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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834.

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An Rose, in Berlin.


Ihr seid doch Alle von Natur so schlecht, als ich's mir
vornehmen muß, wenn ich's sein will. Vorzüglich du, Rose!
Welche Stimmung, welcher Zustand, welche Beschäftigung
kann dich abhalten, mir zu schreiben. Ich kenne sie alle; Zeit
hast du genug. Du sollst mir ja keine unterhaltende Briefe
schreiben, wozu eine gewisse Lust und Stimmung gehört: aber
eine Antwort auf zwei dringende Briefe, wovon einer nach
Leipzig an dich war, und der andere später an Mama nach
Berlin; von welchen beiden ich ihre richtige Ankunft hin-
länglich weiß, durch einen Brief von dir durch Geheimrath
Ephraim. (der wohl an fünf Wochen ging) und einen zwei-
zeiligen von Markus hierher, worin er mich bedeutet, künfti-
gen Posttag "würden mir Alle schreiben." Und so soll ich
noch zur Stunde etwas sehen: weder einen Brief noch eine
Antwort auf irgend eine dringende Frage. Denn mir sind
sie
dringend, die Fragen, die ich machte. Wie oft! hab' ich
nicht das betrieben, was euch dringend war!? Und was denkt
sich Mama? Sie kann ja dreist, ja oder nein antworten.
Wenigstens schickt mir nur alles, was ich wissen soll, grad
mit der Post. Denn Freundschafts-Briefe laufen fünf Wochen:
ich bezahle lieber zwei, drei Livres.

Heute vor acht Tagen ist Burgsdorf weggereist, der hat
einen langen und auch wohl amüsanten Brief für euch; vier-
zehn Tage bleibt er auf seiner Reise, er nimmt den Brief mit
nach Ziebingen, und dann schickt er ihn euch. Eilf Tage geht

An Roſe, in Berlin.


Ihr ſeid doch Alle von Natur ſo ſchlecht, als ich’s mir
vornehmen muß, wenn ich’s ſein will. Vorzüglich du, Roſe!
Welche Stimmung, welcher Zuſtand, welche Beſchäftigung
kann dich abhalten, mir zu ſchreiben. Ich kenne ſie alle; Zeit
haſt du genug. Du ſollſt mir ja keine unterhaltende Briefe
ſchreiben, wozu eine gewiſſe Luſt und Stimmung gehört: aber
eine Antwort auf zwei dringende Briefe, wovon einer nach
Leipzig an dich war, und der andere ſpäter an Mama nach
Berlin; von welchen beiden ich ihre richtige Ankunft hin-
länglich weiß, durch einen Brief von dir durch Geheimrath
Ephraim. (der wohl an fünf Wochen ging) und einen zwei-
zeiligen von Markus hierher, worin er mich bedeutet, künfti-
gen Poſttag „würden mir Alle ſchreiben.“ Und ſo ſoll ich
noch zur Stunde etwas ſehen: weder einen Brief noch eine
Antwort auf irgend eine dringende Frage. Denn mir ſind
ſie
dringend, die Fragen, die ich machte. Wie oft! hab’ ich
nicht das betrieben, was euch dringend war!? Und was denkt
ſich Mama? Sie kann ja dreiſt, ja oder nein antworten.
Wenigſtens ſchickt mir nur alles, was ich wiſſen ſoll, grad
mit der Poſt. Denn Freundſchafts-Briefe laufen fünf Wochen:
ich bezahle lieber zwei, drei Livres.

Heute vor acht Tagen iſt Burgsdorf weggereiſt, der hat
einen langen und auch wohl amüſanten Brief für euch; vier-
zehn Tage bleibt er auf ſeiner Reiſe, er nimmt den Brief mit
nach Ziebingen, und dann ſchickt er ihn euch. Eilf Tage geht

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[216/0230] An Roſe, in Berlin. Paris, den 14. December 1800. Sonnabend. Ihr ſeid doch Alle von Natur ſo ſchlecht, als ich’s mir vornehmen muß, wenn ich’s ſein will. Vorzüglich du, Roſe! Welche Stimmung, welcher Zuſtand, welche Beſchäftigung kann dich abhalten, mir zu ſchreiben. Ich kenne ſie alle; Zeit haſt du genug. Du ſollſt mir ja keine unterhaltende Briefe ſchreiben, wozu eine gewiſſe Luſt und Stimmung gehört: aber eine Antwort auf zwei dringende Briefe, wovon einer nach Leipzig an dich war, und der andere ſpäter an Mama nach Berlin; von welchen beiden ich ihre richtige Ankunft hin- länglich weiß, durch einen Brief von dir durch Geheimrath Ephraim. (der wohl an fünf Wochen ging) und einen zwei- zeiligen von Markus hierher, worin er mich bedeutet, künfti- gen Poſttag „würden mir Alle ſchreiben.“ Und ſo ſoll ich noch zur Stunde etwas ſehen: weder einen Brief noch eine Antwort auf irgend eine dringende Frage. Denn mir ſind ſie dringend, die Fragen, die ich machte. Wie oft! hab’ ich nicht das betrieben, was euch dringend war!? Und was denkt ſich Mama? Sie kann ja dreiſt, ja oder nein antworten. Wenigſtens ſchickt mir nur alles, was ich wiſſen ſoll, grad mit der Poſt. Denn Freundſchafts-Briefe laufen fünf Wochen: ich bezahle lieber zwei, drei Livres. Heute vor acht Tagen iſt Burgsdorf weggereiſt, der hat einen langen und auch wohl amüſanten Brief für euch; vier- zehn Tage bleibt er auf ſeiner Reiſe, er nimmt den Brief mit nach Ziebingen, und dann ſchickt er ihn euch. Eilf Tage geht

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/230>, abgerufen am 26.11.2024.