mäßigen Richtungen ließ einen noch entfernten, aber entschiednen Zweck vermuthen. Wirklich waren dies erste vorläufige Zurüstungen zu dem Kriege gegen Rußland, der in der Seele Napoleon's als unfehlbar vorausgesehn und beschlossen, in den öffentlichen Verhältnissen noch unter dem Schein der größten Freundschaft verhüllt war, und daher für grundlosen Wahn erklärt werden konnte. Die Bestimmtheit solchen Abläugnens machte auch die Kundigsten wieder irre, und so wußte man oft ein Ereigniß lange vorher, aber kurz vorher nicht, weil man wieder aufgehört hatte, es zu glauben. Bei diesen Truppenzügen durch Westphalen kam auch eine Abtheilung durch Steinfurt; ein französisches Regiment Jäger zu Pferde bezog daselbst für einige Zeit Quartiere. Diese Gäste brachten in unsre Tage einen ganz neuen Schwung; der französische Oberst wohnte auf dem Schlosse, er und die meisten seiner Offiziere nahmen an der Gesellschaft eifrig Theil; die Gespräche konnten nicht immer unterhaltend sein, und nahmen oft eine nicht angenehme Wendung, denn sowohl der Uebermuth, mit dem die Franzosen von ihren Siegen sprachen, als die Kammeradschaft, die sie uns jetzt aufdringen wollten, waren in gleichem Maße peinlich, und kaum zu dulden. Daß in dieser Zeit mehrere österreichische Offiziere, aus Westphalen gebürtig, das freundschaftliche Verhältniß zwischen Frankreich und Oesterreich benutzten, um ihre Heimath wiederzusehen, aber hier von den französischen
maͤßigen Richtungen ließ einen noch entfernten, aber entſchiednen Zweck vermuthen. Wirklich waren dies erſte vorlaͤufige Zuruͤſtungen zu dem Kriege gegen Rußland, der in der Seele Napoleon's als unfehlbar vorausgeſehn und beſchloſſen, in den oͤffentlichen Verhaͤltniſſen noch unter dem Schein der groͤßten Freundſchaft verhuͤllt war, und daher fuͤr grundloſen Wahn erklaͤrt werden konnte. Die Beſtimmtheit ſolchen Ablaͤugnens machte auch die Kundigſten wieder irre, und ſo wußte man oft ein Ereigniß lange vorher, aber kurz vorher nicht, weil man wieder aufgehoͤrt hatte, es zu glauben. Bei dieſen Truppenzuͤgen durch Weſtphalen kam auch eine Abtheilung durch Steinfurt; ein franzoͤſiſches Regiment Jaͤger zu Pferde bezog daſelbſt fuͤr einige Zeit Quartiere. Dieſe Gaͤſte brachten in unſre Tage einen ganz neuen Schwung; der franzoͤſiſche Oberſt wohnte auf dem Schloſſe, er und die meiſten ſeiner Offiziere nahmen an der Geſellſchaft eifrig Theil; die Geſpraͤche konnten nicht immer unterhaltend ſein, und nahmen oft eine nicht angenehme Wendung, denn ſowohl der Uebermuth, mit dem die Franzoſen von ihren Siegen ſprachen, als die Kammeradſchaft, die ſie uns jetzt aufdringen wollten, waren in gleichem Maße peinlich, und kaum zu dulden. Daß in dieſer Zeit mehrere oͤſterreichiſche Offiziere, aus Weſtphalen gebuͤrtig, das freundſchaftliche Verhaͤltniß zwiſchen Frankreich und Oeſterreich benutzten, um ihre Heimath wiederzuſehen, aber hier von den franzoͤſiſchen
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maͤßigen Richtungen ließ einen noch entfernten, aber
entſchiednen Zweck vermuthen. Wirklich waren dies erſte
vorlaͤufige Zuruͤſtungen zu dem Kriege gegen Rußland,
der in der Seele Napoleon's als unfehlbar vorausgeſehn
und beſchloſſen, in den oͤffentlichen Verhaͤltniſſen noch
unter dem Schein der groͤßten Freundſchaft verhuͤllt
war, und daher fuͤr grundloſen Wahn erklaͤrt werden
konnte. Die Beſtimmtheit ſolchen Ablaͤugnens machte
auch die Kundigſten wieder irre, und ſo wußte man
oft ein Ereigniß lange vorher, aber kurz vorher nicht,
weil man wieder aufgehoͤrt hatte, es zu glauben. Bei
dieſen Truppenzuͤgen durch Weſtphalen kam auch eine
Abtheilung durch Steinfurt; ein franzoͤſiſches Regiment
Jaͤger zu Pferde bezog daſelbſt fuͤr einige Zeit Quartiere.
Dieſe Gaͤſte brachten in unſre Tage einen ganz neuen
Schwung; der franzoͤſiſche Oberſt wohnte auf dem
Schloſſe, er und die meiſten ſeiner Offiziere nahmen
an der Geſellſchaft eifrig Theil; die Geſpraͤche konnten
nicht immer unterhaltend ſein, und nahmen oft eine
nicht angenehme Wendung, denn ſowohl der Uebermuth,
mit dem die Franzoſen von ihren Siegen ſprachen, als
die Kammeradſchaft, die ſie uns jetzt aufdringen wollten,
waren in gleichem Maße peinlich, und kaum zu dulden.
Daß in dieſer Zeit mehrere oͤſterreichiſche Offiziere, aus
Weſtphalen gebuͤrtig, das freundſchaftliche Verhaͤltniß
zwiſchen Frankreich und Oeſterreich benutzten, um ihre
Heimath wiederzuſehen, aber hier von den franzoͤſiſchen
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/169>, abgerufen am 23.11.2024.
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