dem österreichischen Kriegsdienste gefolgt, wo der Name Tettenborn schon aus älterer Zeit in gutem Andenken stand, hatte dann diese Laufbahn verlassen und als Markgräflich badischer Jägermeister in der Grafschaft Sponheim eine seinen Wünschen gemäße Anstellung erhalten. Als in der Folge Napoleon mit gewaltsamer Willkür die Forderung durchsetzte, alle in dem Umfange seiner Herrschaft auch vor derselben Gebornen dürften nur ihm dienen, wurde statt dieses Geburtsorts ein anderer vorgeschoben, nämlich das Stammgut Tetten¬ born in der Grafschaft Hohenstein, und diese Angabe pflanzte sich irrthümlich fort, nachdem ihr Zweck längst aufgehört hatte. Nur bis in sein sechstes Jahr blieb der junge Tettenborn auf dem linken Rheinufer und kam dann nach Rastatt, wohin sein Vater als Ober¬ jägermeister war befördert worden. Er empfing im väterlichen Hause sorgfältigen und nach damaliger Weise gründlichen Unterricht, der sogar zu gelehrter Bildung führen sollte, wiewohl bald sichtbar wurde, daß dies nicht die Richtung sei, zu welcher die unläugbar guten Anlagen sich neigten. Aber auch in der späteren, frei gewählten Bahn, unter ganz veränderten Lebensum¬ ständen, bewährte sich die Wirkung dieses ersten Un¬ terrichts als guter Gewinn. Dasselbe gilt von dem Einflusse frommen Sinnes und Beispiels, welche durch die Mutter auf den Knaben wirkten; sie war eine ge¬ borne Gräfin von Arz, eigentlich Arzio, eines Geschlechts
dem oͤſterreichiſchen Kriegsdienſte gefolgt, wo der Name Tettenborn ſchon aus aͤlterer Zeit in gutem Andenken ſtand, hatte dann dieſe Laufbahn verlaſſen und als Markgraͤflich badiſcher Jaͤgermeiſter in der Grafſchaft Sponheim eine ſeinen Wuͤnſchen gemaͤße Anſtellung erhalten. Als in der Folge Napoleon mit gewaltſamer Willkuͤr die Forderung durchſetzte, alle in dem Umfange ſeiner Herrſchaft auch vor derſelben Gebornen duͤrften nur ihm dienen, wurde ſtatt dieſes Geburtsorts ein anderer vorgeſchoben, naͤmlich das Stammgut Tetten¬ born in der Grafſchaft Hohenſtein, und dieſe Angabe pflanzte ſich irrthuͤmlich fort, nachdem ihr Zweck laͤngſt aufgehoͤrt hatte. Nur bis in ſein ſechſtes Jahr blieb der junge Tettenborn auf dem linken Rheinufer und kam dann nach Raſtatt, wohin ſein Vater als Ober¬ jaͤgermeiſter war befoͤrdert worden. Er empfing im vaͤterlichen Hauſe ſorgfaͤltigen und nach damaliger Weiſe gruͤndlichen Unterricht, der ſogar zu gelehrter Bildung fuͤhren ſollte, wiewohl bald ſichtbar wurde, daß dies nicht die Richtung ſei, zu welcher die unlaͤugbar guten Anlagen ſich neigten. Aber auch in der ſpaͤteren, frei gewaͤhlten Bahn, unter ganz veraͤnderten Lebensum¬ ſtaͤnden, bewaͤhrte ſich die Wirkung dieſes erſten Un¬ terrichts als guter Gewinn. Daſſelbe gilt von dem Einfluſſe frommen Sinnes und Beiſpiels, welche durch die Mutter auf den Knaben wirkten; ſie war eine ge¬ borne Graͤfin von Arz, eigentlich Arzio, eines Geſchlechts
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dem oͤſterreichiſchen Kriegsdienſte gefolgt, wo der Name
Tettenborn ſchon aus aͤlterer Zeit in gutem Andenken
ſtand, hatte dann dieſe Laufbahn verlaſſen und als
Markgraͤflich badiſcher Jaͤgermeiſter in der Grafſchaft
Sponheim eine ſeinen Wuͤnſchen gemaͤße Anſtellung
erhalten. Als in der Folge Napoleon mit gewaltſamer
Willkuͤr die Forderung durchſetzte, alle in dem Umfange
ſeiner Herrſchaft auch vor derſelben Gebornen duͤrften
nur ihm dienen, wurde ſtatt dieſes Geburtsorts ein
anderer vorgeſchoben, naͤmlich das Stammgut Tetten¬
born in der Grafſchaft Hohenſtein, und dieſe Angabe
pflanzte ſich irrthuͤmlich fort, nachdem ihr Zweck laͤngſt
aufgehoͤrt hatte. Nur bis in ſein ſechſtes Jahr blieb
der junge Tettenborn auf dem linken Rheinufer und
kam dann nach Raſtatt, wohin ſein Vater als Ober¬
jaͤgermeiſter war befoͤrdert worden. Er empfing im
vaͤterlichen Hauſe ſorgfaͤltigen und nach damaliger Weiſe
gruͤndlichen Unterricht, der ſogar zu gelehrter Bildung
fuͤhren ſollte, wiewohl bald ſichtbar wurde, daß dies
nicht die Richtung ſei, zu welcher die unlaͤugbar guten
Anlagen ſich neigten. Aber auch in der ſpaͤteren, frei
gewaͤhlten Bahn, unter ganz veraͤnderten Lebensum¬
ſtaͤnden, bewaͤhrte ſich die Wirkung dieſes erſten Un¬
terrichts als guter Gewinn. Daſſelbe gilt von dem
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die Mutter auf den Knaben wirkten; ſie war eine ge¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/226>, abgerufen am 22.11.2024.
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