Noch hübscher! Mit der Donnerstag'schen Post habe ich keinen Brief: und die heutige ist nicht gekommen. Neues von der Armee weiß ich bis heute noch nicht. 5 Uhr. --
An Varnhagen, in Lüneburg.
Dienstag, bald trüb bald helles Wetter, sehr windig: den 12. Oktober 1813. Noch immer bei Augusten.
Wo ich auch den Winter, wenn es der Feind erlaubt, bleibe. Wo soll ich hin? Wo ist Heimath? Warum soll ich in morastigen Gebirgsgegenden reisen? Hier behält man mich willig und bequem; das habe ich hinlänglich untersucht. -- Ich habe Einsicht in das Glück, Augustens Karakter ge- funden zu haben, der nichts Unangenehmes hat, und tausend Angenehmes, und zum Nahleben geboren ist; und das Glück, den Verwundeten aller Nationen helfen zu können. Über dreizehn- hundert Gulden habe ich dazu! Frau von Humboldt schickte mir über tausend, Bartholdy neulich dreihundert; ich habe von jener durch den Gesandten Bernstoff, der mich zwei Tage vergeblich mit dem Fiacker nach Gentzens dummer Beschreibung suchte, und mich denn am Ende nur durch den konnte grüßen lassen, noch sechs Dukaten, von Bartholdy's Schwester hundertundvierzehn Gulden empfangen, und Hoffnung aus der Hauptstadt dieses Lan- des noch mehr zu erhalten. Ich bin mit unserm Kommissariat und unsern Stabschirurgen in Verbindung; habe eine Unzahl Charpie, Binden, Lappen, Socken, Hemden; lasse kochen in mehreren Vierteln der Stadt; sehe zu dreißig, vierzig Jäger
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Noch hübſcher! Mit der Donnerstag’ſchen Poſt habe ich keinen Brief: und die heutige iſt nicht gekommen. Neues von der Armee weiß ich bis heute noch nicht. 5 Uhr. —
An Varnhagen, in Lüneburg.
Dienstag, bald trüb bald helles Wetter, ſehr windig: den 12. Oktober 1813. Noch immer bei Auguſten.
Wo ich auch den Winter, wenn es der Feind erlaubt, bleibe. Wo ſoll ich hin? Wo iſt Heimath? Warum ſoll ich in moraſtigen Gebirgsgegenden reiſen? Hier behält man mich willig und bequem; das habe ich hinlänglich unterſucht. — Ich habe Einſicht in das Glück, Auguſtens Karakter ge- funden zu haben, der nichts Unangenehmes hat, und tauſend Angenehmes, und zum Nahleben geboren iſt; und das Glück, den Verwundeten aller Nationen helfen zu können. Über dreizehn- hundert Gulden habe ich dazu! Frau von Humboldt ſchickte mir über tauſend, Bartholdy neulich dreihundert; ich habe von jener durch den Geſandten Bernſtoff, der mich zwei Tage vergeblich mit dem Fiacker nach Gentzens dummer Beſchreibung ſuchte, und mich denn am Ende nur durch den konnte grüßen laſſen, noch ſechs Dukaten, von Bartholdy’s Schweſter hundertundvierzehn Gulden empfangen, und Hoffnung aus der Hauptſtadt dieſes Lan- des noch mehr zu erhalten. Ich bin mit unſerm Kommiſſariat und unſern Stabschirurgen in Verbindung; habe eine Unzahl Charpie, Binden, Lappen, Socken, Hemden; laſſe kochen in mehreren Vierteln der Stadt; ſehe zu dreißig, vierzig Jäger
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Noch hübſcher! Mit der Donnerstag’ſchen Poſt habe ich
keinen Brief: und die heutige iſt nicht gekommen. Neues von
der Armee weiß ich bis heute noch nicht. 5 Uhr. —
An Varnhagen, in Lüneburg.
Dienstag, bald trüb bald helles Wetter,
ſehr windig: den 12. Oktober 1813.
Noch immer bei Auguſten.
Wo ich auch den Winter, wenn es der Feind erlaubt,
bleibe. Wo ſoll ich hin? Wo iſt Heimath? Warum ſoll
ich in moraſtigen Gebirgsgegenden reiſen? Hier behält man
mich willig und bequem; das habe ich hinlänglich unterſucht.
— Ich habe Einſicht in das Glück, Auguſtens Karakter ge-
funden zu haben, der nichts Unangenehmes hat, und tauſend
Angenehmes, und zum Nahleben geboren iſt; und das Glück,
den Verwundeten aller Nationen helfen zu können. Über dreizehn-
hundert Gulden habe ich dazu! Frau von Humboldt ſchickte mir
über tauſend, Bartholdy neulich dreihundert; ich habe von jener
durch den Geſandten Bernſtoff, der mich zwei Tage vergeblich
mit dem Fiacker nach Gentzens dummer Beſchreibung ſuchte, und
mich denn am Ende nur durch den konnte grüßen laſſen, noch
ſechs Dukaten, von Bartholdy’s Schweſter hundertundvierzehn
Gulden empfangen, und Hoffnung aus der Hauptſtadt dieſes Lan-
des noch mehr zu erhalten. Ich bin mit unſerm Kommiſſariat
und unſern Stabschirurgen in Verbindung; habe eine Unzahl
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/139>, abgerufen am 23.11.2024.
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