Der Feind hatte inzwischen durch seinen nächtlichen Marsch mehrere Stunden Vorsprung gewonnen, und wurde erst jenseits Gadebusch erreicht, wo die Kosaken seinen Nachtrab angriffen, und unter beständigem Plän¬ keln bis Groß-Turow verfolgten, wo der Feind sich widersetzte, um nicht seinen Rückzug in eine völlige Flucht ausarten zu lassen. Tettenborn erfuhr in Wit¬ tenburg am 3. September, daß von Gadebusch unge¬ fähr 2000 Franzosen, welche mehrere Kanonen bei sich führten, nach Zarrentin gezogen waren, deren Absicht nur sein konnte, durch Gewinnung der südlichen Spitze des Schaalsee's die Kosaken zu verhindern, den um die nördliche Spitze geschehenden Rückzug in der Flanke zu beunruhigen. Sogleich eilte Tettenborn am folgen¬ den Morgen mit etwa 1000 Jägern und Kosaken und 3 leichten Kanonen gegen jene Schaar, die aber bei seiner Annäherung Zarrentin schon wieder verließ, und den Weg nach Mölln einschlug. Erst auf den Höhen hinter Gudow stellte sie sich zum Gefecht, das durch Kanoniren eröffnet wurde, während dessen unser Fu߬ volk anrückte, und der Haupttrupp desselben in Zar¬ rentin eintraf. Man schlug sich mit Erbitterung, und der Feind, welcher durch unsere Jäger aus den Hecken und Büschen des offneren Feldes bald vertrieben war, schien sich in dem Walde behaupten zu wollen, beson¬ ders da er bald merkte, daß er mehr und besseres Ge¬ schütz als wir habe. Aber eine plötzliche und rasche
Der Feind hatte inzwiſchen durch ſeinen naͤchtlichen Marſch mehrere Stunden Vorſprung gewonnen, und wurde erſt jenſeits Gadebuſch erreicht, wo die Koſaken ſeinen Nachtrab angriffen, und unter beſtaͤndigem Plaͤn¬ keln bis Groß-Turow verfolgten, wo der Feind ſich widerſetzte, um nicht ſeinen Ruͤckzug in eine voͤllige Flucht ausarten zu laſſen. Tettenborn erfuhr in Wit¬ tenburg am 3. September, daß von Gadebuſch unge¬ faͤhr 2000 Franzoſen, welche mehrere Kanonen bei ſich fuͤhrten, nach Zarrentin gezogen waren, deren Abſicht nur ſein konnte, durch Gewinnung der ſuͤdlichen Spitze des Schaalſee's die Koſaken zu verhindern, den um die noͤrdliche Spitze geſchehenden Ruͤckzug in der Flanke zu beunruhigen. Sogleich eilte Tettenborn am folgen¬ den Morgen mit etwa 1000 Jaͤgern und Koſaken und 3 leichten Kanonen gegen jene Schaar, die aber bei ſeiner Annaͤherung Zarrentin ſchon wieder verließ, und den Weg nach Moͤlln einſchlug. Erſt auf den Hoͤhen hinter Gudow ſtellte ſie ſich zum Gefecht, das durch Kanoniren eroͤffnet wurde, waͤhrend deſſen unſer Fu߬ volk anruͤckte, und der Haupttrupp deſſelben in Zar¬ rentin eintraf. Man ſchlug ſich mit Erbitterung, und der Feind, welcher durch unſere Jaͤger aus den Hecken und Buͤſchen des offneren Feldes bald vertrieben war, ſchien ſich in dem Walde behaupten zu wollen, beſon¬ ders da er bald merkte, daß er mehr und beſſeres Ge¬ ſchuͤtz als wir habe. Aber eine ploͤtzliche und raſche
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0437"n="425"/><p>Der Feind hatte inzwiſchen durch ſeinen naͤchtlichen<lb/>
Marſch mehrere Stunden Vorſprung gewonnen, und<lb/>
wurde erſt jenſeits Gadebuſch erreicht, wo die Koſaken<lb/>ſeinen Nachtrab angriffen, und unter beſtaͤndigem Plaͤn¬<lb/>
keln bis Groß-Turow verfolgten, wo der Feind ſich<lb/>
widerſetzte, um nicht ſeinen Ruͤckzug in eine voͤllige<lb/>
Flucht ausarten zu laſſen. Tettenborn erfuhr in Wit¬<lb/>
tenburg am <hirendition="#b">3.</hi> September, daß von Gadebuſch unge¬<lb/>
faͤhr <hirendition="#b">2000</hi> Franzoſen, welche mehrere Kanonen bei ſich<lb/>
fuͤhrten, nach Zarrentin gezogen waren, deren Abſicht<lb/>
nur ſein konnte, durch Gewinnung der ſuͤdlichen Spitze<lb/>
des Schaalſee's die Koſaken zu verhindern, den um<lb/>
die noͤrdliche Spitze geſchehenden Ruͤckzug in der Flanke<lb/>
zu beunruhigen. Sogleich eilte Tettenborn am folgen¬<lb/>
den Morgen mit etwa <hirendition="#b">1000</hi> Jaͤgern und Koſaken und<lb/><hirendition="#b">3</hi> leichten Kanonen gegen jene Schaar, die aber bei<lb/>ſeiner Annaͤherung Zarrentin ſchon wieder verließ, und<lb/>
den Weg nach Moͤlln einſchlug. Erſt auf den Hoͤhen<lb/>
hinter Gudow ſtellte ſie ſich zum Gefecht, das durch<lb/>
Kanoniren eroͤffnet wurde, waͤhrend deſſen unſer Fu߬<lb/>
volk anruͤckte, und der Haupttrupp deſſelben in Zar¬<lb/>
rentin eintraf. Man ſchlug ſich mit Erbitterung, und<lb/>
der Feind, welcher durch unſere Jaͤger aus den Hecken<lb/>
und Buͤſchen des offneren Feldes bald vertrieben war,<lb/>ſchien ſich in dem Walde behaupten zu wollen, beſon¬<lb/>
ders da er bald merkte, daß er mehr und beſſeres Ge¬<lb/>ſchuͤtz als wir habe. Aber eine ploͤtzliche und raſche<lb/></p></div></body></text></TEI>
[425/0437]
Der Feind hatte inzwiſchen durch ſeinen naͤchtlichen
Marſch mehrere Stunden Vorſprung gewonnen, und
wurde erſt jenſeits Gadebuſch erreicht, wo die Koſaken
ſeinen Nachtrab angriffen, und unter beſtaͤndigem Plaͤn¬
keln bis Groß-Turow verfolgten, wo der Feind ſich
widerſetzte, um nicht ſeinen Ruͤckzug in eine voͤllige
Flucht ausarten zu laſſen. Tettenborn erfuhr in Wit¬
tenburg am 3. September, daß von Gadebuſch unge¬
faͤhr 2000 Franzoſen, welche mehrere Kanonen bei ſich
fuͤhrten, nach Zarrentin gezogen waren, deren Abſicht
nur ſein konnte, durch Gewinnung der ſuͤdlichen Spitze
des Schaalſee's die Koſaken zu verhindern, den um
die noͤrdliche Spitze geſchehenden Ruͤckzug in der Flanke
zu beunruhigen. Sogleich eilte Tettenborn am folgen¬
den Morgen mit etwa 1000 Jaͤgern und Koſaken und
3 leichten Kanonen gegen jene Schaar, die aber bei
ſeiner Annaͤherung Zarrentin ſchon wieder verließ, und
den Weg nach Moͤlln einſchlug. Erſt auf den Hoͤhen
hinter Gudow ſtellte ſie ſich zum Gefecht, das durch
Kanoniren eroͤffnet wurde, waͤhrend deſſen unſer Fu߬
volk anruͤckte, und der Haupttrupp deſſelben in Zar¬
rentin eintraf. Man ſchlug ſich mit Erbitterung, und
der Feind, welcher durch unſere Jaͤger aus den Hecken
und Buͤſchen des offneren Feldes bald vertrieben war,
ſchien ſich in dem Walde behaupten zu wollen, beſon¬
ders da er bald merkte, daß er mehr und beſſeres Ge¬
ſchuͤtz als wir habe. Aber eine ploͤtzliche und raſche
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/437>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.