und es als eine Art Ungnade bejammerte, daß man ihn, der als Ordonnanzoffizier Berthier's eigentlich die¬ sem zu folgen Anspruch hatte, so lange beim Regimente ließ, wo es nichts mehr zu thun gab; seine Sehnsucht äußerte sich mit einer Ungeduld, die für seine Umgebung wenig Verbindliches hatte, aber freilich in seiner Lage natürlich war. Wir kamen aber leidlich genug mit ihm zurecht, und der Beziehung, daß wir Briefe aus Vertus und Saint-Menehould empfingen, und von dorther sogar einen Freund erwarteten, konnte er seine Theilnahme nicht versagen. Bernhardi's Traum, daß ich in Streit mit der französischen Einquartierung ge¬ rathen, erfüllte sich nicht; aber durch diese wurden wir doch des Aufenthalts früher überdrüssig, und waren herzlich froh, als endlich unser Aufbruch durch Chamisso's Ankunft sich festsetzen ließ.
Der Freund brachte aus der Heimath die neuesten Nachrichten, Ansichten und Stimmungen des kaiserlichen Frankreichs mit, von denen wir indeß wenig erbaut waren, und er selbst, wiewohl von manchen Eindrücken lebhaft angeregt und sogar befangen, wandte willig und entschlossen dem französischen Treiben den Rücken zu, um sich ganz und ausschließlich in das Leben deutscher Dichtung und Wissenschaft zu versenken, zufrieden wenn man ihm für seine Landsleute die Verherrlichung gelten ließ, deren sie als Krieger im sieggewohnten Heere theilhaftig waren. In Fouque, Chamisso und Canou¬
und es als eine Art Ungnade bejammerte, daß man ihn, der als Ordonnanzoffizier Berthier's eigentlich die¬ ſem zu folgen Anſpruch hatte, ſo lange beim Regimente ließ, wo es nichts mehr zu thun gab; ſeine Sehnſucht aͤußerte ſich mit einer Ungeduld, die fuͤr ſeine Umgebung wenig Verbindliches hatte, aber freilich in ſeiner Lage natuͤrlich war. Wir kamen aber leidlich genug mit ihm zurecht, und der Beziehung, daß wir Briefe aus Vertus und Saint-Menehould empfingen, und von dorther ſogar einen Freund erwarteten, konnte er ſeine Theilnahme nicht verſagen. Bernhardi's Traum, daß ich in Streit mit der franzoͤſiſchen Einquartierung ge¬ rathen, erfuͤllte ſich nicht; aber durch dieſe wurden wir doch des Aufenthalts fruͤher uͤberdruͤſſig, und waren herzlich froh, als endlich unſer Aufbruch durch Chamiſſo's Ankunft ſich feſtſetzen ließ.
Der Freund brachte aus der Heimath die neueſten Nachrichten, Anſichten und Stimmungen des kaiſerlichen Frankreichs mit, von denen wir indeß wenig erbaut waren, und er ſelbſt, wiewohl von manchen Eindruͤcken lebhaft angeregt und ſogar befangen, wandte willig und entſchloſſen dem franzoͤſiſchen Treiben den Ruͤcken zu, um ſich ganz und ausſchließlich in das Leben deutſcher Dichtung und Wiſſenſchaft zu verſenken, zufrieden wenn man ihm fuͤr ſeine Landsleute die Verherrlichung gelten ließ, deren ſie als Krieger im ſieggewohnten Heere theilhaftig waren. In Fouqué, Chamiſſo und Canou¬
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und es als eine Art Ungnade bejammerte, daß man
ihn, der als Ordonnanzoffizier Berthier's eigentlich die¬
ſem zu folgen Anſpruch hatte, ſo lange beim Regimente
ließ, wo es nichts mehr zu thun gab; ſeine Sehnſucht
aͤußerte ſich mit einer Ungeduld, die fuͤr ſeine Umgebung
wenig Verbindliches hatte, aber freilich in ſeiner Lage
natuͤrlich war. Wir kamen aber leidlich genug mit ihm
zurecht, und der Beziehung, daß wir Briefe aus
Vertus und Saint-Menehould empfingen, und von
dorther ſogar einen Freund erwarteten, konnte er ſeine
Theilnahme nicht verſagen. Bernhardi's Traum, daß
ich in Streit mit der franzoͤſiſchen Einquartierung ge¬
rathen, erfuͤllte ſich nicht; aber durch dieſe wurden wir
doch des Aufenthalts fruͤher uͤberdruͤſſig, und waren
herzlich froh, als endlich unſer Aufbruch durch Chamiſſo's
Ankunft ſich feſtſetzen ließ.
Der Freund brachte aus der Heimath die neueſten
Nachrichten, Anſichten und Stimmungen des kaiſerlichen
Frankreichs mit, von denen wir indeß wenig erbaut
waren, und er ſelbſt, wiewohl von manchen Eindruͤcken
lebhaft angeregt und ſogar befangen, wandte willig und
entſchloſſen dem franzoͤſiſchen Treiben den Ruͤcken zu,
um ſich ganz und ausſchließlich in das Leben deutſcher
Dichtung und Wiſſenſchaft zu verſenken, zufrieden wenn
man ihm fuͤr ſeine Landsleute die Verherrlichung gelten
ließ, deren ſie als Krieger im ſieggewohnten Heere
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/54>, abgerufen am 24.11.2024.
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