ich mir durch streitbare Fürsorge für eines ihrer Bücher bei ihr verdient hatte.
Neumann und ich lebten mit Fouque im schon ge¬ wohnten Stil unsrer freundschaftlichen und litterarischen Angelegenheiten, und lebten eigentlich nur mit ihm; wenig bekümmert um alles andre, was neben uns vor¬ ging. Auch fand ein wackrer Offizier und ehemaliger Kammerad Fouque's, der Rittmeister von Welk sich ein, der bis zuletzt im Kriege mitgewesen, jetzt aber nach dem Frieden in Preußen kein Bleiben mehr fand, und als geborner Sachse fürerst in seine Heimath bei Meißen sich zurückzuziehen dachte. Als der wichtigste Gast aber, durch seine Verhältnisse wie durch seine Per¬ son zur ersten Rolle berechtigt, stand der französische Husarenoffizier vor Augen, der mit seiner Schwadron hier einquartiert lag. Er hieß Jules von Canouville, und war von altadeliger Herkunft, welches ihm nicht nur in Nennhausen, sondern auch im neuen Kaiserthum, das noch von Freiheit und Gleichheit getragen war, zu merklicher Begünstigung diente; er brannte leidenschaft¬ lich für Napoleon's Sache, und setzte auf sie alle Hoff¬ nungen seines Ehrgeizes; übrigens war er von kräftig schöner Jugend, ungestümer Lebhaftigkeit und leichtsinni¬ gem Uebermuth. Man mußte ihm einige Ungezogen¬ heiten schon verzeihen, um so mehr, als ihm nicht zu verdenken war, daß er sich aus dieser Einöde in die glänzende Hof- und Damenwelt von Paris wünschte,
ich mir durch ſtreitbare Fuͤrſorge fuͤr eines ihrer Buͤcher bei ihr verdient hatte.
Neumann und ich lebten mit Fouqué im ſchon ge¬ wohnten Stil unſrer freundſchaftlichen und litterariſchen Angelegenheiten, und lebten eigentlich nur mit ihm; wenig bekuͤmmert um alles andre, was neben uns vor¬ ging. Auch fand ein wackrer Offizier und ehemaliger Kammerad Fouqué's, der Rittmeiſter von Welk ſich ein, der bis zuletzt im Kriege mitgeweſen, jetzt aber nach dem Frieden in Preußen kein Bleiben mehr fand, und als geborner Sachſe fuͤrerſt in ſeine Heimath bei Meißen ſich zuruͤckzuziehen dachte. Als der wichtigſte Gaſt aber, durch ſeine Verhaͤltniſſe wie durch ſeine Per¬ ſon zur erſten Rolle berechtigt, ſtand der franzoͤſiſche Huſarenoffizier vor Augen, der mit ſeiner Schwadron hier einquartiert lag. Er hieß Jules von Canouville, und war von altadeliger Herkunft, welches ihm nicht nur in Nennhauſen, ſondern auch im neuen Kaiſerthum, das noch von Freiheit und Gleichheit getragen war, zu merklicher Beguͤnſtigung diente; er brannte leidenſchaft¬ lich fuͤr Napoleon's Sache, und ſetzte auf ſie alle Hoff¬ nungen ſeines Ehrgeizes; uͤbrigens war er von kraͤftig ſchoͤner Jugend, ungeſtuͤmer Lebhaftigkeit und leichtſinni¬ gem Uebermuth. Man mußte ihm einige Ungezogen¬ heiten ſchon verzeihen, um ſo mehr, als ihm nicht zu verdenken war, daß er ſich aus dieſer Einoͤde in die glaͤnzende Hof- und Damenwelt von Paris wuͤnſchte,
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ich mir durch ſtreitbare Fuͤrſorge fuͤr eines ihrer Buͤcher
bei ihr verdient hatte.
Neumann und ich lebten mit Fouqué im ſchon ge¬
wohnten Stil unſrer freundſchaftlichen und litterariſchen
Angelegenheiten, und lebten eigentlich nur mit ihm;
wenig bekuͤmmert um alles andre, was neben uns vor¬
ging. Auch fand ein wackrer Offizier und ehemaliger
Kammerad Fouqué's, der Rittmeiſter von Welk ſich
ein, der bis zuletzt im Kriege mitgeweſen, jetzt aber
nach dem Frieden in Preußen kein Bleiben mehr fand,
und als geborner Sachſe fuͤrerſt in ſeine Heimath bei
Meißen ſich zuruͤckzuziehen dachte. Als der wichtigſte
Gaſt aber, durch ſeine Verhaͤltniſſe wie durch ſeine Per¬
ſon zur erſten Rolle berechtigt, ſtand der franzoͤſiſche
Huſarenoffizier vor Augen, der mit ſeiner Schwadron
hier einquartiert lag. Er hieß Jules von Canouville,
und war von altadeliger Herkunft, welches ihm nicht
nur in Nennhauſen, ſondern auch im neuen Kaiſerthum,
das noch von Freiheit und Gleichheit getragen war, zu
merklicher Beguͤnſtigung diente; er brannte leidenſchaft¬
lich fuͤr Napoleon's Sache, und ſetzte auf ſie alle Hoff¬
nungen ſeines Ehrgeizes; uͤbrigens war er von kraͤftig
ſchoͤner Jugend, ungeſtuͤmer Lebhaftigkeit und leichtſinni¬
gem Uebermuth. Man mußte ihm einige Ungezogen¬
heiten ſchon verzeihen, um ſo mehr, als ihm nicht zu
verdenken war, daß er ſich aus dieſer Einoͤde in die
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/53>, abgerufen am 24.11.2024.
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