Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

eintreten konnten. Glücklicherweise waren in diesen
Tagen einige tausend Gewehre aus England angekom¬
men, und konnten sogleich vertheilt werden. Die drei
hanseatischen Bataillone wurden nun völlig bewaffnet;
auch 3000 Mann der Bürgergarde empfingen Flinten,
die übrigen mußten sich noch ferner mit Piken behelfen.
Der Major von Berger, der mit seinem Bataillon in
Ratzeburg nur auf Waffen gewartet hatte, setzte sich
sogleich nach deren Empfang in Marsch gegen die Elbe.
Das erste hanseatische Bataillon marschirte nach Berge¬
dorf, das dritte nach dem Zollenspieker, während das
zweite noch in Hamburg blieb. Auch einige hanseatische
Reiterei rückte schon aus; die erste Schwadron unter
der Leitung des Rittmeisters von Herbert. Beim Zol¬
lenspieker kamen am 6. April die ersten hanseatischen
Truppen mit den Franzosen in's Gefecht. Eine Ab¬
theilung von 20 lübeckischen Schützen nebst 10 Drago¬
nern zu Fuß waren über die Elbe gegangen, um Nach¬
richt von dem Feinde einzuziehen. Sie stießen beim
ersten Dorfe auf etwa 80 Mann französischen Fußvolks,
mit welchen sie ein lebhaftes Geplänkel anfingen, worin
die Franzosen einige Leute verloren und zwei Lübecker
verwundet wurden. Der Feind wagte sich trotz seiner
Ueberlegenheit fast gar nicht hervor, und die Hanseaten
gingen unverfolgt und ohne weitern Verlust über die
Elbe zurück. Die Kosaken hatten ebenfalls fortdauernd
glückliche Scharmützel, und täglich sah man in Ham¬

III. 20

eintreten konnten. Gluͤcklicherweiſe waren in dieſen
Tagen einige tauſend Gewehre aus England angekom¬
men, und konnten ſogleich vertheilt werden. Die drei
hanſeatiſchen Bataillone wurden nun voͤllig bewaffnet;
auch 3000 Mann der Buͤrgergarde empfingen Flinten,
die uͤbrigen mußten ſich noch ferner mit Piken behelfen.
Der Major von Berger, der mit ſeinem Bataillon in
Ratzeburg nur auf Waffen gewartet hatte, ſetzte ſich
ſogleich nach deren Empfang in Marſch gegen die Elbe.
Das erſte hanſeatiſche Bataillon marſchirte nach Berge¬
dorf, das dritte nach dem Zollenſpieker, waͤhrend das
zweite noch in Hamburg blieb. Auch einige hanſeatiſche
Reiterei ruͤckte ſchon aus; die erſte Schwadron unter
der Leitung des Rittmeiſters von Herbert. Beim Zol¬
lenſpieker kamen am 6. April die erſten hanſeatiſchen
Truppen mit den Franzoſen in's Gefecht. Eine Ab¬
theilung von 20 luͤbeckiſchen Schuͤtzen nebſt 10 Drago¬
nern zu Fuß waren uͤber die Elbe gegangen, um Nach¬
richt von dem Feinde einzuziehen. Sie ſtießen beim
erſten Dorfe auf etwa 80 Mann franzoͤſiſchen Fußvolks,
mit welchen ſie ein lebhaftes Geplaͤnkel anfingen, worin
die Franzoſen einige Leute verloren und zwei Luͤbecker
verwundet wurden. Der Feind wagte ſich trotz ſeiner
Ueberlegenheit faſt gar nicht hervor, und die Hanſeaten
gingen unverfolgt und ohne weitern Verluſt uͤber die
Elbe zuruͤck. Die Koſaken hatten ebenfalls fortdauernd
gluͤckliche Scharmuͤtzel, und taͤglich ſah man in Ham¬

III. 20
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0317" n="305"/>
eintreten konnten. Glu&#x0364;cklicherwei&#x017F;e waren in die&#x017F;en<lb/>
Tagen einige tau&#x017F;end Gewehre aus England angekom¬<lb/>
men, und konnten &#x017F;ogleich vertheilt werden. Die drei<lb/>
han&#x017F;eati&#x017F;chen Bataillone wurden nun vo&#x0364;llig bewaffnet;<lb/>
auch <hi rendition="#b">3000</hi> Mann der Bu&#x0364;rgergarde empfingen Flinten,<lb/>
die u&#x0364;brigen mußten &#x017F;ich noch ferner mit Piken behelfen.<lb/>
Der Major von Berger, der mit &#x017F;einem Bataillon in<lb/>
Ratzeburg nur auf Waffen gewartet hatte, &#x017F;etzte &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;ogleich nach deren Empfang in Mar&#x017F;ch gegen die Elbe.<lb/>
Das er&#x017F;te han&#x017F;eati&#x017F;che Bataillon mar&#x017F;chirte nach Berge¬<lb/>
dorf, das dritte nach dem Zollen&#x017F;pieker, wa&#x0364;hrend das<lb/>
zweite noch in Hamburg blieb. Auch einige han&#x017F;eati&#x017F;che<lb/>
Reiterei ru&#x0364;ckte &#x017F;chon aus; die er&#x017F;te Schwadron unter<lb/>
der Leitung des Rittmei&#x017F;ters von Herbert. Beim Zol¬<lb/>
len&#x017F;pieker kamen am <hi rendition="#b">6.</hi> April die er&#x017F;ten han&#x017F;eati&#x017F;chen<lb/>
Truppen mit den Franzo&#x017F;en in's Gefecht. Eine Ab¬<lb/>
theilung von <hi rendition="#b">20</hi> lu&#x0364;becki&#x017F;chen Schu&#x0364;tzen neb&#x017F;t <hi rendition="#b">10</hi> Drago¬<lb/>
nern zu Fuß waren u&#x0364;ber die Elbe gegangen, um Nach¬<lb/>
richt von dem Feinde einzuziehen. Sie &#x017F;tießen beim<lb/>
er&#x017F;ten Dorfe auf etwa <hi rendition="#b">80</hi> Mann franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Fußvolks,<lb/>
mit welchen &#x017F;ie ein lebhaftes Gepla&#x0364;nkel anfingen, worin<lb/>
die Franzo&#x017F;en einige Leute verloren und zwei Lu&#x0364;becker<lb/>
verwundet wurden. Der Feind wagte &#x017F;ich trotz &#x017F;einer<lb/>
Ueberlegenheit fa&#x017F;t gar nicht hervor, und die Han&#x017F;eaten<lb/>
gingen unverfolgt und ohne weitern Verlu&#x017F;t u&#x0364;ber die<lb/>
Elbe zuru&#x0364;ck. Die Ko&#x017F;aken hatten ebenfalls fortdauernd<lb/>
glu&#x0364;ckliche Scharmu&#x0364;tzel, und ta&#x0364;glich &#x017F;ah man in Ham¬<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">III</hi>. <hi rendition="#b">20</hi><lb/></fw>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[305/0317] eintreten konnten. Gluͤcklicherweiſe waren in dieſen Tagen einige tauſend Gewehre aus England angekom¬ men, und konnten ſogleich vertheilt werden. Die drei hanſeatiſchen Bataillone wurden nun voͤllig bewaffnet; auch 3000 Mann der Buͤrgergarde empfingen Flinten, die uͤbrigen mußten ſich noch ferner mit Piken behelfen. Der Major von Berger, der mit ſeinem Bataillon in Ratzeburg nur auf Waffen gewartet hatte, ſetzte ſich ſogleich nach deren Empfang in Marſch gegen die Elbe. Das erſte hanſeatiſche Bataillon marſchirte nach Berge¬ dorf, das dritte nach dem Zollenſpieker, waͤhrend das zweite noch in Hamburg blieb. Auch einige hanſeatiſche Reiterei ruͤckte ſchon aus; die erſte Schwadron unter der Leitung des Rittmeiſters von Herbert. Beim Zol¬ lenſpieker kamen am 6. April die erſten hanſeatiſchen Truppen mit den Franzoſen in's Gefecht. Eine Ab¬ theilung von 20 luͤbeckiſchen Schuͤtzen nebſt 10 Drago¬ nern zu Fuß waren uͤber die Elbe gegangen, um Nach¬ richt von dem Feinde einzuziehen. Sie ſtießen beim erſten Dorfe auf etwa 80 Mann franzoͤſiſchen Fußvolks, mit welchen ſie ein lebhaftes Geplaͤnkel anfingen, worin die Franzoſen einige Leute verloren und zwei Luͤbecker verwundet wurden. Der Feind wagte ſich trotz ſeiner Ueberlegenheit faſt gar nicht hervor, und die Hanſeaten gingen unverfolgt und ohne weitern Verluſt uͤber die Elbe zuruͤck. Die Koſaken hatten ebenfalls fortdauernd gluͤckliche Scharmuͤtzel, und taͤglich ſah man in Ham¬ III. 20

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/317
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/317>, abgerufen am 26.11.2024.