Glauben Sie, Liebe, daß ich den Brief, den ich letzthin bei Ihnen siegelte, abgeschickt habe? Gott bewahre! keinen Muth! -- Sie kennen mich nur stark: wüßten Sie auch, wie zäh' ich bin, wahrhaftig! schwach dünkt mich noch zu edel. --
Ich begreife es nicht! ich bin mit meinem Geiste nicht still gestanden; aber mit meinem Herzklopfen seit achtzehn Monaten. Ich bereue es nicht. Ob ich dieses oder anderes hätte -- die "Witterung des Glücks" bleibt aus! da gebär- det man sich, wie man kann; das heißt, man weint und weint nicht. Alles in der Welt, nur nicht "sich trösten"; mich dünkt, Schmerzen sind die Rückseite des höchsten Glük- kes, und mit mächtigem Herzen mag ich es festhalten, und wenn es auch mir nur verkehrt begegnen konnte. Sinken Sie nicht!! Daß ich Sie morgen harmonisch in Ihren Zügen finde! ausgeschlafen! muthig zum Sommer! und Nichtigkeiten gar nicht achtend finde. Wie jung sind Sie! Wie groß die Welt! -- -- Sie, Sie können sich ja noch immer etwas Schöneres denken, als das, was Ihnen begegnete: vielleicht begegnet Ihnen noch etwas Schöneres, als Sie sich denken können! -- Denken Sie sich!!! --
Berlin, den 16. Januar 1806.
Das Kind Pauline ist bei mir seit fünf Uhr. Wie eine Klapperrose sieht sie aus; lärmt und spielt mit Sand. Meine
An Frau’ von F., in Berlin.
Berlin, den 5. Januar 1806.
Glauben Sie, Liebe, daß ich den Brief, den ich letzthin bei Ihnen ſiegelte, abgeſchickt habe? Gott bewahre! keinen Muth! — Sie kennen mich nur ſtark: wüßten Sie auch, wie zäh’ ich bin, wahrhaftig! ſchwach dünkt mich noch zu edel. —
Ich begreife es nicht! ich bin mit meinem Geiſte nicht ſtill geſtanden; aber mit meinem Herzklopfen ſeit achtzehn Monaten. Ich bereue es nicht. Ob ich dieſes oder anderes hätte — die „Witterung des Glücks“ bleibt aus! da gebär- det man ſich, wie man kann; das heißt, man weint und weint nicht. Alles in der Welt, nur nicht „ſich tröſten“; mich dünkt, Schmerzen ſind die Rückſeite des höchſten Glük- kes, und mit mächtigem Herzen mag ich es feſthalten, und wenn es auch mir nur verkehrt begegnen konnte. Sinken Sie nicht!! Daß ich Sie morgen harmoniſch in Ihren Zügen finde! ausgeſchlafen! muthig zum Sommer! und Nichtigkeiten gar nicht achtend finde. Wie jung ſind Sie! Wie groß die Welt! — — Sie, Sie können ſich ja noch immer etwas Schöneres denken, als das, was Ihnen begegnete: vielleicht begegnet Ihnen noch etwas Schöneres, als Sie ſich denken können! — Denken Sie ſich!!! —
Berlin, den 16. Januar 1806.
Das Kind Pauline iſt bei mir ſeit fünf Uhr. Wie eine Klapperroſe ſieht ſie aus; lärmt und ſpielt mit Sand. Meine
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An Frau’ von F., in Berlin.
Berlin, den 5. Januar 1806.
Glauben Sie, Liebe, daß ich den Brief, den ich letzthin
bei Ihnen ſiegelte, abgeſchickt habe? Gott bewahre! keinen
Muth! — Sie kennen mich nur ſtark: wüßten Sie auch,
wie zäh’ ich bin, wahrhaftig! ſchwach dünkt mich noch zu
edel. —
Ich begreife es nicht! ich bin mit meinem Geiſte nicht
ſtill geſtanden; aber mit meinem Herzklopfen ſeit achtzehn
Monaten. Ich bereue es nicht. Ob ich dieſes oder anderes
hätte — die „Witterung des Glücks“ bleibt aus! da gebär-
det man ſich, wie man kann; das heißt, man weint und
weint nicht. Alles in der Welt, nur nicht „ſich tröſten“;
mich dünkt, Schmerzen ſind die Rückſeite des höchſten Glük-
kes, und mit mächtigem Herzen mag ich es feſthalten, und
wenn es auch mir nur verkehrt begegnen konnte. Sinken
Sie nicht!! Daß ich Sie morgen harmoniſch in Ihren Zügen
finde! ausgeſchlafen! muthig zum Sommer! und Nichtigkeiten
gar nicht achtend finde. Wie jung ſind Sie! Wie groß
die Welt! — — Sie, Sie können ſich ja noch immer etwas
Schöneres denken, als das, was Ihnen begegnete: vielleicht
begegnet Ihnen noch etwas Schöneres, als Sie ſich denken
können! — Denken Sie ſich!!! —
Berlin, den 16. Januar 1806.
Das Kind Pauline iſt bei mir ſeit fünf Uhr. Wie eine
Klapperroſe ſieht ſie aus; lärmt und ſpielt mit Sand. Meine
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/297>, abgerufen am 29.11.2024.
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