gefährdeten Seite noch keinen Augenblick wirklicher Ge¬ fahr hatten aufkommen lassen; allein sie selbst waren dadurch nicht befriedigt, so wenig als die kampfbegieri¬ gen Truppen, denen die Wichtigkeit des Geleisteten nicht den Glanz ersetzen mochte, der von größeren Waffenthaten ausgeht. Mit desto lebhafterm Eifer wurde daher die Gelegenheit ergriffen, die sich endlich zu zeigen schien, in Einer Unternehmung an Tapferkeit und Ruhm zu vereinigen, was bisher in unzähligen theilweisen Erfolgen vereinzelt und zerstreut geblieben war.
Durch aufgefangene Papiere erfuhren wir, daß der Marschall Davoust den General Pecheux mit einer fran¬ zösischen Division von 7000 Mann auf das linke Elb¬ ufer sende, um aufwärts gegen Magdeburg das Land von unsern Partheien zu säubern, welche täglich ver¬ wegner wurden. Es blieb zweifelhaft, ob diese Ab¬ sendung nur diesen Zweck habe, oder auch eine Ver¬ stärkung der Truppen in Magdeburg beabsichtige. Die frühere Bewegung Wallmoden's nach Dömitz scheint den Marschall Davoust zu dieser Maßregel, die für uns nicht besser gewählt sein konnte, verlockt zu haben. Der Entschluß Wallmoden's war sogleich gefaßt. Der General von Vegesack blieb mit seinen Truppen zur Bewachung der Stecknitz zurück, er hatte sein Haupt¬ quartier in Grevismühlen; damit der Feind auf den Vorposten keine Veränderung bemerke, und über den Abmarsch getäuscht bliebe, ließ Tettenborn auch ein
III.28
gefaͤhrdeten Seite noch keinen Augenblick wirklicher Ge¬ fahr hatten aufkommen laſſen; allein ſie ſelbſt waren dadurch nicht befriedigt, ſo wenig als die kampfbegieri¬ gen Truppen, denen die Wichtigkeit des Geleiſteten nicht den Glanz erſetzen mochte, der von groͤßeren Waffenthaten ausgeht. Mit deſto lebhafterm Eifer wurde daher die Gelegenheit ergriffen, die ſich endlich zu zeigen ſchien, in Einer Unternehmung an Tapferkeit und Ruhm zu vereinigen, was bisher in unzaͤhligen theilweiſen Erfolgen vereinzelt und zerſtreut geblieben war.
Durch aufgefangene Papiere erfuhren wir, daß der Marſchall Davouſt den General Pecheux mit einer fran¬ zoͤſiſchen Diviſion von 7000 Mann auf das linke Elb¬ ufer ſende, um aufwaͤrts gegen Magdeburg das Land von unſern Partheien zu ſaͤubern, welche taͤglich ver¬ wegner wurden. Es blieb zweifelhaft, ob dieſe Ab¬ ſendung nur dieſen Zweck habe, oder auch eine Ver¬ ſtaͤrkung der Truppen in Magdeburg beabſichtige. Die fruͤhere Bewegung Wallmoden's nach Doͤmitz ſcheint den Marſchall Davouſt zu dieſer Maßregel, die fuͤr uns nicht beſſer gewaͤhlt ſein konnte, verlockt zu haben. Der Entſchluß Wallmoden's war ſogleich gefaßt. Der General von Vegeſack blieb mit ſeinen Truppen zur Bewachung der Stecknitz zuruͤck, er hatte ſein Haupt¬ quartier in Grevismuͤhlen; damit der Feind auf den Vorpoſten keine Veraͤnderung bemerke, und uͤber den Abmarſch getaͤuſcht bliebe, ließ Tettenborn auch ein
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gefaͤhrdeten Seite noch keinen Augenblick wirklicher Ge¬
fahr hatten aufkommen laſſen; allein ſie ſelbſt waren
dadurch nicht befriedigt, ſo wenig als die kampfbegieri¬
gen Truppen, denen die Wichtigkeit des Geleiſteten
nicht den Glanz erſetzen mochte, der von groͤßeren
Waffenthaten ausgeht. Mit deſto lebhafterm Eifer
wurde daher die Gelegenheit ergriffen, die ſich endlich
zu zeigen ſchien, in Einer Unternehmung an Tapferkeit
und Ruhm zu vereinigen, was bisher in unzaͤhligen
theilweiſen Erfolgen vereinzelt und zerſtreut geblieben war.
Durch aufgefangene Papiere erfuhren wir, daß der
Marſchall Davouſt den General Pecheux mit einer fran¬
zoͤſiſchen Diviſion von 7000 Mann auf das linke Elb¬
ufer ſende, um aufwaͤrts gegen Magdeburg das Land
von unſern Partheien zu ſaͤubern, welche taͤglich ver¬
wegner wurden. Es blieb zweifelhaft, ob dieſe Ab¬
ſendung nur dieſen Zweck habe, oder auch eine Ver¬
ſtaͤrkung der Truppen in Magdeburg beabſichtige. Die
fruͤhere Bewegung Wallmoden's nach Doͤmitz ſcheint
den Marſchall Davouſt zu dieſer Maßregel, die fuͤr
uns nicht beſſer gewaͤhlt ſein konnte, verlockt zu haben.
Der Entſchluß Wallmoden's war ſogleich gefaßt. Der
General von Vegeſack blieb mit ſeinen Truppen zur
Bewachung der Stecknitz zuruͤck, er hatte ſein Haupt¬
quartier in Grevismuͤhlen; damit der Feind auf den
Vorpoſten keine Veraͤnderung bemerke, und uͤber den
Abmarſch getaͤuſcht bliebe, ließ Tettenborn auch ein
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/445>, abgerufen am 23.11.2024.
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