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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838.

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seitigen Wunsche, daß ich künftig einmal längere Zeit
in Baireuth verweilen möchte. --

Noch eine ganze Weile blieb ich mit der trefflichen
Gattin in lebhaftem Gespräch, dessen Gegenstand meist
Jean Paul selbst war, dann auch mancherlei mir be¬
kannte Verhältnisse, denen sie einen neuen Antheil wid¬
mete. Ich kam spät in unser Wirthshaus, und fand
Harscher schon eingeschlafen, merkte noch eilig in meine
Schreibtafel die wichtigsten Züge dieses Abends an, und
als wir am andern Tage wieder unterwegs waren,
fehlte mir für meinen Begleiter die unerschöpflichste und
willkommenste Unterhaltung nicht, indem ich ausführlich
schilderte und besprach, was alles er versäumt hatte! --


Während ich in Tübingen war, kam der sogenannte
Doppelroman wirklich an das Tageslicht. Neumann
und ich waren doch nicht ohne Besorgniß, wie Jean
Paul die Sache aufgenommen habe. Jedoch gelangte
zu uns darüber keine Kunde. Das Buch, wiewohl
erschienen, und hin und wieder angekündigt, fand noch
lange Zeit keinen Weg in Jean Pauls Hände. Noch
am 20. März 1809 richtete er nach Tübingen folgen¬
des Blatt an mich: "Ihre Scheeren-Plastik macht nicht
bloß meinen Kindern, sondern auch meinen Freunden
und mir große Freude; nur dauert mich bei dieser Zeich¬
nungs- oder Bildungskraft zweierlei; -- erstlich, daß

ſeitigen Wunſche, daß ich kuͤnftig einmal laͤngere Zeit
in Baireuth verweilen moͤchte. —

Noch eine ganze Weile blieb ich mit der trefflichen
Gattin in lebhaftem Geſpraͤch, deſſen Gegenſtand meiſt
Jean Paul ſelbſt war, dann auch mancherlei mir be¬
kannte Verhaͤltniſſe, denen ſie einen neuen Antheil wid¬
mete. Ich kam ſpaͤt in unſer Wirthshaus, und fand
Harſcher ſchon eingeſchlafen, merkte noch eilig in meine
Schreibtafel die wichtigſten Zuͤge dieſes Abends an, und
als wir am andern Tage wieder unterwegs waren,
fehlte mir fuͤr meinen Begleiter die unerſchoͤpflichſte und
willkommenſte Unterhaltung nicht, indem ich ausfuͤhrlich
ſchilderte und beſprach, was alles er verſaͤumt hatte! —


Waͤhrend ich in Tuͤbingen war, kam der ſogenannte
Doppelroman wirklich an das Tageslicht. Neumann
und ich waren doch nicht ohne Beſorgniß, wie Jean
Paul die Sache aufgenommen habe. Jedoch gelangte
zu uns daruͤber keine Kunde. Das Buch, wiewohl
erſchienen, und hin und wieder angekuͤndigt, fand noch
lange Zeit keinen Weg in Jean Pauls Haͤnde. Noch
am 20. Maͤrz 1809 richtete er nach Tuͤbingen folgen¬
des Blatt an mich: „Ihre Scheeren-Plaſtik macht nicht
bloß meinen Kindern, ſondern auch meinen Freunden
und mir große Freude; nur dauert mich bei dieſer Zeich¬
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[84/0096] ſeitigen Wunſche, daß ich kuͤnftig einmal laͤngere Zeit in Baireuth verweilen moͤchte. — Noch eine ganze Weile blieb ich mit der trefflichen Gattin in lebhaftem Geſpraͤch, deſſen Gegenſtand meiſt Jean Paul ſelbſt war, dann auch mancherlei mir be¬ kannte Verhaͤltniſſe, denen ſie einen neuen Antheil wid¬ mete. Ich kam ſpaͤt in unſer Wirthshaus, und fand Harſcher ſchon eingeſchlafen, merkte noch eilig in meine Schreibtafel die wichtigſten Zuͤge dieſes Abends an, und als wir am andern Tage wieder unterwegs waren, fehlte mir fuͤr meinen Begleiter die unerſchoͤpflichſte und willkommenſte Unterhaltung nicht, indem ich ausfuͤhrlich ſchilderte und beſprach, was alles er verſaͤumt hatte! — Waͤhrend ich in Tuͤbingen war, kam der ſogenannte Doppelroman wirklich an das Tageslicht. Neumann und ich waren doch nicht ohne Beſorgniß, wie Jean Paul die Sache aufgenommen habe. Jedoch gelangte zu uns daruͤber keine Kunde. Das Buch, wiewohl erſchienen, und hin und wieder angekuͤndigt, fand noch lange Zeit keinen Weg in Jean Pauls Haͤnde. Noch am 20. Maͤrz 1809 richtete er nach Tuͤbingen folgen¬ des Blatt an mich: „Ihre Scheeren-Plaſtik macht nicht bloß meinen Kindern, ſondern auch meinen Freunden und mir große Freude; nur dauert mich bei dieſer Zeich¬ nungs- oder Bildungskraft zweierlei; — erſtlich, daß

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/96>, abgerufen am 29.11.2024.