dich! Sammle dich; tröste Karl, denke an Louis. Wir hier wollen für einander sorgen: und so die Mutter ehren.
Deine Rahel.
An Rose, in Amsterdam.
Berlin, Dienstag, den 14. November 1809.
Liebe Kinder, Sonnabend um 7 Uhr und noch viel später eigentlich ich, erhielten wir eure Briefe; die Unmöglichkeit, so- gleich zu antworten, trat ein, weil unsere Post schon geschlos- sen war, und unerbittlich ist: auch heute nun fühl' ich mir die wahre verve euch zu antworten, wie ich bei eigentlich in- nerer Muße wohl könnte, nicht, aber euch warten lassen wäre jetzt arg, weil ich euch nicht früh genug auch meiner Freund- schaft versichren kann, und nicht früh genug euch bezeugen kann, wie eure liebe Briefe wohlthuend für uns Alle waren, und mir besonders eine stillende Betrachtung einflößten. Mein Geist aber ist nicht gesammelt genug diesen Morgen. Meine Seele nicht heiter, mein Herz zufällig nicht froh genug, auch euch den wahren Balsam aus meinem Innern fließen zu las- sen, den ich wohl bei mir trage; dich besonders, lieber Karl, zu trösten -- obgleich wir beide gewiß längst übereingekom- men, daß es keinen Trost giebt --. Ich weiß, ich kann ein- dringlich mit dir reden; unsere Denkart, und Geisteswendung, wirkt sich durch's Gespräch nicht entgegen, und unsere Gedan- ken gehen, nach einigem Ringen mit einander, gestärkt und geklärt zusammen. Nur heute ist mein Geist nicht beredt; so sehr ich auch wünsche, dir grade heute zureden zu können, die-
dich! Sammle dich; tröſte Karl, denke an Louis. Wir hier wollen für einander ſorgen: und ſo die Mutter ehren.
Deine Rahel.
An Roſe, in Amſterdam.
Berlin, Dienstag, den 14. November 1809.
Liebe Kinder, Sonnabend um 7 Uhr und noch viel ſpäter eigentlich ich, erhielten wir eure Briefe; die Unmöglichkeit, ſo- gleich zu antworten, trat ein, weil unſere Poſt ſchon geſchloſ- ſen war, und unerbittlich iſt: auch heute nun fühl’ ich mir die wahre verve euch zu antworten, wie ich bei eigentlich in- nerer Muße wohl könnte, nicht, aber euch warten laſſen wäre jetzt arg, weil ich euch nicht früh genug auch meiner Freund- ſchaft verſichren kann, und nicht früh genug euch bezeugen kann, wie eure liebe Briefe wohlthuend für uns Alle waren, und mir beſonders eine ſtillende Betrachtung einflößten. Mein Geiſt aber iſt nicht geſammelt genug dieſen Morgen. Meine Seele nicht heiter, mein Herz zufällig nicht froh genug, auch euch den wahren Balſam aus meinem Innern fließen zu laſ- ſen, den ich wohl bei mir trage; dich beſonders, lieber Karl, zu tröſten — obgleich wir beide gewiß längſt übereingekom- men, daß es keinen Troſt giebt —. Ich weiß, ich kann ein- dringlich mit dir reden; unſere Denkart, und Geiſteswendung, wirkt ſich durch’s Geſpräch nicht entgegen, und unſere Gedan- ken gehen, nach einigem Ringen mit einander, geſtärkt und geklärt zuſammen. Nur heute iſt mein Geiſt nicht beredt; ſo ſehr ich auch wünſche, dir grade heute zureden zu können, die-
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dich! Sammle dich; tröſte Karl, denke an Louis. Wir hier
wollen für einander ſorgen: und ſo die Mutter ehren.
Deine Rahel.
An Roſe, in Amſterdam.
Berlin, Dienstag, den 14. November 1809.
Liebe Kinder, Sonnabend um 7 Uhr und noch viel ſpäter
eigentlich ich, erhielten wir eure Briefe; die Unmöglichkeit, ſo-
gleich zu antworten, trat ein, weil unſere Poſt ſchon geſchloſ-
ſen war, und unerbittlich iſt: auch heute nun fühl’ ich mir
die wahre verve euch zu antworten, wie ich bei eigentlich in-
nerer Muße wohl könnte, nicht, aber euch warten laſſen wäre
jetzt arg, weil ich euch nicht früh genug auch meiner Freund-
ſchaft verſichren kann, und nicht früh genug euch bezeugen
kann, wie eure liebe Briefe wohlthuend für uns Alle waren,
und mir beſonders eine ſtillende Betrachtung einflößten. Mein
Geiſt aber iſt nicht geſammelt genug dieſen Morgen. Meine
Seele nicht heiter, mein Herz zufällig nicht froh genug, auch
euch den wahren Balſam aus meinem Innern fließen zu laſ-
ſen, den ich wohl bei mir trage; dich beſonders, lieber Karl,
zu tröſten — obgleich wir beide gewiß längſt übereingekom-
men, daß es keinen Troſt giebt —. Ich weiß, ich kann ein-
dringlich mit dir reden; unſere Denkart, und Geiſteswendung,
wirkt ſich durch’s Geſpräch nicht entgegen, und unſere Gedan-
ken gehen, nach einigem Ringen mit einander, geſtärkt und
geklärt zuſammen. Nur heute iſt mein Geiſt nicht beredt; ſo
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/458>, abgerufen am 23.11.2024.
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