kehr und Erwerb stockte; da die biwakirenden Bürger von der Stadt verpflegt werden mußten, so wurde der Dienst zuletzt für die ärmeren Einwohner die Quelle des Lebensunterhalts.
Die Dänen hatten inzwischen das Einrücken der Schweden in Hamburg, von wo sie in zehn Minuten nach Altona marschiren konnten, als für sich gefährlich betrachtet, und ihre Truppen mit allem Geschütz aus Altona zurück nach Blankenese gezogen; sie thaten ängst¬ lich, als hätten sie einen feindlichen Ueberfall zu fürch¬ ten, und als wären in Gemeinschaft der Schweden ihnen jetzt auch sogar die Russen unsicher. Die Schwe¬ den ihrerseits zeigten Besorgniß wegen der Dänen, welche durch Stärke und Stellung allerdings im Vortheil wa¬ ren. Diese Besorgniß griff auch der Kronprinz von Schweden sogleich auf, der endlich am 17. in Stral¬ sund angekommen war, und meinte, die schwedischen Truppen fanden sich in Hamburg gleichsam in einen Sack eingeschlossen. Er mißbilligte das eigenmächtige Benehmen des Generals Döbbeln, und sandte unver¬ züglich den General Lagerbrinke nach Hamburg, um die Schweden von dort sogleich wieder abzurufen. Selt¬ same Verwickelung der Verhältnisse, daß hier Dänen und Schweden in feindlicher Entgegensetzung zum Un¬ heil Hamburgs doch nur das Gleiche thaten. Gegen die Mißverhältnisse der beiden nordischen Mächte, die sich auf diesem Punkte begegneten, mußte das Schicksal
III. 24
kehr und Erwerb ſtockte; da die biwakirenden Buͤrger von der Stadt verpflegt werden mußten, ſo wurde der Dienſt zuletzt fuͤr die aͤrmeren Einwohner die Quelle des Lebensunterhalts.
Die Daͤnen hatten inzwiſchen das Einruͤcken der Schweden in Hamburg, von wo ſie in zehn Minuten nach Altona marſchiren konnten, als fuͤr ſich gefaͤhrlich betrachtet, und ihre Truppen mit allem Geſchuͤtz aus Altona zuruͤck nach Blankeneſe gezogen; ſie thaten aͤngſt¬ lich, als haͤtten ſie einen feindlichen Ueberfall zu fuͤrch¬ ten, und als waͤren in Gemeinſchaft der Schweden ihnen jetzt auch ſogar die Ruſſen unſicher. Die Schwe¬ den ihrerſeits zeigten Beſorgniß wegen der Daͤnen, welche durch Staͤrke und Stellung allerdings im Vortheil wa¬ ren. Dieſe Beſorgniß griff auch der Kronprinz von Schweden ſogleich auf, der endlich am 17. in Stral¬ ſund angekommen war, und meinte, die ſchwediſchen Truppen fanden ſich in Hamburg gleichſam in einen Sack eingeſchloſſen. Er mißbilligte das eigenmaͤchtige Benehmen des Generals Doͤbbeln, und ſandte unver¬ zuͤglich den General Lagerbrinke nach Hamburg, um die Schweden von dort ſogleich wieder abzurufen. Selt¬ ſame Verwickelung der Verhaͤltniſſe, daß hier Daͤnen und Schweden in feindlicher Entgegenſetzung zum Un¬ heil Hamburgs doch nur das Gleiche thaten. Gegen die Mißverhaͤltniſſe der beiden nordiſchen Maͤchte, die ſich auf dieſem Punkte begegneten, mußte das Schickſal
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kehr und Erwerb ſtockte; da die biwakirenden Buͤrger
von der Stadt verpflegt werden mußten, ſo wurde der
Dienſt zuletzt fuͤr die aͤrmeren Einwohner die Quelle
des Lebensunterhalts.
Die Daͤnen hatten inzwiſchen das Einruͤcken der
Schweden in Hamburg, von wo ſie in zehn Minuten
nach Altona marſchiren konnten, als fuͤr ſich gefaͤhrlich
betrachtet, und ihre Truppen mit allem Geſchuͤtz aus
Altona zuruͤck nach Blankeneſe gezogen; ſie thaten aͤngſt¬
lich, als haͤtten ſie einen feindlichen Ueberfall zu fuͤrch¬
ten, und als waͤren in Gemeinſchaft der Schweden
ihnen jetzt auch ſogar die Ruſſen unſicher. Die Schwe¬
den ihrerſeits zeigten Beſorgniß wegen der Daͤnen, welche
durch Staͤrke und Stellung allerdings im Vortheil wa¬
ren. Dieſe Beſorgniß griff auch der Kronprinz von
Schweden ſogleich auf, der endlich am 17. in Stral¬
ſund angekommen war, und meinte, die ſchwediſchen
Truppen fanden ſich in Hamburg gleichſam in einen
Sack eingeſchloſſen. Er mißbilligte das eigenmaͤchtige
Benehmen des Generals Doͤbbeln, und ſandte unver¬
zuͤglich den General Lagerbrinke nach Hamburg, um
die Schweden von dort ſogleich wieder abzurufen. Selt¬
ſame Verwickelung der Verhaͤltniſſe, daß hier Daͤnen
und Schweden in feindlicher Entgegenſetzung zum Un¬
heil Hamburgs doch nur das Gleiche thaten. Gegen
die Mißverhaͤltniſſe der beiden nordiſchen Maͤchte, die
ſich auf dieſem Punkte begegneten, mußte das Schickſal
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/381>, abgerufen am 22.11.2024.
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