mungen und Bewachungen beauftragt waren. Mehr als irgend ein Vorgänger und Nachfolger wurde in dieser Hinsicht der Marschall Bernadotte, Fürst von Ponte-Corvo gerühmt und gepriesen, der gerade da¬ mals in dieser nordischen Gegend die von dem Kaiser verliehene Macht sehr mild und nachgiebig ausübte, und für die Sache der bedrängten Stadt und der Kaufleute nicht erst, wie so manche Andre, durch Eigennutz ge¬ wonnen werden durfte, sondern ihr durch freies Wohl¬ wollen und heitere Gutmüthigkeit ursprünglich geneigt war. Was aber die Macht und den Umfang der fran¬ zösischen Obergewalt diesmal hier uns zum anregend¬ sten und unerschöpflichen Reize bezeichnete, war die Anwesenheit spanischer Truppen. Napoleon hatte bei dem ungeheuern Bedarf und den wichtigen Rücksichten seiner wechselnden Kriegszüge auch diese Verbündeten aus der abgeschlossenen Heimath auf den Schauplatz der Ereignisse herangebracht, und Spanier fanden sich, zu ihrer eignen Verwunderung, an die Ufer der Elbe und bis zu den Küsten der Ost- und Nordsee ver¬ schlagen. Gegen 20,000 Mann, unter Anführung des Marquez de la Romana, erstreckten sich durch Holstein und Schleswig bis nach Jütland und auf die Inseln Fühnen und Seeland hinüber, wo sie zum Schutze Dänemarks gegen die Unternehmungen der Engländer dienen sollten. Das Hauptquartier aber war in Ham¬ burg, und einige Regimenter, sowohl Fußvolk als Rei¬
mungen und Bewachungen beauftragt waren. Mehr als irgend ein Vorgaͤnger und Nachfolger wurde in dieſer Hinſicht der Marſchall Bernadotte, Fuͤrſt von Ponte-Corvo geruͤhmt und geprieſen, der gerade da¬ mals in dieſer nordiſchen Gegend die von dem Kaiſer verliehene Macht ſehr mild und nachgiebig ausuͤbte, und fuͤr die Sache der bedraͤngten Stadt und der Kaufleute nicht erſt, wie ſo manche Andre, durch Eigennutz ge¬ wonnen werden durfte, ſondern ihr durch freies Wohl¬ wollen und heitere Gutmuͤthigkeit urſpruͤnglich geneigt war. Was aber die Macht und den Umfang der fran¬ zoͤſiſchen Obergewalt diesmal hier uns zum anregend¬ ſten und unerſchoͤpflichen Reize bezeichnete, war die Anweſenheit ſpaniſcher Truppen. Napoleon hatte bei dem ungeheuern Bedarf und den wichtigen Ruͤckſichten ſeiner wechſelnden Kriegszuͤge auch dieſe Verbuͤndeten aus der abgeſchloſſenen Heimath auf den Schauplatz der Ereigniſſe herangebracht, und Spanier fanden ſich, zu ihrer eignen Verwunderung, an die Ufer der Elbe und bis zu den Kuͤſten der Oſt- und Nordſee ver¬ ſchlagen. Gegen 20,000 Mann, unter Anfuͤhrung des Marquez de la Romana, erſtreckten ſich durch Holſtein und Schleswig bis nach Juͤtland und auf die Inſeln Fuͤhnen und Seeland hinuͤber, wo ſie zum Schutze Daͤnemarks gegen die Unternehmungen der Englaͤnder dienen ſollten. Das Hauptquartier aber war in Ham¬ burg, und einige Regimenter, ſowohl Fußvolk als Rei¬
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mungen und Bewachungen beauftragt waren. Mehr
als irgend ein Vorgaͤnger und Nachfolger wurde in
dieſer Hinſicht der Marſchall Bernadotte, Fuͤrſt von
Ponte-Corvo geruͤhmt und geprieſen, der gerade da¬
mals in dieſer nordiſchen Gegend die von dem Kaiſer
verliehene Macht ſehr mild und nachgiebig ausuͤbte, und
fuͤr die Sache der bedraͤngten Stadt und der Kaufleute
nicht erſt, wie ſo manche Andre, durch Eigennutz ge¬
wonnen werden durfte, ſondern ihr durch freies Wohl¬
wollen und heitere Gutmuͤthigkeit urſpruͤnglich geneigt
war. Was aber die Macht und den Umfang der fran¬
zoͤſiſchen Obergewalt diesmal hier uns zum anregend¬
ſten und unerſchoͤpflichen Reize bezeichnete, war die
Anweſenheit ſpaniſcher Truppen. Napoleon hatte bei
dem ungeheuern Bedarf und den wichtigen Ruͤckſichten
ſeiner wechſelnden Kriegszuͤge auch dieſe Verbuͤndeten
aus der abgeſchloſſenen Heimath auf den Schauplatz
der Ereigniſſe herangebracht, und Spanier fanden ſich,
zu ihrer eignen Verwunderung, an die Ufer der Elbe
und bis zu den Kuͤſten der Oſt- und Nordſee ver¬
ſchlagen. Gegen 20,000 Mann, unter Anfuͤhrung des
Marquez de la Romana, erſtreckten ſich durch Holſtein
und Schleswig bis nach Juͤtland und auf die Inſeln
Fuͤhnen und Seeland hinuͤber, wo ſie zum Schutze
Daͤnemarks gegen die Unternehmungen der Englaͤnder
dienen ſollten. Das Hauptquartier aber war in Ham¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/56>, abgerufen am 25.11.2024.
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