antwortet: ich sehe Herz, und freue mich; er sieht gesund und blühend aus, und freut sich auch; auch frisirt. Ich sehe Selle! Ach Herr Jesus, sag' ich, das ist ein Glück! Ich habe schreck- lichen Rheumatism; was soll ich thun? -- "Schwefelbäder!" schreit er gleich heftig, und als habe er keine Zeit: Nein, sage ich, man hat mir Töplitz verordnet: "Ich weiß; sagte er, Schwefelbäder!" -- Ich habe nicht die Gicht, wie sonst, ganz anders! -- "Ich weiß alles, sagt er, ich weiß es. Schwe- felbäder!" -- Nun ist's in mir fester, diese zu nehmen, als allen Ärzten zu folgen. -- Ich habe jetzt keinen. -- Ich glaube vielleicht nur an drei in der Welt, die ich nicht kenne; und an Einen über mich. Was da für Gaben zu gehören!! Gott hat mir diesen Traum geschickt. Du kennst meine Träume. Im Schlaf bin ich wacher. Auch hat er mir ein Trostge- fühl hinterlassen; als hätte ich die gesehen, als sollte ich meine Todten sehen! Wahrlich zu viel Matadors sind mir für mein Alter entwandt. Wir wollen zusammen sterben. Auch leben: genug! du kommst und holst mich, gewiß. --
Wenn ich nur wüßte, wie lange du noch im unseligen Paris bleibst! Denk'! Endlich gefällt auch mir Frankreich nicht. Seine Liebenswürdigkeit und Geselligkeit ist zu sehr, zu lange, für zu lange zerrüttet; welches sonst sein ganzer namenloser Reiz war; unseliges Vorvolk! (wie Vortrab!) Nur in ein- zelnen Franzosen findet man noch, was ihm sonst als De- pot eines Theils der kollektiven Person Franzose mit sich herumzutragen gegeben war. -- Frau von Stael radotirt in ihrem Buche de l'Allemagne. Über die Ehescheidung ist sie platt und dumm, und sich selbst aus Angst und Furcht ungetreu,
antwortet: ich ſehe Herz, und freue mich; er ſieht geſund und blühend aus, und freut ſich auch; auch friſirt. Ich ſehe Selle! Ach Herr Jeſus, ſag’ ich, das iſt ein Glück! Ich habe ſchreck- lichen Rheumatism; was ſoll ich thun? — „Schwefelbäder!“ ſchreit er gleich heftig, und als habe er keine Zeit: Nein, ſage ich, man hat mir Töplitz verordnet: „Ich weiß; ſagte er, Schwefelbäder!“ — Ich habe nicht die Gicht, wie ſonſt, ganz anders! — „Ich weiß alles, ſagt er, ich weiß es. Schwe- felbäder!“ — Nun iſt’s in mir feſter, dieſe zu nehmen, als allen Ärzten zu folgen. — Ich habe jetzt keinen. — Ich glaube vielleicht nur an drei in der Welt, die ich nicht kenne; und an Einen über mich. Was da für Gaben zu gehören!! Gott hat mir dieſen Traum geſchickt. Du kennſt meine Träume. Im Schlaf bin ich wacher. Auch hat er mir ein Troſtge- fühl hinterlaſſen; als hätte ich die geſehen, als ſollte ich meine Todten ſehen! Wahrlich zu viel Matadors ſind mir für mein Alter entwandt. Wir wollen zuſammen ſterben. Auch leben: genug! du kommſt und holſt mich, gewiß. —
Wenn ich nur wüßte, wie lange du noch im unſeligen Paris bleibſt! Denk’! Endlich gefällt auch mir Frankreich nicht. Seine Liebenswürdigkeit und Geſelligkeit iſt zu ſehr, zu lange, für zu lange zerrüttet; welches ſonſt ſein ganzer namenloſer Reiz war; unſeliges Vorvolk! (wie Vortrab!) Nur in ein- zelnen Franzoſen findet man noch, was ihm ſonſt als De- pot eines Theils der kollektiven Perſon Franzoſe mit ſich herumzutragen gegeben war. — Frau von Staël radotirt in ihrem Buche de l’Allemagne. Über die Eheſcheidung iſt ſie platt und dumm, und ſich ſelbſt aus Angſt und Furcht ungetreu,
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antwortet: ich ſehe Herz, und freue mich; er ſieht geſund und
blühend aus, und freut ſich auch; auch friſirt. Ich ſehe Selle!
Ach Herr Jeſus, ſag’ ich, das iſt ein Glück! Ich habe ſchreck-
lichen Rheumatism; was ſoll ich thun? — „Schwefelbäder!“
ſchreit er gleich heftig, und als habe er keine Zeit: Nein, ſage
ich, man hat mir Töplitz verordnet: „Ich weiß; ſagte er,
Schwefelbäder!“ — Ich habe nicht die Gicht, wie ſonſt, ganz
anders! — „Ich weiß alles, ſagt er, ich weiß es. Schwe-
felbäder!“ — Nun iſt’s in mir feſter, dieſe zu nehmen, als
allen Ärzten zu folgen. — Ich habe jetzt keinen. — Ich glaube
vielleicht nur an drei in der Welt, die ich nicht kenne; und
an Einen über mich. Was da für Gaben zu gehören!! Gott
hat mir dieſen Traum geſchickt. Du kennſt meine Träume.
Im Schlaf bin ich wacher. Auch hat er mir ein Troſtge-
fühl hinterlaſſen; als hätte ich die geſehen, als ſollte ich
meine Todten ſehen! Wahrlich zu viel Matadors ſind mir
für mein Alter entwandt. Wir wollen zuſammen ſterben.
Auch leben: genug! du kommſt und holſt mich, gewiß. —
Wenn ich nur wüßte, wie lange du noch im unſeligen
Paris bleibſt! Denk’! Endlich gefällt auch mir Frankreich nicht.
Seine Liebenswürdigkeit und Geſelligkeit iſt zu ſehr, zu lange,
für zu lange zerrüttet; welches ſonſt ſein ganzer namenloſer
Reiz war; unſeliges Vorvolk! (wie Vortrab!) Nur in ein-
zelnen Franzoſen findet man noch, was ihm ſonſt als De-
pot eines Theils der kollektiven Perſon Franzoſe mit ſich
herumzutragen gegeben war. — Frau von Staël radotirt in
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und dumm, und ſich ſelbſt aus Angſt und Furcht ungetreu,
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/225>, abgerufen am 25.11.2024.
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