mein doppeltes hundertfaches Verzweiflen, daß ich so vergnügt sein könnte. Es können wahrlich nicht alle Menschen. --
Dienstag, den 21. Februar 1809.
Ob eine Wahrheit grob ist oder nicht, darüber kann man ihr als solcher nichts anhaben; sie entspricht ihrem Wesen, wenn sie wahr ist; und wo sie hin trifft, das ist der Ort, der sie zur Grobheit oder Höflichkeit macht.
An Varnhagen, in Tübingen.
Berlin, den 26. Februar 1809.
-- Meinen Plänen ist nun auch von der pekuniairen Seite in die Räder gefallen! Und ich muß, bei diesem völli- gen Brankrutt an Geduld, wieder eine mehr haben! Es sei! So ist der Muß. Doch hab' ich noch Muth; und werde ganz lustig: denn Geldnoth ist mir doch eigentlich so fremd, daß ich immer denke, ich bin es nicht, und spiele nur so einen Roman. Auch ist dies die erste Zeit in meinem Leben, wo ich mir vorgenommen habe, Muth zu haben, und mir selbst zum Trotz; und wo ich dies angefangen habe auszuführen. -- Ich unterhielt gestern meine Gesellschaft sehr gut und lustig, und wisse nur, das gab mir Muth. Gestern ging's mir doch so schlecht; und Abends, mit allem dem im Herzen, spielt' ich und war ich die Niedliche, Vergnügte? nach die meist Unterhaltende? Es geht also? Allons! -- Du giebst mir noch den meisten Muth. Noch nie hatte ich einen solchen Freund! Ach wärst du doch ein Handelsmann. Vieles ließe sich dann
mein doppeltes hundertfaches Verzweiflen, daß ich ſo vergnügt ſein könnte. Es können wahrlich nicht alle Menſchen. —
Dienstag, den 21. Februar 1809.
Ob eine Wahrheit grob iſt oder nicht, darüber kann man ihr als ſolcher nichts anhaben; ſie entſpricht ihrem Weſen, wenn ſie wahr iſt; und wo ſie hin trifft, das iſt der Ort, der ſie zur Grobheit oder Höflichkeit macht.
An Varnhagen, in Tübingen.
Berlin, den 26. Februar 1809.
— Meinen Plänen iſt nun auch von der pekuniairen Seite in die Räder gefallen! Und ich muß, bei dieſem völli- gen Brankrutt an Geduld, wieder eine mehr haben! Es ſei! So iſt der Muß. Doch hab’ ich noch Muth; und werde ganz luſtig: denn Geldnoth iſt mir doch eigentlich ſo fremd, daß ich immer denke, ich bin es nicht, und ſpiele nur ſo einen Roman. Auch iſt dies die erſte Zeit in meinem Leben, wo ich mir vorgenommen habe, Muth zu haben, und mir ſelbſt zum Trotz; und wo ich dies angefangen habe auszuführen. — Ich unterhielt geſtern meine Geſellſchaft ſehr gut und luſtig, und wiſſe nur, das gab mir Muth. Geſtern ging’s mir doch ſo ſchlecht; und Abends, mit allem dem im Herzen, ſpielt’ ich und war ich die Niedliche, Vergnügte? nach die meiſt Unterhaltende? Es geht alſo? Allons! — Du giebſt mir noch den meiſten Muth. Noch nie hatte ich einen ſolchen Freund! Ach wärſt du doch ein Handelsmann. Vieles ließe ſich dann
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mein doppeltes hundertfaches Verzweiflen, daß ich ſo vergnügt
ſein könnte. Es können wahrlich nicht alle Menſchen. —
Dienstag, den 21. Februar 1809.
Ob eine Wahrheit grob iſt oder nicht, darüber kann man
ihr als ſolcher nichts anhaben; ſie entſpricht ihrem Weſen,
wenn ſie wahr iſt; und wo ſie hin trifft, das iſt der Ort, der
ſie zur Grobheit oder Höflichkeit macht.
An Varnhagen, in Tübingen.
Berlin, den 26. Februar 1809.
— Meinen Plänen iſt nun auch von der pekuniairen
Seite in die Räder gefallen! Und ich muß, bei dieſem völli-
gen Brankrutt an Geduld, wieder eine mehr haben! Es ſei!
So iſt der Muß. Doch hab’ ich noch Muth; und werde ganz
luſtig: denn Geldnoth iſt mir doch eigentlich ſo fremd, daß
ich immer denke, ich bin es nicht, und ſpiele nur ſo einen
Roman. Auch iſt dies die erſte Zeit in meinem Leben, wo
ich mir vorgenommen habe, Muth zu haben, und mir ſelbſt
zum Trotz; und wo ich dies angefangen habe auszuführen. —
Ich unterhielt geſtern meine Geſellſchaft ſehr gut und luſtig,
und wiſſe nur, das gab mir Muth. Geſtern ging’s mir doch
ſo ſchlecht; und Abends, mit allem dem im Herzen, ſpielt’
ich und war ich die Niedliche, Vergnügte? nach die meiſt
Unterhaltende? Es geht alſo? Allons! — Du giebſt mir noch
den meiſten Muth. Noch nie hatte ich einen ſolchen Freund!
Ach wärſt du doch ein Handelsmann. Vieles ließe ſich dann
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/419>, abgerufen am 27.11.2024.
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