regiment überfallen, und von diesem Punkte, jedoch ohne den geringsten Verlust, zurückgeworfen, sonderbar ge¬ nug, da seit Jahr und Tag bei diesen Truppen der¬ gleichen weder geschehen war, noch in der Folge je wieder geschah. Der Feind verfolgte jedoch auf dieser Seite seinen augenblicklichen Vortheil nicht. Desto ernsthafter war sein Andringen bei Lauenburg, wo zwei Bataillons Jäger und ein Kosakenregiment den Feind empfingen. Die Jäger verließen ihre Schanzen und begegneten dem Feinde auf freiem Feld, warfen ihn nach einem hitzigen Gefecht, ungeachtet seiner Ueber¬ zahl, zurück, und überließen ihn den Kosaken zu wei¬ terer Verfolgung; von beiden Seiten blieben viele Leute. Den Tag darauf verstärkte der Feind seinen Angriff und rückte mit 5 Bataillons und 3 Kanonen an, zwei der letztern wurden bald unbrauchbar gemacht, und wäh¬ rend aus den Schanzen unsere Kanonen feuerten, bra¬ chen die Jäger und Schützen abermals in das freie Feld hinaus, und schlugen sich den ganzen Tag mit dem überlegenen Feinde herum, der endlich im Walde Schutz suchen mußte, nachdem er, vorzüglich durch die unter dem braven Hauptmann Riedel den Lützowern gesellten Tyroler Schützen, über 400 Mann verloren hatte. Die Unsrigen hatten 100 Todte und Verwun¬ dete, worunter 11 Offiziere, die bei jeder Gelegenheit mit entbranntem Muthe vorangingen. Noch am näm¬ lichen Abend versuchte der Feind durch einen neuen
regiment uͤberfallen, und von dieſem Punkte, jedoch ohne den geringſten Verluſt, zuruͤckgeworfen, ſonderbar ge¬ nug, da ſeit Jahr und Tag bei dieſen Truppen der¬ gleichen weder geſchehen war, noch in der Folge je wieder geſchah. Der Feind verfolgte jedoch auf dieſer Seite ſeinen augenblicklichen Vortheil nicht. Deſto ernſthafter war ſein Andringen bei Lauenburg, wo zwei Bataillons Jaͤger und ein Koſakenregiment den Feind empfingen. Die Jaͤger verließen ihre Schanzen und begegneten dem Feinde auf freiem Feld, warfen ihn nach einem hitzigen Gefecht, ungeachtet ſeiner Ueber¬ zahl, zuruͤck, und uͤberließen ihn den Koſaken zu wei¬ terer Verfolgung; von beiden Seiten blieben viele Leute. Den Tag darauf verſtaͤrkte der Feind ſeinen Angriff und ruͤckte mit 5 Bataillons und 3 Kanonen an, zwei der letztern wurden bald unbrauchbar gemacht, und waͤh¬ rend aus den Schanzen unſere Kanonen feuerten, bra¬ chen die Jaͤger und Schuͤtzen abermals in das freie Feld hinaus, und ſchlugen ſich den ganzen Tag mit dem uͤberlegenen Feinde herum, der endlich im Walde Schutz ſuchen mußte, nachdem er, vorzuͤglich durch die unter dem braven Hauptmann Riedel den Luͤtzowern geſellten Tyroler Schuͤtzen, uͤber 400 Mann verloren hatte. Die Unſrigen hatten 100 Todte und Verwun¬ dete, worunter 11 Offiziere, die bei jeder Gelegenheit mit entbranntem Muthe vorangingen. Noch am naͤm¬ lichen Abend verſuchte der Feind durch einen neuen
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regiment uͤberfallen, und von dieſem Punkte, jedoch ohne
den geringſten Verluſt, zuruͤckgeworfen, ſonderbar ge¬
nug, da ſeit Jahr und Tag bei dieſen Truppen der¬
gleichen weder geſchehen war, noch in der Folge je
wieder geſchah. Der Feind verfolgte jedoch auf dieſer
Seite ſeinen augenblicklichen Vortheil nicht. Deſto
ernſthafter war ſein Andringen bei Lauenburg, wo zwei
Bataillons Jaͤger und ein Koſakenregiment den Feind
empfingen. Die Jaͤger verließen ihre Schanzen und
begegneten dem Feinde auf freiem Feld, warfen ihn
nach einem hitzigen Gefecht, ungeachtet ſeiner Ueber¬
zahl, zuruͤck, und uͤberließen ihn den Koſaken zu wei¬
terer Verfolgung; von beiden Seiten blieben viele Leute.
Den Tag darauf verſtaͤrkte der Feind ſeinen Angriff
und ruͤckte mit 5 Bataillons und 3 Kanonen an, zwei
der letztern wurden bald unbrauchbar gemacht, und waͤh¬
rend aus den Schanzen unſere Kanonen feuerten, bra¬
chen die Jaͤger und Schuͤtzen abermals in das freie
Feld hinaus, und ſchlugen ſich den ganzen Tag mit
dem uͤberlegenen Feinde herum, der endlich im Walde
Schutz ſuchen mußte, nachdem er, vorzuͤglich durch die
unter dem braven Hauptmann Riedel den Luͤtzowern
geſellten Tyroler Schuͤtzen, uͤber 400 Mann verloren
hatte. Die Unſrigen hatten 100 Todte und Verwun¬
dete, worunter 11 Offiziere, die bei jeder Gelegenheit
mit entbranntem Muthe vorangingen. Noch am naͤm¬
lichen Abend verſuchte der Feind durch einen neuen
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/418>, abgerufen am 24.11.2024.
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