habe. Das hat mich sehr erheitert. Roberts Brief mich auch ungemein gefreut! Ich werde ihm sehr zum Selbstvertrauen und zur Thätigkeit zureden.
Von Varnhagen weiß ich seit dem 17. Februar nichts, da war er in Trier. Nur von euch erfahre ich nichts. Von Moritz träumte ich diesen Morgen sehr schwer, bis ich aus Angst erwachte. -- Lebt Nette? Sie, ihr, und Mendelssohn und Ernestine antworten nicht. Ich schrieb euch den 9. Fe- bruar, den 11. mit einem Robert'schen Brief, den 20. mit der Breslauer Post, den 26. an Ernestinen, den 27. wieder ein Wort mit Roberts Brief. Was machen die Kinder, Hans? Alle? Habt ihr. Mad. Staels Buch? ich nicht. Schickt es mir in Französisch mit Weber! Goethe giebt ein ganz neues heraus. Ist der dritte Theil seines Lebens da? Lebt wohl!
Eure R. R.
Montag, den 28. März 1814.
So wie man manchen Menschen niedlich, hübsch oder angenehm finden muß, wenn man auch keinen einzigen Zug in seinem Gesichte, oder kein Glied an seinem Körper als richtig angeben kann, so hat T. durchaus etwas unangenehm Unansehnliches, ohne daß man besonders auffallende Diffor- mitäten im Einzelnen gleich entdeckte. Sie weiß das ganz genau; und der Eindruck, den sie von jeher machte, hat auf ihre Art sich darzustellen, und auf ihre sowohl alleroberfläch- lichste und leiseste, als auch heftigste und tiefste Äußerung den bestimmtesten Einfluß: diese Art der Darstellung ihrer selbst
habe. Das hat mich ſehr erheitert. Roberts Brief mich auch ungemein gefreut! Ich werde ihm ſehr zum Selbſtvertrauen und zur Thätigkeit zureden.
Von Varnhagen weiß ich ſeit dem 17. Februar nichts, da war er in Trier. Nur von euch erfahre ich nichts. Von Moritz träumte ich dieſen Morgen ſehr ſchwer, bis ich aus Angſt erwachte. — Lebt Nette? Sie, ihr, und Mendelsſohn und Erneſtine antworten nicht. Ich ſchrieb euch den 9. Fe- bruar, den 11. mit einem Robert’ſchen Brief, den 20. mit der Breslauer Poſt, den 26. an Erneſtinen, den 27. wieder ein Wort mit Roberts Brief. Was machen die Kinder, Hans? Alle? Habt ihr. Mad. Staëls Buch? ich nicht. Schickt es mir in Franzöſiſch mit Weber! Goethe giebt ein ganz neues heraus. Iſt der dritte Theil ſeines Lebens da? Lebt wohl!
Eure R. R.
Montag, den 28. März 1814.
So wie man manchen Menſchen niedlich, hübſch oder angenehm finden muß, wenn man auch keinen einzigen Zug in ſeinem Geſichte, oder kein Glied an ſeinem Körper als richtig angeben kann, ſo hat T. durchaus etwas unangenehm Unanſehnliches, ohne daß man beſonders auffallende Diffor- mitäten im Einzelnen gleich entdeckte. Sie weiß das ganz genau; und der Eindruck, den ſie von jeher machte, hat auf ihre Art ſich darzuſtellen, und auf ihre ſowohl alleroberfläch- lichſte und leiſeſte, als auch heftigſte und tiefſte Äußerung den beſtimmteſten Einfluß: dieſe Art der Darſtellung ihrer ſelbſt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0192"n="184"/>
habe. Das hat mich ſehr erheitert. Roberts Brief mich auch<lb/>
ungemein gefreut! Ich werde ihm ſehr zum Selbſtvertrauen<lb/>
und zur Thätigkeit zureden.</p><lb/><p>Von Varnhagen weiß ich ſeit dem 17. Februar nichts,<lb/>
da war er in Trier. Nur von euch erfahre ich nichts. Von<lb/>
Moritz träumte ich dieſen Morgen ſehr ſchwer, bis ich aus<lb/>
Angſt erwachte. —<hirendition="#g">Lebt</hi> Nette? Sie, ihr, und Mendelsſohn<lb/>
und Erneſtine antworten nicht. Ich ſchrieb euch den 9. Fe-<lb/>
bruar, den 11. mit einem Robert’ſchen Brief, den 20. mit der<lb/>
Breslauer Poſt, den 26. an Erneſtinen, den 27. wieder ein<lb/>
Wort mit Roberts Brief. Was machen die Kinder, Hans?<lb/>
Alle? Habt ihr. Mad. Sta<hirendition="#aq">ë</hi>ls Buch? ich nicht. Schickt es<lb/>
mir in Franzöſiſch mit Weber! Goethe giebt ein ganz neues<lb/>
heraus. Iſt der dritte Theil ſeines Lebens da? Lebt wohl!</p><lb/><closer><salute><hirendition="#et">Eure R. R.</hi></salute></closer></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><dateline><hirendition="#et">Montag, den 28. März 1814.</hi></dateline><lb/><p>So wie man manchen Menſchen niedlich, hübſch oder<lb/>
angenehm finden muß, wenn man auch keinen einzigen Zug<lb/>
in ſeinem Geſichte, oder kein Glied an ſeinem Körper als<lb/>
richtig angeben kann, ſo hat T. durchaus etwas unangenehm<lb/>
Unanſehnliches, ohne daß man beſonders auffallende Diffor-<lb/>
mitäten im Einzelnen gleich entdeckte. Sie weiß das ganz<lb/>
genau; und der Eindruck, den ſie von jeher machte, hat auf<lb/>
ihre Art ſich darzuſtellen, und auf ihre ſowohl alleroberfläch-<lb/>
lichſte und leiſeſte, als auch heftigſte und tiefſte Äußerung den<lb/>
beſtimmteſten Einfluß: dieſe Art der Darſtellung ihrer ſelbſt<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[184/0192]
habe. Das hat mich ſehr erheitert. Roberts Brief mich auch
ungemein gefreut! Ich werde ihm ſehr zum Selbſtvertrauen
und zur Thätigkeit zureden.
Von Varnhagen weiß ich ſeit dem 17. Februar nichts,
da war er in Trier. Nur von euch erfahre ich nichts. Von
Moritz träumte ich dieſen Morgen ſehr ſchwer, bis ich aus
Angſt erwachte. — Lebt Nette? Sie, ihr, und Mendelsſohn
und Erneſtine antworten nicht. Ich ſchrieb euch den 9. Fe-
bruar, den 11. mit einem Robert’ſchen Brief, den 20. mit der
Breslauer Poſt, den 26. an Erneſtinen, den 27. wieder ein
Wort mit Roberts Brief. Was machen die Kinder, Hans?
Alle? Habt ihr. Mad. Staëls Buch? ich nicht. Schickt es
mir in Franzöſiſch mit Weber! Goethe giebt ein ganz neues
heraus. Iſt der dritte Theil ſeines Lebens da? Lebt wohl!
Eure R. R.
Montag, den 28. März 1814.
So wie man manchen Menſchen niedlich, hübſch oder
angenehm finden muß, wenn man auch keinen einzigen Zug
in ſeinem Geſichte, oder kein Glied an ſeinem Körper als
richtig angeben kann, ſo hat T. durchaus etwas unangenehm
Unanſehnliches, ohne daß man beſonders auffallende Diffor-
mitäten im Einzelnen gleich entdeckte. Sie weiß das ganz
genau; und der Eindruck, den ſie von jeher machte, hat auf
ihre Art ſich darzuſtellen, und auf ihre ſowohl alleroberfläch-
lichſte und leiſeſte, als auch heftigſte und tiefſte Äußerung den
beſtimmteſten Einfluß: dieſe Art der Darſtellung ihrer ſelbſt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/192>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.