den ganzen Tag bei mir sind, weiß ich jedes Detail. Da bist du drunter! gegen den bösen Davoust. Und doch wollt' ich nicht, du wärst zu Hause. Ich kenne einen sehr braven Jäger L. aus Lübeck. Sein Vater ist dort Uhrmacher, und ursprüng- lich ein Genfer. Kannst du den Mann wissen lassen, daß sein ehrlicher braver Sohn hier bei mir ist, so thue es. Der preußische Generalchirurgus hier hat ihn mir aus einem schwe- ren Nervenfieber gerissen. Marwitz lief immer zu dem Arzt. Kurz, er ist durch; und erblüht mir recht wieder unter den Augen. Ich equipire ihn ganz. Und mache ihm während seiner Genesung jeden Tag eine kleine Freude. Auch ist er viel bei uns, und diese Distinktion und mütterliche Freund- lichkeit stärkt und freut ihn am meisten. Kann ich mir irgend etwas unter einem muthigen, braven, gut gearteten deutschen Jüngling denken, so ist er's. Dabei ist er in Berlin erzogen, ein Erz-Preuße, und Berlin sein Leben, Ich tadle ihn wacker, und lehre ihn die Welt schonen, lieben und ansehen. -- Wir Preußen werden vergöttert: und in Tapferkeit, Betragen und Sitte angestaunt. Wie ich zum Guten und zur Bescheiden- heit ermahne, kannst du denken! Ich möchte sagen, sehr lieber Freund, ich folge dir! so gleich denke ich über alles mit dir: so freue ich mich über jedes Thun von dir, so billige ich in tiefster Seele jedes Wort, jeden deiner Ausdrücke! Beinah habe ich dir nichts zu schreiben. -- Man lobt mich in Wien, Breslau und hier sehr. Dies aber bloß, weil ich das Glück hatte, für die Soldaten etwas zu erlangen; die Thätigkeit hätte mir niemand ohne das Gelingen berechnet. -- Es freut mich, ausgestoßen wie ich war, ohne Vermögen, Stand, Ju-
den ganzen Tag bei mir ſind, weiß ich jedes Detail. Da biſt du drunter! gegen den böſen Davouſt. Und doch wollt’ ich nicht, du wärſt zu Hauſe. Ich kenne einen ſehr braven Jäger L. aus Lübeck. Sein Vater iſt dort Uhrmacher, und urſprüng- lich ein Genfer. Kannſt du den Mann wiſſen laſſen, daß ſein ehrlicher braver Sohn hier bei mir iſt, ſo thue es. Der preußiſche Generalchirurgus hier hat ihn mir aus einem ſchwe- ren Nervenfieber geriſſen. Marwitz lief immer zu dem Arzt. Kurz, er iſt durch; und erblüht mir recht wieder unter den Augen. Ich equipire ihn ganz. Und mache ihm während ſeiner Geneſung jeden Tag eine kleine Freude. Auch iſt er viel bei uns, und dieſe Diſtinktion und mütterliche Freund- lichkeit ſtärkt und freut ihn am meiſten. Kann ich mir irgend etwas unter einem muthigen, braven, gut gearteten deutſchen Jüngling denken, ſo iſt er’s. Dabei iſt er in Berlin erzogen, ein Erz-Preuße, und Berlin ſein Leben, Ich tadle ihn wacker, und lehre ihn die Welt ſchonen, lieben und anſehen. — Wir Preußen werden vergöttert: und in Tapferkeit, Betragen und Sitte angeſtaunt. Wie ich zum Guten und zur Beſcheiden- heit ermahne, kannſt du denken! Ich möchte ſagen, ſehr lieber Freund, ich folge dir! ſo gleich denke ich über alles mit dir: ſo freue ich mich über jedes Thun von dir, ſo billige ich in tiefſter Seele jedes Wort, jeden deiner Ausdrücke! Beinah habe ich dir nichts zu ſchreiben. — Man lobt mich in Wien, Breslau und hier ſehr. Dies aber bloß, weil ich das Glück hatte, für die Soldaten etwas zu erlangen; die Thätigkeit hätte mir niemand ohne das Gelingen berechnet. — Es freut mich, ausgeſtoßen wie ich war, ohne Vermögen, Stand, Ju-
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den ganzen Tag bei mir ſind, weiß ich jedes Detail. Da biſt du
drunter! gegen den böſen Davouſt. Und doch wollt’ ich nicht,
du wärſt zu Hauſe. Ich kenne einen ſehr braven Jäger L.
aus Lübeck. Sein Vater iſt dort Uhrmacher, und urſprüng-
lich ein Genfer. Kannſt du den Mann wiſſen laſſen, daß
ſein ehrlicher braver Sohn hier bei mir iſt, ſo thue es. Der
preußiſche Generalchirurgus hier hat ihn mir aus einem ſchwe-
ren Nervenfieber geriſſen. Marwitz lief immer zu dem Arzt.
Kurz, er iſt durch; und erblüht mir recht wieder unter den
Augen. Ich equipire ihn ganz. Und mache ihm während
ſeiner Geneſung jeden Tag eine kleine Freude. Auch iſt er
viel bei uns, und dieſe Diſtinktion und mütterliche Freund-
lichkeit ſtärkt und freut ihn am meiſten. Kann ich mir irgend
etwas unter einem muthigen, braven, gut gearteten deutſchen
Jüngling denken, ſo iſt er’s. Dabei iſt er in Berlin erzogen,
ein Erz-Preuße, und Berlin ſein Leben, Ich tadle ihn wacker,
und lehre ihn die Welt ſchonen, lieben und anſehen. — Wir
Preußen werden vergöttert: und in Tapferkeit, Betragen und
Sitte angeſtaunt. Wie ich zum Guten und zur Beſcheiden-
heit ermahne, kannſt du denken! Ich möchte ſagen, ſehr lieber
Freund, ich folge dir! ſo gleich denke ich über alles mit dir:
ſo freue ich mich über jedes Thun von dir, ſo billige ich in
tiefſter Seele jedes Wort, jeden deiner Ausdrücke! Beinah
habe ich dir nichts zu ſchreiben. — Man lobt mich in Wien,
Breslau und hier ſehr. Dies aber bloß, weil ich das Glück
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hätte mir niemand ohne das Gelingen berechnet. — Es freut
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/157>, abgerufen am 23.11.2024.
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