Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite

manns von Lucadou unter dessen Anführung das dritte
hanseatische Bataillon. Die Reiterei der Hanseaten be¬
trug gegen 1000 Pferde; die erste Schwadron, von
ihrem Rittmeister Godefroy befehligt, übte der Ritt¬
meister von Herbert ein, und führte sie auch zuerst
gegen den Feind in einem glücklichen Streifzug jenseits
der Elbe. Ein Bürger von Hamburg, Namens Hanfft,
hatte auf eigne Kosten eine ganze Schwadron ausge¬
rüstet, meistens Schlächtergesellen, weil er selbst ehemals
Schlächtermeister gewesen war; weil er jedoch zur Be¬
fehlführung nicht taugte, so wurde er nur als Stabs¬
rittmeister angestellt, und dadurch sein Ehrgeiz mehr
gekränkt als befriedigt. Auch an Geschütz wurde ge¬
dacht, und es gelang zwei Batterieen zu errichten,
eine von 6 Stücken zu Fuß, welche dem Hauptmann
Wertheim, und eine reitende von gleicher Anzahl, welche
dem Hauptmann Spooreman übertragen wurde; außer
diesen beiden Offizieren, die sich willig angeboten, wäre
kein dritter dieses Fachs zu finden gewesen! Eben so
hielt es schwer, die nöthigen Artilleristen zur Bedienung
der Kanonen zusammenzubringen, da hier unmöglich,
wie bei andern Waffen, bloße Neulinge eintreten durf¬
ten. Beinahe alle Gegenstände der Bewaffnung und
Ausrüstung fehlten, und waren nur mit unsäglicher
Mühe und großen Kosten zusammenzubringen. Nicht
allein, daß es an Gewehren mangelte, auch sogar Pi¬
stolen und Säbel waren nicht in hinreichender Anzahl

manns von Lucadou unter deſſen Anfuͤhrung das dritte
hanſeatiſche Bataillon. Die Reiterei der Hanſeaten be¬
trug gegen 1000 Pferde; die erſte Schwadron, von
ihrem Rittmeiſter Godefroy befehligt, uͤbte der Ritt¬
meiſter von Herbert ein, und fuͤhrte ſie auch zuerſt
gegen den Feind in einem gluͤcklichen Streifzug jenſeits
der Elbe. Ein Buͤrger von Hamburg, Namens Hanfft,
hatte auf eigne Koſten eine ganze Schwadron ausge¬
ruͤſtet, meiſtens Schlaͤchtergeſellen, weil er ſelbſt ehemals
Schlaͤchtermeiſter geweſen war; weil er jedoch zur Be¬
fehlfuͤhrung nicht taugte, ſo wurde er nur als Stabs¬
rittmeiſter angeſtellt, und dadurch ſein Ehrgeiz mehr
gekraͤnkt als befriedigt. Auch an Geſchuͤtz wurde ge¬
dacht, und es gelang zwei Batterieen zu errichten,
eine von 6 Stuͤcken zu Fuß, welche dem Hauptmann
Wertheim, und eine reitende von gleicher Anzahl, welche
dem Hauptmann Spooreman uͤbertragen wurde; außer
dieſen beiden Offizieren, die ſich willig angeboten, waͤre
kein dritter dieſes Fachs zu finden geweſen! Eben ſo
hielt es ſchwer, die noͤthigen Artilleriſten zur Bedienung
der Kanonen zuſammenzubringen, da hier unmoͤglich,
wie bei andern Waffen, bloße Neulinge eintreten durf¬
ten. Beinahe alle Gegenſtaͤnde der Bewaffnung und
Ausruͤſtung fehlten, und waren nur mit unſaͤglicher
Muͤhe und großen Koſten zuſammenzubringen. Nicht
allein, daß es an Gewehren mangelte, auch ſogar Pi¬
ſtolen und Saͤbel waren nicht in hinreichender Anzahl

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0314" n="302"/>
manns von Lucadou unter de&#x017F;&#x017F;en Anfu&#x0364;hrung das dritte<lb/>
han&#x017F;eati&#x017F;che Bataillon. Die Reiterei der Han&#x017F;eaten be¬<lb/>
trug gegen <hi rendition="#b">1000</hi> Pferde; die er&#x017F;te Schwadron, von<lb/>
ihrem Rittmei&#x017F;ter Godefroy befehligt, u&#x0364;bte der Ritt¬<lb/>
mei&#x017F;ter von Herbert ein, und fu&#x0364;hrte &#x017F;ie auch zuer&#x017F;t<lb/>
gegen den Feind in einem glu&#x0364;cklichen Streifzug jen&#x017F;eits<lb/>
der Elbe. Ein Bu&#x0364;rger von Hamburg, Namens Hanfft,<lb/>
hatte auf eigne Ko&#x017F;ten eine ganze Schwadron ausge¬<lb/>
ru&#x0364;&#x017F;tet, mei&#x017F;tens Schla&#x0364;chterge&#x017F;ellen, weil er &#x017F;elb&#x017F;t ehemals<lb/>
Schla&#x0364;chtermei&#x017F;ter gewe&#x017F;en war; weil er jedoch zur Be¬<lb/>
fehlfu&#x0364;hrung nicht taugte, &#x017F;o wurde er nur als Stabs¬<lb/>
rittmei&#x017F;ter ange&#x017F;tellt, und dadurch &#x017F;ein Ehrgeiz mehr<lb/>
gekra&#x0364;nkt als befriedigt. Auch an Ge&#x017F;chu&#x0364;tz wurde ge¬<lb/>
dacht, und es gelang zwei Batterieen zu errichten,<lb/>
eine von <hi rendition="#b">6</hi> Stu&#x0364;cken zu Fuß, welche dem Hauptmann<lb/>
Wertheim, und eine reitende von gleicher Anzahl, welche<lb/>
dem Hauptmann Spooreman u&#x0364;bertragen wurde; außer<lb/>
die&#x017F;en beiden Offizieren, die &#x017F;ich willig angeboten, wa&#x0364;re<lb/>
kein dritter die&#x017F;es Fachs zu finden gewe&#x017F;en! Eben &#x017F;o<lb/>
hielt es &#x017F;chwer, die no&#x0364;thigen Artilleri&#x017F;ten zur Bedienung<lb/>
der Kanonen zu&#x017F;ammenzubringen, da hier unmo&#x0364;glich,<lb/>
wie bei andern Waffen, bloße Neulinge eintreten durf¬<lb/>
ten. Beinahe alle Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde der Bewaffnung und<lb/>
Ausru&#x0364;&#x017F;tung fehlten, und waren nur mit un&#x017F;a&#x0364;glicher<lb/>
Mu&#x0364;he und großen Ko&#x017F;ten zu&#x017F;ammenzubringen. Nicht<lb/>
allein, daß es an Gewehren mangelte, auch &#x017F;ogar Pi¬<lb/>
&#x017F;tolen und Sa&#x0364;bel waren nicht in hinreichender Anzahl<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[302/0314] manns von Lucadou unter deſſen Anfuͤhrung das dritte hanſeatiſche Bataillon. Die Reiterei der Hanſeaten be¬ trug gegen 1000 Pferde; die erſte Schwadron, von ihrem Rittmeiſter Godefroy befehligt, uͤbte der Ritt¬ meiſter von Herbert ein, und fuͤhrte ſie auch zuerſt gegen den Feind in einem gluͤcklichen Streifzug jenſeits der Elbe. Ein Buͤrger von Hamburg, Namens Hanfft, hatte auf eigne Koſten eine ganze Schwadron ausge¬ ruͤſtet, meiſtens Schlaͤchtergeſellen, weil er ſelbſt ehemals Schlaͤchtermeiſter geweſen war; weil er jedoch zur Be¬ fehlfuͤhrung nicht taugte, ſo wurde er nur als Stabs¬ rittmeiſter angeſtellt, und dadurch ſein Ehrgeiz mehr gekraͤnkt als befriedigt. Auch an Geſchuͤtz wurde ge¬ dacht, und es gelang zwei Batterieen zu errichten, eine von 6 Stuͤcken zu Fuß, welche dem Hauptmann Wertheim, und eine reitende von gleicher Anzahl, welche dem Hauptmann Spooreman uͤbertragen wurde; außer dieſen beiden Offizieren, die ſich willig angeboten, waͤre kein dritter dieſes Fachs zu finden geweſen! Eben ſo hielt es ſchwer, die noͤthigen Artilleriſten zur Bedienung der Kanonen zuſammenzubringen, da hier unmoͤglich, wie bei andern Waffen, bloße Neulinge eintreten durf¬ ten. Beinahe alle Gegenſtaͤnde der Bewaffnung und Ausruͤſtung fehlten, und waren nur mit unſaͤglicher Muͤhe und großen Koſten zuſammenzubringen. Nicht allein, daß es an Gewehren mangelte, auch ſogar Pi¬ ſtolen und Saͤbel waren nicht in hinreichender Anzahl

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/314
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/314>, abgerufen am 01.06.2024.