herbeiführten, konnte man entnehmen, auf wie ernst¬ liche Unternehmungen es abgesehen war. So hatten sie unter andern auch aus der Este eine Anzahl Schiffe geführt, und Leute aus der umliegenden Gegend ge¬ preßt, um dieselben nach Haarburg zu bringen. In der Nacht des 5. Mai's schifften abermals etwa 100 Meck¬ lenburger unter der Anführung ihres Obersten von Both dahin, stiegen unter dem feindlichen Feuer an's Land und stürzten auf die Franzosen los, die mit Hin¬ terlassung einiger Todten und Verwundeten die Flucht ergriffen. Man setzte die gepreßten Leute in Freiheit, und sie entliesen sogleich voller Freuden in ihre Hei¬ math, die Schiffe aber, einige 20 an der Zahl, wur¬ den weggeführt. Ein Schiffer, der einen Franzosen zur Aufsicht hatte, damit er nach Haarburg schiffte, sperrte ihn, als er seekrank wurde, in die Kajüte ein, und meinte, da doch die Franzosen sagten, sie wollten nach Hamburg gehen, so wäre es wohl am besten, diesen gleich dorthin zu bringen. Unter solchem wie¬ derholten Verdruß und vielfacher Mühe brachte der Feind doch einige Fahrzeuge endlich zusammen, baute aber, da sie nicht hinreichten, zu gleicher Zeit Flöße, die zum Uebersetzen von Truppen dienen sollten. Der Marschall Davoust war inzwischen nach Bremen zu¬ rückgekehrt und hatte dem General Vandamme die Lei¬ tung der Sachen überlassen.
Tettenborn's Aufgabe war, Hamburg auf das äus¬
herbeifuͤhrten, konnte man entnehmen, auf wie ernſt¬ liche Unternehmungen es abgeſehen war. So hatten ſie unter andern auch aus der Eſte eine Anzahl Schiffe gefuͤhrt, und Leute aus der umliegenden Gegend ge¬ preßt, um dieſelben nach Haarburg zu bringen. In der Nacht des 5. Mai's ſchifften abermals etwa 100 Meck¬ lenburger unter der Anfuͤhrung ihres Oberſten von Both dahin, ſtiegen unter dem feindlichen Feuer an's Land und ſtuͤrzten auf die Franzoſen los, die mit Hin¬ terlaſſung einiger Todten und Verwundeten die Flucht ergriffen. Man ſetzte die gepreßten Leute in Freiheit, und ſie entlieſen ſogleich voller Freuden in ihre Hei¬ math, die Schiffe aber, einige 20 an der Zahl, wur¬ den weggefuͤhrt. Ein Schiffer, der einen Franzoſen zur Aufſicht hatte, damit er nach Haarburg ſchiffte, ſperrte ihn, als er ſeekrank wurde, in die Kajuͤte ein, und meinte, da doch die Franzoſen ſagten, ſie wollten nach Hamburg gehen, ſo waͤre es wohl am beſten, dieſen gleich dorthin zu bringen. Unter ſolchem wie¬ derholten Verdruß und vielfacher Muͤhe brachte der Feind doch einige Fahrzeuge endlich zuſammen, baute aber, da ſie nicht hinreichten, zu gleicher Zeit Floͤße, die zum Ueberſetzen von Truppen dienen ſollten. Der Marſchall Davouſt war inzwiſchen nach Bremen zu¬ ruͤckgekehrt und hatte dem General Vandamme die Lei¬ tung der Sachen uͤberlaſſen.
Tettenborn's Aufgabe war, Hamburg auf das aͤuſ¬
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herbeifuͤhrten, konnte man entnehmen, auf wie ernſt¬
liche Unternehmungen es abgeſehen war. So hatten
ſie unter andern auch aus der Eſte eine Anzahl Schiffe
gefuͤhrt, und Leute aus der umliegenden Gegend ge¬
preßt, um dieſelben nach Haarburg zu bringen. In
der Nacht des 5. Mai's ſchifften abermals etwa 100 Meck¬
lenburger unter der Anfuͤhrung ihres Oberſten von
Both dahin, ſtiegen unter dem feindlichen Feuer an's
Land und ſtuͤrzten auf die Franzoſen los, die mit Hin¬
terlaſſung einiger Todten und Verwundeten die Flucht
ergriffen. Man ſetzte die gepreßten Leute in Freiheit,
und ſie entlieſen ſogleich voller Freuden in ihre Hei¬
math, die Schiffe aber, einige 20 an der Zahl, wur¬
den weggefuͤhrt. Ein Schiffer, der einen Franzoſen
zur Aufſicht hatte, damit er nach Haarburg ſchiffte,
ſperrte ihn, als er ſeekrank wurde, in die Kajuͤte ein,
und meinte, da doch die Franzoſen ſagten, ſie wollten
nach Hamburg gehen, ſo waͤre es wohl am beſten,
dieſen gleich dorthin zu bringen. Unter ſolchem wie¬
derholten Verdruß und vielfacher Muͤhe brachte der
Feind doch einige Fahrzeuge endlich zuſammen, baute
aber, da ſie nicht hinreichten, zu gleicher Zeit Floͤße,
die zum Ueberſetzen von Truppen dienen ſollten. Der
Marſchall Davouſt war inzwiſchen nach Bremen zu¬
ruͤckgekehrt und hatte dem General Vandamme die Lei¬
tung der Sachen uͤberlaſſen.
Tettenborn's Aufgabe war, Hamburg auf das aͤuſ¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/340>, abgerufen am 25.11.2024.
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