Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite

Eintausch ihrer alten Titel nicht immer die inzwischen
eingesogenen fremden Gesinnungen; in einem kleinen
Umkreise waren die Behörden verschiedener Länder, die
Rechte mannigfacher Oberherren zu berücksichtigen. Die
Gegenstände der Schiffahrt und des Handels, obgleich
übrigens ganz den Verfügungen der hamburgischen Re¬
gierung anheimgestellt, mußten doch in vielem Betracht
die Einwirkung des russischen Befehlshabers ansprechen,
der die Ausrüstung zweier Kaper, und anderer, theils
bewaffneter, theils zum Transport von Pferden einge¬
richteter Schiffe betreiben ließ.

Eine andre Beschäftigung gab die anbefohlene und
mit aller Strenge ausgeführte Einziehung des franzö¬
sischen Eigenthums, und die sorgfältige Aufmerksamkeit,
welche auf die zahlreichen Franzosen gewendet werden
mußte, die sich, zum Theil von älterer Zeit her in
Hamburg und der Umgegend aufhielten, und denen viel
Gesindel aus allerlei Nationen beizurechnen war, das
während der französischen Herrschaft und in ihrem Dienste
sich hier eingenistet hatte. Dieses alles auszukehren,
hätte eine längere Zeit erfordert, da besonders die Be¬
völkerung Hamburgs eben so gemischt, als die Oertlich¬
keit in und außer der Stadt überaus verworren und
schwer zu beaufsichtigen ist. Hiezu kommt noch, daß
die hamburgische Regierung, nach der großartigen Weise
freier Staaten, die Fremdenpolizei von jeher lässig be¬
trieben hatte, und die Russen dies Fach ganz allein

Eintauſch ihrer alten Titel nicht immer die inzwiſchen
eingeſogenen fremden Geſinnungen; in einem kleinen
Umkreiſe waren die Behoͤrden verſchiedener Laͤnder, die
Rechte mannigfacher Oberherren zu beruͤckſichtigen. Die
Gegenſtaͤnde der Schiffahrt und des Handels, obgleich
uͤbrigens ganz den Verfuͤgungen der hamburgiſchen Re¬
gierung anheimgeſtellt, mußten doch in vielem Betracht
die Einwirkung des ruſſiſchen Befehlshabers anſprechen,
der die Ausruͤſtung zweier Kaper, und anderer, theils
bewaffneter, theils zum Transport von Pferden einge¬
richteter Schiffe betreiben ließ.

Eine andre Beſchaͤftigung gab die anbefohlene und
mit aller Strenge ausgefuͤhrte Einziehung des franzoͤ¬
ſiſchen Eigenthums, und die ſorgfaͤltige Aufmerkſamkeit,
welche auf die zahlreichen Franzoſen gewendet werden
mußte, die ſich, zum Theil von aͤlterer Zeit her in
Hamburg und der Umgegend aufhielten, und denen viel
Geſindel aus allerlei Nationen beizurechnen war, das
waͤhrend der franzoͤſiſchen Herrſchaft und in ihrem Dienſte
ſich hier eingeniſtet hatte. Dieſes alles auszukehren,
haͤtte eine laͤngere Zeit erfordert, da beſonders die Be¬
voͤlkerung Hamburgs eben ſo gemiſcht, als die Oertlich¬
keit in und außer der Stadt uͤberaus verworren und
ſchwer zu beaufſichtigen iſt. Hiezu kommt noch, daß
die hamburgiſche Regierung, nach der großartigen Weiſe
freier Staaten, die Fremdenpolizei von jeher laͤſſig be¬
trieben hatte, und die Ruſſen dies Fach ganz allein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0291" n="279"/>
Eintau&#x017F;ch ihrer alten Titel nicht immer die inzwi&#x017F;chen<lb/>
einge&#x017F;ogenen fremden Ge&#x017F;innungen; in einem kleinen<lb/>
Umkrei&#x017F;e waren die Beho&#x0364;rden ver&#x017F;chiedener La&#x0364;nder, die<lb/>
Rechte mannigfacher Oberherren zu beru&#x0364;ck&#x017F;ichtigen. Die<lb/>
Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde der Schiffahrt und des Handels, obgleich<lb/>
u&#x0364;brigens ganz den Verfu&#x0364;gungen der hamburgi&#x017F;chen Re¬<lb/>
gierung anheimge&#x017F;tellt, mußten doch in vielem Betracht<lb/>
die Einwirkung des ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Befehlshabers an&#x017F;prechen,<lb/>
der die Ausru&#x0364;&#x017F;tung zweier Kaper, und anderer, theils<lb/>
bewaffneter, theils zum Transport von Pferden einge¬<lb/>
richteter Schiffe betreiben ließ.</p><lb/>
        <p>Eine andre Be&#x017F;cha&#x0364;ftigung gab die anbefohlene und<lb/>
mit aller Strenge ausgefu&#x0364;hrte Einziehung des franzo&#x0364;¬<lb/>
&#x017F;i&#x017F;chen Eigenthums, und die &#x017F;orgfa&#x0364;ltige Aufmerk&#x017F;amkeit,<lb/>
welche auf die zahlreichen Franzo&#x017F;en gewendet werden<lb/>
mußte, die &#x017F;ich, zum Theil von a&#x0364;lterer Zeit her in<lb/>
Hamburg und der Umgegend aufhielten, und denen viel<lb/>
Ge&#x017F;indel aus allerlei Nationen beizurechnen war, das<lb/>
wa&#x0364;hrend der franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Herr&#x017F;chaft und in ihrem Dien&#x017F;te<lb/>
&#x017F;ich hier eingeni&#x017F;tet hatte. Die&#x017F;es alles auszukehren,<lb/>
ha&#x0364;tte eine la&#x0364;ngere Zeit erfordert, da be&#x017F;onders die Be¬<lb/>
vo&#x0364;lkerung Hamburgs eben &#x017F;o gemi&#x017F;cht, als die Oertlich¬<lb/>
keit in und außer der Stadt u&#x0364;beraus verworren und<lb/>
&#x017F;chwer zu beauf&#x017F;ichtigen i&#x017F;t. Hiezu kommt noch, daß<lb/>
die hamburgi&#x017F;che Regierung, nach der großartigen Wei&#x017F;e<lb/>
freier Staaten, die Fremdenpolizei von jeher la&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig be¬<lb/>
trieben hatte, und die Ru&#x017F;&#x017F;en dies Fach ganz allein<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[279/0291] Eintauſch ihrer alten Titel nicht immer die inzwiſchen eingeſogenen fremden Geſinnungen; in einem kleinen Umkreiſe waren die Behoͤrden verſchiedener Laͤnder, die Rechte mannigfacher Oberherren zu beruͤckſichtigen. Die Gegenſtaͤnde der Schiffahrt und des Handels, obgleich uͤbrigens ganz den Verfuͤgungen der hamburgiſchen Re¬ gierung anheimgeſtellt, mußten doch in vielem Betracht die Einwirkung des ruſſiſchen Befehlshabers anſprechen, der die Ausruͤſtung zweier Kaper, und anderer, theils bewaffneter, theils zum Transport von Pferden einge¬ richteter Schiffe betreiben ließ. Eine andre Beſchaͤftigung gab die anbefohlene und mit aller Strenge ausgefuͤhrte Einziehung des franzoͤ¬ ſiſchen Eigenthums, und die ſorgfaͤltige Aufmerkſamkeit, welche auf die zahlreichen Franzoſen gewendet werden mußte, die ſich, zum Theil von aͤlterer Zeit her in Hamburg und der Umgegend aufhielten, und denen viel Geſindel aus allerlei Nationen beizurechnen war, das waͤhrend der franzoͤſiſchen Herrſchaft und in ihrem Dienſte ſich hier eingeniſtet hatte. Dieſes alles auszukehren, haͤtte eine laͤngere Zeit erfordert, da beſonders die Be¬ voͤlkerung Hamburgs eben ſo gemiſcht, als die Oertlich¬ keit in und außer der Stadt uͤberaus verworren und ſchwer zu beaufſichtigen iſt. Hiezu kommt noch, daß die hamburgiſche Regierung, nach der großartigen Weiſe freier Staaten, die Fremdenpolizei von jeher laͤſſig be¬ trieben hatte, und die Ruſſen dies Fach ganz allein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/291
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/291>, abgerufen am 24.11.2024.