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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834.

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empfindlichen Menschen gesehen. Und glaub mir nur, wenn
er wirklich einen Zug zu mir hatte, so war es der; wenn er
es auch nicht wußte. Werden die Menschen sehr alt? wie
steht's mit den Haaren, und den Falten: bei mir prosperirt
beides; ich werde grausam häßlich: und von nichts! -- Ach
ja, doch! aber nicht von Ärger oder Motion, körperlicher oder
anderer Art, aber von sonst, und ganz inwendig.

Was macht und spielt Fleck? Seht ihr den großen Phi-
losoph und Dichter? Und was macht der abgedroschene
Schlingel
, der polisson Moritz? Sitzt seine Weste und sein
Zeug noch so schlecht, verliert er noch all seine Handschuh, ist
er lustig und witzig? schreib mir doch einmal etwas von ihm!
Und -- geht unser Dichter noch in bloßen Füßen und dem
Schanzlöper bis zu Mittag, und in den Mittag? wächst
und seilt sich sein Gedicht? liest er? spricht Moritz noch solch
schönes Deutsch? und -- -- !!! -- ist Mama jetzt glücklich,
klein und allein zu leben? oder hat sie Verdruß von der
Ecke her? befindet sie sich gut? Lebt Muhme Sara noch?
und hat sie Freude an deinem Brautwerden erlebt? Gieb
doch! so lange du in Berlin bist, der Blumenfrau etwas;
dann komm' ich wieder; und sag' ihr das. Denn sterben --
thut schon einmal kein Armer.

-- Ich bitte dich, Rose, thu dein Mögliches, daß, wenn
Vandeul aus Polen zurück kömmt, daß man ihn zu schickli-
chen Gelegenheiten bei Markus bittet (lies dies nur Hans),
denn du hast keine Vorstellung, wie seine Mutter mich be-
handelt! Mach' ihn wo möglich mit der Boye bekannt:
das ist ein Amüsement. Sag' ihr, sie soll mir einen etwas

empfindlichen Menſchen geſehen. Und glaub mir nur, wenn
er wirklich einen Zug zu mir hatte, ſo war es der; wenn er
es auch nicht wußte. Werden die Menſchen ſehr alt? wie
ſteht’s mit den Haaren, und den Falten: bei mir prosperirt
beides; ich werde grauſam häßlich: und von nichts! — Ach
ja, doch! aber nicht von Ärger oder Motion, körperlicher oder
anderer Art, aber von ſonſt, und ganz inwendig.

Was macht und ſpielt Fleck? Seht ihr den großen Phi-
loſoph und Dichter? Und was macht der abgedroſchene
Schlingel
, der polisson Moritz? Sitzt ſeine Weſte und ſein
Zeug noch ſo ſchlecht, verliert er noch all ſeine Handſchuh, iſt
er luſtig und witzig? ſchreib mir doch einmal etwas von ihm!
Und — geht unſer Dichter noch in bloßen Füßen und dem
Schanzlöper bis zu Mittag, und in den Mittag? wächſt
und ſeilt ſich ſein Gedicht? lieſt er? ſpricht Moritz noch ſolch
ſchönes Deutſch? und — — !!! — iſt Mama jetzt glücklich,
klein und allein zu leben? oder hat ſie Verdruß von der
Ecke her? befindet ſie ſich gut? Lebt Muhme Sara noch?
und hat ſie Freude an deinem Brautwerden erlebt? Gieb
doch! ſo lange du in Berlin biſt, der Blumenfrau etwas;
dann komm’ ich wieder; und ſag’ ihr das. Denn ſterben —
thut ſchon einmal kein Armer.

— Ich bitte dich, Roſe, thu dein Mögliches, daß, wenn
Vandeul aus Polen zurück kömmt, daß man ihn zu ſchickli-
chen Gelegenheiten bei Markus bittet (lies dies nur Hans),
denn du haſt keine Vorſtellung, wie ſeine Mutter mich be-
handelt! Mach’ ihn wo möglich mit der Boye bekannt:
das iſt ein Amüſement. Sag’ ihr, ſie ſoll mir einen etwas

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[218/0232] empfindlichen Menſchen geſehen. Und glaub mir nur, wenn er wirklich einen Zug zu mir hatte, ſo war es der; wenn er es auch nicht wußte. Werden die Menſchen ſehr alt? wie ſteht’s mit den Haaren, und den Falten: bei mir prosperirt beides; ich werde grauſam häßlich: und von nichts! — Ach ja, doch! aber nicht von Ärger oder Motion, körperlicher oder anderer Art, aber von ſonſt, und ganz inwendig. Was macht und ſpielt Fleck? Seht ihr den großen Phi- loſoph und Dichter? Und was macht der abgedroſchene Schlingel, der polisson Moritz? Sitzt ſeine Weſte und ſein Zeug noch ſo ſchlecht, verliert er noch all ſeine Handſchuh, iſt er luſtig und witzig? ſchreib mir doch einmal etwas von ihm! Und — geht unſer Dichter noch in bloßen Füßen und dem Schanzlöper bis zu Mittag, und in den Mittag? wächſt und ſeilt ſich ſein Gedicht? lieſt er? ſpricht Moritz noch ſolch ſchönes Deutſch? und — — !!! — iſt Mama jetzt glücklich, klein und allein zu leben? oder hat ſie Verdruß von der Ecke her? befindet ſie ſich gut? Lebt Muhme Sara noch? und hat ſie Freude an deinem Brautwerden erlebt? Gieb doch! ſo lange du in Berlin biſt, der Blumenfrau etwas; dann komm’ ich wieder; und ſag’ ihr das. Denn ſterben — thut ſchon einmal kein Armer. — Ich bitte dich, Roſe, thu dein Mögliches, daß, wenn Vandeul aus Polen zurück kömmt, daß man ihn zu ſchickli- chen Gelegenheiten bei Markus bittet (lies dies nur Hans), denn du haſt keine Vorſtellung, wie ſeine Mutter mich be- handelt! Mach’ ihn wo möglich mit der Boye bekannt: das iſt ein Amüſement. Sag’ ihr, ſie ſoll mir einen etwas

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/232>, abgerufen am 26.11.2024.