Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite

späterhin sich der hamburgischen Sachen zwar anneh¬
men wollte, jedoch ohne Frucht und fast schon ohne
Gegenstand. Für Hamburg fiel also diese wichtige
Hülfe, welche sich aus der Stein'schen Verwaltungs¬
behörde hätte ergeben können, durch die anfängliche
Säumniß und die nachherigen Umstände gänzlich aus.

Inzwischen hatte Tettenborn von Seiten der Dä¬
nen immer größere Annäherung erfahren, sie bewarben
sich fortdauernd um die Freundschaft der Russen, und
suchten dieselbe durch zuvorkommende Gefälligkeit zu
verdienen. Nicht nur die Russen und Hamburger,
sondern auch die Engländer selbst, fanden die Elbschiff¬
fahrt vollkommen frei, sogar von Altona segelten Schiffe
nach England ab, das Kriegsverhältniß zwischen Däne¬
mark und England schien vergessen; auch späterhin, als
die Elbe wegen der französischen bewaffneten Fahrzeuge
nicht mehr sicher war, ging der Postenlauf nach Eng¬
land durch Holstein bis zum Ausfluß der Elbe ohne
irgend ein Hinderniß. So war auch an die dänischen
Behörden in Holstein der Befehl von Kopenhagen er¬
gangen, die von den Russen wiedereingesetzten hanseati¬
schen Obrigkeiten anzuerkennen, und mit ihnen als
solchen in Verkehr zu treten. Noch entschiedener be¬
zeigte sich die freundschaftliche Gesinnung der Dänen
durch die vertrauliche Eröffnung, welche Tettenborn
abseiten der dänischen Befehlshaber empfing, daß sie
angewiesen seien, alle ihre dortigen Truppen, sobald

ſpaͤterhin ſich der hamburgiſchen Sachen zwar anneh¬
men wollte, jedoch ohne Frucht und faſt ſchon ohne
Gegenſtand. Fuͤr Hamburg fiel alſo dieſe wichtige
Huͤlfe, welche ſich aus der Stein'ſchen Verwaltungs¬
behoͤrde haͤtte ergeben koͤnnen, durch die anfaͤngliche
Saͤumniß und die nachherigen Umſtaͤnde gaͤnzlich aus.

Inzwiſchen hatte Tettenborn von Seiten der Daͤ¬
nen immer groͤßere Annaͤherung erfahren, ſie bewarben
ſich fortdauernd um die Freundſchaft der Ruſſen, und
ſuchten dieſelbe durch zuvorkommende Gefaͤlligkeit zu
verdienen. Nicht nur die Ruſſen und Hamburger,
ſondern auch die Englaͤnder ſelbſt, fanden die Elbſchiff¬
fahrt vollkommen frei, ſogar von Altona ſegelten Schiffe
nach England ab, das Kriegsverhaͤltniß zwiſchen Daͤne¬
mark und England ſchien vergeſſen; auch ſpaͤterhin, als
die Elbe wegen der franzoͤſiſchen bewaffneten Fahrzeuge
nicht mehr ſicher war, ging der Poſtenlauf nach Eng¬
land durch Holſtein bis zum Ausfluß der Elbe ohne
irgend ein Hinderniß. So war auch an die daͤniſchen
Behoͤrden in Holſtein der Befehl von Kopenhagen er¬
gangen, die von den Ruſſen wiedereingeſetzten hanſeati¬
ſchen Obrigkeiten anzuerkennen, und mit ihnen als
ſolchen in Verkehr zu treten. Noch entſchiedener be¬
zeigte ſich die freundſchaftliche Geſinnung der Daͤnen
durch die vertrauliche Eroͤffnung, welche Tettenborn
abſeiten der daͤniſchen Befehlshaber empfing, daß ſie
angewieſen ſeien, alle ihre dortigen Truppen, ſobald

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0325" n="313"/>
&#x017F;pa&#x0364;terhin &#x017F;ich der hamburgi&#x017F;chen Sachen zwar anneh¬<lb/>
men wollte, jedoch ohne Frucht und fa&#x017F;t &#x017F;chon ohne<lb/>
Gegen&#x017F;tand. Fu&#x0364;r Hamburg fiel al&#x017F;o die&#x017F;e wichtige<lb/>
Hu&#x0364;lfe, welche &#x017F;ich aus der Stein'&#x017F;chen Verwaltungs¬<lb/>
beho&#x0364;rde ha&#x0364;tte ergeben ko&#x0364;nnen, durch die anfa&#x0364;ngliche<lb/>
Sa&#x0364;umniß und die nachherigen Um&#x017F;ta&#x0364;nde ga&#x0364;nzlich aus.</p><lb/>
        <p>Inzwi&#x017F;chen hatte Tettenborn von Seiten der Da&#x0364;¬<lb/>
nen immer gro&#x0364;ßere Anna&#x0364;herung erfahren, &#x017F;ie bewarben<lb/>
&#x017F;ich fortdauernd um die Freund&#x017F;chaft der Ru&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
&#x017F;uchten die&#x017F;elbe durch zuvorkommende Gefa&#x0364;lligkeit zu<lb/>
verdienen. Nicht nur die Ru&#x017F;&#x017F;en und Hamburger,<lb/>
&#x017F;ondern auch die Engla&#x0364;nder &#x017F;elb&#x017F;t, fanden die Elb&#x017F;chiff¬<lb/>
fahrt vollkommen frei, &#x017F;ogar von Altona &#x017F;egelten Schiffe<lb/>
nach England ab, das Kriegsverha&#x0364;ltniß zwi&#x017F;chen Da&#x0364;ne¬<lb/>
mark und England &#x017F;chien verge&#x017F;&#x017F;en; auch &#x017F;pa&#x0364;terhin, als<lb/>
die Elbe wegen der franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen bewaffneten Fahrzeuge<lb/>
nicht mehr &#x017F;icher war, ging der Po&#x017F;tenlauf nach Eng¬<lb/>
land durch Hol&#x017F;tein bis zum Ausfluß der Elbe ohne<lb/>
irgend ein Hinderniß. So war auch an die da&#x0364;ni&#x017F;chen<lb/>
Beho&#x0364;rden in Hol&#x017F;tein der Befehl von Kopenhagen er¬<lb/>
gangen, die von den Ru&#x017F;&#x017F;en wiedereinge&#x017F;etzten han&#x017F;eati¬<lb/>
&#x017F;chen Obrigkeiten anzuerkennen, und mit ihnen als<lb/>
&#x017F;olchen in Verkehr zu treten. Noch ent&#x017F;chiedener be¬<lb/>
zeigte &#x017F;ich die freund&#x017F;chaftliche Ge&#x017F;innung der Da&#x0364;nen<lb/>
durch die vertrauliche Ero&#x0364;ffnung, welche Tettenborn<lb/>
ab&#x017F;eiten der da&#x0364;ni&#x017F;chen Befehlshaber empfing, daß &#x017F;ie<lb/>
angewie&#x017F;en &#x017F;eien, alle ihre dortigen Truppen, &#x017F;obald<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[313/0325] ſpaͤterhin ſich der hamburgiſchen Sachen zwar anneh¬ men wollte, jedoch ohne Frucht und faſt ſchon ohne Gegenſtand. Fuͤr Hamburg fiel alſo dieſe wichtige Huͤlfe, welche ſich aus der Stein'ſchen Verwaltungs¬ behoͤrde haͤtte ergeben koͤnnen, durch die anfaͤngliche Saͤumniß und die nachherigen Umſtaͤnde gaͤnzlich aus. Inzwiſchen hatte Tettenborn von Seiten der Daͤ¬ nen immer groͤßere Annaͤherung erfahren, ſie bewarben ſich fortdauernd um die Freundſchaft der Ruſſen, und ſuchten dieſelbe durch zuvorkommende Gefaͤlligkeit zu verdienen. Nicht nur die Ruſſen und Hamburger, ſondern auch die Englaͤnder ſelbſt, fanden die Elbſchiff¬ fahrt vollkommen frei, ſogar von Altona ſegelten Schiffe nach England ab, das Kriegsverhaͤltniß zwiſchen Daͤne¬ mark und England ſchien vergeſſen; auch ſpaͤterhin, als die Elbe wegen der franzoͤſiſchen bewaffneten Fahrzeuge nicht mehr ſicher war, ging der Poſtenlauf nach Eng¬ land durch Holſtein bis zum Ausfluß der Elbe ohne irgend ein Hinderniß. So war auch an die daͤniſchen Behoͤrden in Holſtein der Befehl von Kopenhagen er¬ gangen, die von den Ruſſen wiedereingeſetzten hanſeati¬ ſchen Obrigkeiten anzuerkennen, und mit ihnen als ſolchen in Verkehr zu treten. Noch entſchiedener be¬ zeigte ſich die freundſchaftliche Geſinnung der Daͤnen durch die vertrauliche Eroͤffnung, welche Tettenborn abſeiten der daͤniſchen Befehlshaber empfing, daß ſie angewieſen ſeien, alle ihre dortigen Truppen, ſobald

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/325
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/325>, abgerufen am 18.06.2024.