben müs-
sen
; und gleich mit ihm bekannt werden. Er dauerte mich
schmerzhaft unter den Zweiunddreißig, wie der selige Onkel.
Aber er steht hoch in Betragen und Sein, und der gebildet-
sten Lebensart. Ich kann mit Tauben nicht sprechen: so viel
meine Unfähigkeit es zuließ, that ich's doch: auf die unge-
zwungenste Weise. Es ist ein Mitleid! Weil er sehr Kon-
versation liebt, und weit hinhorchte, wo Humboldt neben Varn-
hagen schrie und lachte. Auf der andern Seite hatte Varnha-
gen Stägemann, Schöler, Grolman, Bartholdy. Graf Flem-
ming ganz unten. Kein Rang, kein Stand. Jahn, auf den

ſie beinah unnöthig war, und aus der Pariſer Konvention
ſchon hervorgeht. Was befallen ihn für Zweifel? an der
Sache oder am Publikum. Es giebt der ganzen Sache, mei-
nem Gefühle nach, ein unſicheres Anſehen; und ſollte ihr ein
ſicheres geben. Warum nennen ſie Napoleon Rebell? dies
kann nur ein Unterthan ſein. Er war auf Elba niemandem
unterthan. In ſolchen Proklamationen ſollte kein unrichtiges
Wort ſtehen. Die richtigen ſind ganz hinlänglich. Europa
will Ruhe; und wird ſie im Nothfall mit Krieg erkaufen;
voilà le fait, qui doit être fait etc. Von Paris hat unſer
Golz nur allein einen Kourier mit den Nachrichten geſchickt,
die nun hier umlaufen und im Beobachter ſtehen. Die An-
dern haben keine. Talleyrand mag ſie nicht mittheilen,
vielleicht.

Beim Kanzler ſpeiſten geſtern zweiunddreißig Perſonen,
vier Damen mit mir. — — Der Kanzler macht auf die rein
menſchlichſte Art die Honneurs, und ſo ſehr wie ein guter
Mann
, daß wenigſtens Gemüther wie ich, ihn lieben müſ-
ſen
; und gleich mit ihm bekannt werden. Er dauerte mich
ſchmerzhaft unter den Zweiunddreißig, wie der ſelige Onkel.
Aber er ſteht hoch in Betragen und Sein, und der gebildet-
ſten Lebensart. Ich kann mit Tauben nicht ſprechen: ſo viel
meine Unfähigkeit es zuließ, that ich’s doch: auf die unge-
zwungenſte Weiſe. Es iſt ein Mitleid! Weil er ſehr Kon-
verſation liebt, und weit hinhorchte, wo Humboldt neben Varn-
hagen ſchrie und lachte. Auf der andern Seite hatte Varnha-
gen Stägemann, Schöler, Grolman, Bartholdy. Graf Flem-
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[267/0275] ſie beinah unnöthig war, und aus der Pariſer Konvention ſchon hervorgeht. Was befallen ihn für Zweifel? an der Sache oder am Publikum. Es giebt der ganzen Sache, mei- nem Gefühle nach, ein unſicheres Anſehen; und ſollte ihr ein ſicheres geben. Warum nennen ſie Napoleon Rebell? dies kann nur ein Unterthan ſein. Er war auf Elba niemandem unterthan. In ſolchen Proklamationen ſollte kein unrichtiges Wort ſtehen. Die richtigen ſind ganz hinlänglich. Europa will Ruhe; und wird ſie im Nothfall mit Krieg erkaufen; voilà le fait, qui doit être fait etc. Von Paris hat unſer Golz nur allein einen Kourier mit den Nachrichten geſchickt, die nun hier umlaufen und im Beobachter ſtehen. Die An- dern haben keine. Talleyrand mag ſie nicht mittheilen, vielleicht. Beim Kanzler ſpeiſten geſtern zweiunddreißig Perſonen, vier Damen mit mir. — — Der Kanzler macht auf die rein menſchlichſte Art die Honneurs, und ſo ſehr wie ein guter Mann, daß wenigſtens Gemüther wie ich, ihn lieben müſ- ſen; und gleich mit ihm bekannt werden. Er dauerte mich ſchmerzhaft unter den Zweiunddreißig, wie der ſelige Onkel. Aber er ſteht hoch in Betragen und Sein, und der gebildet- ſten Lebensart. Ich kann mit Tauben nicht ſprechen: ſo viel meine Unfähigkeit es zuließ, that ich’s doch: auf die unge- zwungenſte Weiſe. Es iſt ein Mitleid! Weil er ſehr Kon- verſation liebt, und weit hinhorchte, wo Humboldt neben Varn- hagen ſchrie und lachte. Auf der andern Seite hatte Varnha- gen Stägemann, Schöler, Grolman, Bartholdy. Graf Flem- ming ganz unten. Kein Rang, kein Stand. Jahn, auf den

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/275>, abgerufen am 25.11.2024.