burg Gefangene und Ueberläufer, bald in größerer, bald in geringerer Zahl einbringen. Der Feind fand nicht rathsam, an der Elbe zu verweilen, wo zahlreiche Streifparteien in seinem Rücken jeden Augenblick seine Verbindungen unterbrachen, und ihm bei jedem uner¬ warteten Angriff das Beispiel des General Morand schreckend vorschweben mußte. Er zog sich von dem Ufer zurück. General Montbrun räumte am 9. April Lüneburg, und der Marschall Davoust ging mit allen seinen Truppen hinter die Aller zurück, deren Brücken er sorgfältig hinter sich abbrach. Den größten Theil der russischen Reiterei nebst 2 hanseatischen Schwadro¬ nen und 2 russischen Kanonen, sandte hierauf Tetten¬ boru unter Anführung des Oberstlieutenants von Ben¬ kendorf gegen die Weser und bis vor die Thore von Bremen. Viele einzelne Unternehmungen und Plän¬ keleien, die immer glücklich ausfielen, übten die neuen Truppen, die mit den Kosaken vereint den Dienst ver¬ sahen, und hielten den Feind in Unruhe.
Man hatte jedoch bei dieser Gelegenheit eingesehen, wie nothwendig es sei, Hamburg vor einem ersten An¬ fall zu schützen, und war bedacht, die Stadt in ordent¬ lichen Vertheidigungsstand zu setzen. Diese Aufgabe war nicht klein. Tettenborn ließ durch den Major von Pfuel die Oertlichkeit genau in Augenschein nehmen, und die Punkte bestimmen, wo Schanzen angelegt wer¬ den sollten. Die erste Vertheidigungslinie war die
burg Gefangene und Ueberlaͤufer, bald in groͤßerer, bald in geringerer Zahl einbringen. Der Feind fand nicht rathſam, an der Elbe zu verweilen, wo zahlreiche Streifparteien in ſeinem Ruͤcken jeden Augenblick ſeine Verbindungen unterbrachen, und ihm bei jedem uner¬ warteten Angriff das Beiſpiel des General Morand ſchreckend vorſchweben mußte. Er zog ſich von dem Ufer zuruͤck. General Montbrun raͤumte am 9. April Luͤneburg, und der Marſchall Davouſt ging mit allen ſeinen Truppen hinter die Aller zuruͤck, deren Bruͤcken er ſorgfaͤltig hinter ſich abbrach. Den groͤßten Theil der ruſſiſchen Reiterei nebſt 2 hanſeatiſchen Schwadro¬ nen und 2 ruſſiſchen Kanonen, ſandte hierauf Tetten¬ boru unter Anfuͤhrung des Oberſtlieutenants von Ben¬ kendorf gegen die Weſer und bis vor die Thore von Bremen. Viele einzelne Unternehmungen und Plaͤn¬ keleien, die immer gluͤcklich ausfielen, uͤbten die neuen Truppen, die mit den Koſaken vereint den Dienſt ver¬ ſahen, und hielten den Feind in Unruhe.
Man hatte jedoch bei dieſer Gelegenheit eingeſehen, wie nothwendig es ſei, Hamburg vor einem erſten An¬ fall zu ſchuͤtzen, und war bedacht, die Stadt in ordent¬ lichen Vertheidigungsſtand zu ſetzen. Dieſe Aufgabe war nicht klein. Tettenborn ließ durch den Major von Pfuel die Oertlichkeit genau in Augenſchein nehmen, und die Punkte beſtimmen, wo Schanzen angelegt wer¬ den ſollten. Die erſte Vertheidigungslinie war die
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burg Gefangene und Ueberlaͤufer, bald in groͤßerer,
bald in geringerer Zahl einbringen. Der Feind fand
nicht rathſam, an der Elbe zu verweilen, wo zahlreiche
Streifparteien in ſeinem Ruͤcken jeden Augenblick ſeine
Verbindungen unterbrachen, und ihm bei jedem uner¬
warteten Angriff das Beiſpiel des General Morand
ſchreckend vorſchweben mußte. Er zog ſich von dem
Ufer zuruͤck. General Montbrun raͤumte am 9. April
Luͤneburg, und der Marſchall Davouſt ging mit allen
ſeinen Truppen hinter die Aller zuruͤck, deren Bruͤcken
er ſorgfaͤltig hinter ſich abbrach. Den groͤßten Theil
der ruſſiſchen Reiterei nebſt 2 hanſeatiſchen Schwadro¬
nen und 2 ruſſiſchen Kanonen, ſandte hierauf Tetten¬
boru unter Anfuͤhrung des Oberſtlieutenants von Ben¬
kendorf gegen die Weſer und bis vor die Thore von
Bremen. Viele einzelne Unternehmungen und Plaͤn¬
keleien, die immer gluͤcklich ausfielen, uͤbten die neuen
Truppen, die mit den Koſaken vereint den Dienſt ver¬
ſahen, und hielten den Feind in Unruhe.
Man hatte jedoch bei dieſer Gelegenheit eingeſehen,
wie nothwendig es ſei, Hamburg vor einem erſten An¬
fall zu ſchuͤtzen, und war bedacht, die Stadt in ordent¬
lichen Vertheidigungsſtand zu ſetzen. Dieſe Aufgabe
war nicht klein. Tettenborn ließ durch den Major von
Pfuel die Oertlichkeit genau in Augenſchein nehmen,
und die Punkte beſtimmen, wo Schanzen angelegt wer¬
den ſollten. Die erſte Vertheidigungslinie war die
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/318>, abgerufen am 26.11.2024.
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