Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite

sprengten, indem sie rechts durch Thäler und Schluch¬
ten, links durch die Waldungen drangen, gegen die
Flanken des Feindes vor, umschwärmten denselben plötz¬
lich von allen Seiten, und machten ihm von diesem
Augenblick unmöglich, nach irgend einer Richtung klar
zu sehen; keine Streiferei, keine Erkundung konnte er
vornehmen. Die preußischen Jäger warf Tettenborn
kinks in den Wald, ließ sie von Kosaken seitwärts am
Rande begleiten, und dann rasch gegen den Feind
anrücken, der sich bei dem Jagdschlosse stark gesetzt
hatte, und zwar anfangs bestürzt wich, bald aber in
großer Ueberzahl das Gefecht mit Erbitterung im Walde
erneuerte; der General Pecheux befand sich in Person
daselbst. Tettenborn war unterdessen vor die Haupt¬
stellung des Feindes mit einer Abtheilung Kosaken und
Lützow'scher Reiter und 4 hanseatischen reitenden Kano¬
nen gerückt, und griff dieselbe in der Front an. Der
Donner des Geschützes ließ den General Pecheux nicht
länger in Zweifel, daß die Sache diesmal ernsthaft abge¬
sehen sei. Er sammelte seine Schützen so viel als
möglich aus dem Wald, wo das heftige Gefecht kaum
noch zum Vortheil der Unsrigen erhalten worden war
und mehrmals zum Nachtheil geschwankt hatte, und
suchte in gedrängter Masse über eine ebne Strecke die
Anhöhe zu gewinnen, wo sein Geschütz aufgepflanzt
war, und ein überlegenes Feuer gegen das unsere rich¬
tete. Der Hauptmann Spooreman von der hanseati¬

ſprengten, indem ſie rechts durch Thaͤler und Schluch¬
ten, links durch die Waldungen drangen, gegen die
Flanken des Feindes vor, umſchwaͤrmten denſelben ploͤtz¬
lich von allen Seiten, und machten ihm von dieſem
Augenblick unmoͤglich, nach irgend einer Richtung klar
zu ſehen; keine Streiferei, keine Erkundung konnte er
vornehmen. Die preußiſchen Jaͤger warf Tettenborn
kinks in den Wald, ließ ſie von Koſaken ſeitwaͤrts am
Rande begleiten, und dann raſch gegen den Feind
anruͤcken, der ſich bei dem Jagdſchloſſe ſtark geſetzt
hatte, und zwar anfangs beſtuͤrzt wich, bald aber in
großer Ueberzahl das Gefecht mit Erbitterung im Walde
erneuerte; der General Pecheux befand ſich in Perſon
daſelbſt. Tettenborn war unterdeſſen vor die Haupt¬
ſtellung des Feindes mit einer Abtheilung Koſaken und
Luͤtzow'ſcher Reiter und 4 hanſeatiſchen reitenden Kano¬
nen geruͤckt, und griff dieſelbe in der Front an. Der
Donner des Geſchuͤtzes ließ den General Pecheux nicht
laͤnger in Zweifel, daß die Sache diesmal ernſthaft abge¬
ſehen ſei. Er ſammelte ſeine Schuͤtzen ſo viel als
moͤglich aus dem Wald, wo das heftige Gefecht kaum
noch zum Vortheil der Unſrigen erhalten worden war
und mehrmals zum Nachtheil geſchwankt hatte, und
ſuchte in gedraͤngter Maſſe uͤber eine ebne Strecke die
Anhoͤhe zu gewinnen, wo ſein Geſchuͤtz aufgepflanzt
war, und ein uͤberlegenes Feuer gegen das unſere rich¬
tete. Der Hauptmann Spooreman von der hanſeati¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0449" n="437"/>
&#x017F;prengten, indem &#x017F;ie rechts durch Tha&#x0364;ler und Schluch¬<lb/>
ten, links durch die Waldungen drangen, gegen die<lb/>
Flanken des Feindes vor, um&#x017F;chwa&#x0364;rmten den&#x017F;elben plo&#x0364;tz¬<lb/>
lich von allen Seiten, und machten ihm von die&#x017F;em<lb/>
Augenblick unmo&#x0364;glich, nach irgend einer Richtung klar<lb/>
zu &#x017F;ehen; keine Streiferei, keine Erkundung konnte er<lb/>
vornehmen. Die preußi&#x017F;chen Ja&#x0364;ger warf Tettenborn<lb/>
kinks in den Wald, ließ &#x017F;ie von Ko&#x017F;aken &#x017F;eitwa&#x0364;rts am<lb/>
Rande begleiten, und dann ra&#x017F;ch gegen den Feind<lb/>
anru&#x0364;cken, der &#x017F;ich bei dem Jagd&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;e &#x017F;tark ge&#x017F;etzt<lb/>
hatte, und zwar anfangs be&#x017F;tu&#x0364;rzt wich, bald aber in<lb/>
großer Ueberzahl das Gefecht mit Erbitterung im Walde<lb/>
erneuerte; der General Pecheux befand &#x017F;ich in Per&#x017F;on<lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t. Tettenborn war unterde&#x017F;&#x017F;en vor die Haupt¬<lb/>
&#x017F;tellung des Feindes mit einer Abtheilung Ko&#x017F;aken und<lb/>
Lu&#x0364;tzow'&#x017F;cher Reiter und <hi rendition="#b">4</hi> han&#x017F;eati&#x017F;chen reitenden Kano¬<lb/>
nen geru&#x0364;ckt, und griff die&#x017F;elbe in der Front an. Der<lb/>
Donner des Ge&#x017F;chu&#x0364;tzes ließ den General Pecheux nicht<lb/>
la&#x0364;nger in Zweifel, daß die Sache diesmal ern&#x017F;thaft abge¬<lb/>
&#x017F;ehen &#x017F;ei. Er &#x017F;ammelte &#x017F;eine Schu&#x0364;tzen &#x017F;o viel als<lb/>
mo&#x0364;glich aus dem Wald, wo das heftige Gefecht kaum<lb/>
noch zum Vortheil der Un&#x017F;rigen erhalten worden war<lb/>
und mehrmals zum Nachtheil ge&#x017F;chwankt hatte, und<lb/>
&#x017F;uchte in gedra&#x0364;ngter Ma&#x017F;&#x017F;e u&#x0364;ber eine ebne Strecke die<lb/>
Anho&#x0364;he zu gewinnen, wo &#x017F;ein Ge&#x017F;chu&#x0364;tz aufgepflanzt<lb/>
war, und ein u&#x0364;berlegenes Feuer gegen das un&#x017F;ere rich¬<lb/>
tete. Der Hauptmann Spooreman von der han&#x017F;eati¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[437/0449] ſprengten, indem ſie rechts durch Thaͤler und Schluch¬ ten, links durch die Waldungen drangen, gegen die Flanken des Feindes vor, umſchwaͤrmten denſelben ploͤtz¬ lich von allen Seiten, und machten ihm von dieſem Augenblick unmoͤglich, nach irgend einer Richtung klar zu ſehen; keine Streiferei, keine Erkundung konnte er vornehmen. Die preußiſchen Jaͤger warf Tettenborn kinks in den Wald, ließ ſie von Koſaken ſeitwaͤrts am Rande begleiten, und dann raſch gegen den Feind anruͤcken, der ſich bei dem Jagdſchloſſe ſtark geſetzt hatte, und zwar anfangs beſtuͤrzt wich, bald aber in großer Ueberzahl das Gefecht mit Erbitterung im Walde erneuerte; der General Pecheux befand ſich in Perſon daſelbſt. Tettenborn war unterdeſſen vor die Haupt¬ ſtellung des Feindes mit einer Abtheilung Koſaken und Luͤtzow'ſcher Reiter und 4 hanſeatiſchen reitenden Kano¬ nen geruͤckt, und griff dieſelbe in der Front an. Der Donner des Geſchuͤtzes ließ den General Pecheux nicht laͤnger in Zweifel, daß die Sache diesmal ernſthaft abge¬ ſehen ſei. Er ſammelte ſeine Schuͤtzen ſo viel als moͤglich aus dem Wald, wo das heftige Gefecht kaum noch zum Vortheil der Unſrigen erhalten worden war und mehrmals zum Nachtheil geſchwankt hatte, und ſuchte in gedraͤngter Maſſe uͤber eine ebne Strecke die Anhoͤhe zu gewinnen, wo ſein Geſchuͤtz aufgepflanzt war, und ein uͤberlegenes Feuer gegen das unſere rich¬ tete. Der Hauptmann Spooreman von der hanſeati¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/449
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/449>, abgerufen am 06.06.2024.