terei, lagen ebenfalls dort. Nichts war merkwürdiger und eigenthümlicher, als diese Truppen. Einige Kom¬ panien Grenadiere, welche gewöhnlich die Ehrenwache bei dem Hotel des französischen Marschalls versahen, konnten im Sinne jedes Militairs für schön und präch¬ tig gelten. Im Ganzen aber mußte man die Vor¬ stellungen, die man sich von andern Truppenanschauun¬ gen gebildet, zum Theil fallen lassen, und die Spanier nach einem, ihnen eignen Maßstabe würdigen. Muth und Entschlossenheit leuchteten aus jedem Einzelnen kühn und drohend hervor, an der Tapferkeit dieser Leute ließ ihr Anblick nicht zweifeln, und dennoch mußte man sich gestehen, daß diese Truppe sich neben Franzosen und Deutschen, oder gar gegen sie, auf dem Kriegsfelde schwerlich vortheilhaft bewähren würde; denn schon auf dem Exerzierplatze gab ihre Langsamkeit und Umständ¬ lichkeit im Handhaben der Waffen, wie ihr geringes Ge¬ schick in Feldbewegungen, zu manchem Scherz und Spott Gelegenheit. Auch ihre Ordnung und Zucht, sowohl in als außer dem Dienste, schien weniger das Ergebniß einer strengen Einrichtung, als vielmehr der freiwilligen Art eines jeden, der sich bequem und lässig einer militärischen Gewöhnung fügte, die einmal vor¬ handen war. Und hinwieder mußte man die gravitätische Würde, die stolze, selbstständige Haltung, und das folgerecht durchgeführte strenge Benehmen staunend be¬ wundern, wodurch dieses Militair sogar die spöttischen
terei, lagen ebenfalls dort. Nichts war merkwuͤrdiger und eigenthuͤmlicher, als dieſe Truppen. Einige Kom¬ panien Grenadiere, welche gewoͤhnlich die Ehrenwache bei dem Hôtel des franzoͤſiſchen Marſchalls verſahen, konnten im Sinne jedes Militairs fuͤr ſchoͤn und praͤch¬ tig gelten. Im Ganzen aber mußte man die Vor¬ ſtellungen, die man ſich von andern Truppenanſchauun¬ gen gebildet, zum Theil fallen laſſen, und die Spanier nach einem, ihnen eignen Maßſtabe wuͤrdigen. Muth und Entſchloſſenheit leuchteten aus jedem Einzelnen kuͤhn und drohend hervor, an der Tapferkeit dieſer Leute ließ ihr Anblick nicht zweifeln, und dennoch mußte man ſich geſtehen, daß dieſe Truppe ſich neben Franzoſen und Deutſchen, oder gar gegen ſie, auf dem Kriegsfelde ſchwerlich vortheilhaft bewaͤhren wuͤrde; denn ſchon auf dem Exerzierplatze gab ihre Langſamkeit und Umſtaͤnd¬ lichkeit im Handhaben der Waffen, wie ihr geringes Ge¬ ſchick in Feldbewegungen, zu manchem Scherz und Spott Gelegenheit. Auch ihre Ordnung und Zucht, ſowohl in als außer dem Dienſte, ſchien weniger das Ergebniß einer ſtrengen Einrichtung, als vielmehr der freiwilligen Art eines jeden, der ſich bequem und laͤſſig einer militaͤriſchen Gewoͤhnung fuͤgte, die einmal vor¬ handen war. Und hinwieder mußte man die gravitaͤtiſche Wuͤrde, die ſtolze, ſelbſtſtaͤndige Haltung, und das folgerecht durchgefuͤhrte ſtrenge Benehmen ſtaunend be¬ wundern, wodurch dieſes Militair ſogar die ſpoͤttiſchen
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[45/0057]
terei, lagen ebenfalls dort. Nichts war merkwuͤrdiger
und eigenthuͤmlicher, als dieſe Truppen. Einige Kom¬
panien Grenadiere, welche gewoͤhnlich die Ehrenwache
bei dem Hôtel des franzoͤſiſchen Marſchalls verſahen,
konnten im Sinne jedes Militairs fuͤr ſchoͤn und praͤch¬
tig gelten. Im Ganzen aber mußte man die Vor¬
ſtellungen, die man ſich von andern Truppenanſchauun¬
gen gebildet, zum Theil fallen laſſen, und die Spanier
nach einem, ihnen eignen Maßſtabe wuͤrdigen. Muth
und Entſchloſſenheit leuchteten aus jedem Einzelnen kuͤhn
und drohend hervor, an der Tapferkeit dieſer Leute ließ
ihr Anblick nicht zweifeln, und dennoch mußte man ſich
geſtehen, daß dieſe Truppe ſich neben Franzoſen und
Deutſchen, oder gar gegen ſie, auf dem Kriegsfelde
ſchwerlich vortheilhaft bewaͤhren wuͤrde; denn ſchon auf
dem Exerzierplatze gab ihre Langſamkeit und Umſtaͤnd¬
lichkeit im Handhaben der Waffen, wie ihr geringes Ge¬
ſchick in Feldbewegungen, zu manchem Scherz und
Spott Gelegenheit. Auch ihre Ordnung und Zucht,
ſowohl in als außer dem Dienſte, ſchien weniger das
Ergebniß einer ſtrengen Einrichtung, als vielmehr der
freiwilligen Art eines jeden, der ſich bequem und laͤſſig
einer militaͤriſchen Gewoͤhnung fuͤgte, die einmal vor¬
handen war. Und hinwieder mußte man die gravitaͤtiſche
Wuͤrde, die ſtolze, ſelbſtſtaͤndige Haltung, und das
folgerecht durchgefuͤhrte ſtrenge Benehmen ſtaunend be¬
wundern, wodurch dieſes Militair ſogar die ſpoͤttiſchen
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/57>, abgerufen am 25.11.2024.
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