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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838.

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das aus den Batterieen auf dem Grasbrook noch ziemlich
erwiedert wurde, hörte gegen Morgen auf. Der Tag
fand viele Hamburger schon auf der Flucht, Altona war
überfüllt mit Ausgewanderten, die zum Theil ihre be¬
sten Habseligkeiten mit sich führten; tief im Holsteini¬
schen, in Kopenhagen sogar und London, suchten viele
ihre Zuflucht gegen die Rache des Feindes, der sich,
ihrer Meinung nach, diesmal nicht auf Hamburg be¬
schränken, sondern auch nach Altona und den nächsten
dänischen Gebietstheilen übergreifen würde.

Den ganzen folgenden Tag, wie auch die Racht,
und wieder den folgenden Tag, blieb alles ruhig. Un¬
begreiflicherweise versuchten die Franzosen während die¬
ser ganzen Zeit keinen Angriff, ja hielten sogar mit
dem Beschießen inne, da doch keine Zeit ihnen günsti¬
ger sein konnte, als diese, wo die entblößte Stadt ih¬
nen beinahe preisgegeben stand. Sie müssen aber schlecht
unterrichtet gewesen sein, oder vielleicht den Dänen noch
nicht getraut haben, die allerdings nicht alle die Ge¬
sinnungen ihrer Regierung theilten. So vergingen diese
Tage unter ängstlichem Harren, die Besorgniß stieg
desto höher, je länger die Hülfe ausblieb, und mit
Schrecken dachte man daran, daß der Feind nicht lange
über den Zustand der Stadt getäuscht bleiben könne.
Endlich erschien der ersehnte Augenblick, und am 21.
Abends langten drei schwedische Bataillons, die der
General Döbbeln abgesandt hatte, unter dem General

das aus den Batterieen auf dem Grasbrook noch ziemlich
erwiedert wurde, hoͤrte gegen Morgen auf. Der Tag
fand viele Hamburger ſchon auf der Flucht, Altona war
uͤberfuͤllt mit Ausgewanderten, die zum Theil ihre be¬
ſten Habſeligkeiten mit ſich fuͤhrten; tief im Holſteini¬
ſchen, in Kopenhagen ſogar und London, ſuchten viele
ihre Zuflucht gegen die Rache des Feindes, der ſich,
ihrer Meinung nach, diesmal nicht auf Hamburg be¬
ſchraͤnken, ſondern auch nach Altona und den naͤchſten
daͤniſchen Gebietstheilen uͤbergreifen wuͤrde.

Den ganzen folgenden Tag, wie auch die Racht,
und wieder den folgenden Tag, blieb alles ruhig. Un¬
begreiflicherweiſe verſuchten die Franzoſen waͤhrend die¬
ſer ganzen Zeit keinen Angriff, ja hielten ſogar mit
dem Beſchießen inne, da doch keine Zeit ihnen guͤnſti¬
ger ſein konnte, als dieſe, wo die entbloͤßte Stadt ih¬
nen beinahe preisgegeben ſtand. Sie muͤſſen aber ſchlecht
unterrichtet geweſen ſein, oder vielleicht den Daͤnen noch
nicht getraut haben, die allerdings nicht alle die Ge¬
ſinnungen ihrer Regierung theilten. So vergingen dieſe
Tage unter aͤngſtlichem Harren, die Beſorgniß ſtieg
deſto hoͤher, je laͤnger die Huͤlfe ausblieb, und mit
Schrecken dachte man daran, daß der Feind nicht lange
uͤber den Zuſtand der Stadt getaͤuſcht bleiben koͤnne.
Endlich erſchien der erſehnte Augenblick, und am 21.
Abends langten drei ſchwediſche Bataillons, die der
General Doͤbbeln abgeſandt hatte, unter dem General

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[364/0376] das aus den Batterieen auf dem Grasbrook noch ziemlich erwiedert wurde, hoͤrte gegen Morgen auf. Der Tag fand viele Hamburger ſchon auf der Flucht, Altona war uͤberfuͤllt mit Ausgewanderten, die zum Theil ihre be¬ ſten Habſeligkeiten mit ſich fuͤhrten; tief im Holſteini¬ ſchen, in Kopenhagen ſogar und London, ſuchten viele ihre Zuflucht gegen die Rache des Feindes, der ſich, ihrer Meinung nach, diesmal nicht auf Hamburg be¬ ſchraͤnken, ſondern auch nach Altona und den naͤchſten daͤniſchen Gebietstheilen uͤbergreifen wuͤrde. Den ganzen folgenden Tag, wie auch die Racht, und wieder den folgenden Tag, blieb alles ruhig. Un¬ begreiflicherweiſe verſuchten die Franzoſen waͤhrend die¬ ſer ganzen Zeit keinen Angriff, ja hielten ſogar mit dem Beſchießen inne, da doch keine Zeit ihnen guͤnſti¬ ger ſein konnte, als dieſe, wo die entbloͤßte Stadt ih¬ nen beinahe preisgegeben ſtand. Sie muͤſſen aber ſchlecht unterrichtet geweſen ſein, oder vielleicht den Daͤnen noch nicht getraut haben, die allerdings nicht alle die Ge¬ ſinnungen ihrer Regierung theilten. So vergingen dieſe Tage unter aͤngſtlichem Harren, die Beſorgniß ſtieg deſto hoͤher, je laͤnger die Huͤlfe ausblieb, und mit Schrecken dachte man daran, daß der Feind nicht lange uͤber den Zuſtand der Stadt getaͤuſcht bleiben koͤnne. Endlich erſchien der erſehnte Augenblick, und am 21. Abends langten drei ſchwediſche Bataillons, die der General Doͤbbeln abgeſandt hatte, unter dem General

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/376>, abgerufen am 22.11.2024.