wir zu gut wären, um der neuen Schule anzugehören, und uns derselben nun völlig entschlagen sollten.
Aber ganz und gar nicht war das unsre Meinung. Ein Brief von Friedrich Schlegel aus Köln erfrischte und bestärkte in dieser noch mehr das Vertrauen, wel¬ ches uns nach dieser Seite zog. In einem Hefte der Europa hatte Schlegel die litterarische Anfrage ergehen lassen, ob und wo die deutsche Uebersetzung, welche Adam Olearius, wie die Vorrede zu Meninsky's Lexikon erwähne, von dem Gulistan und Bostan des Dichters Saadi aus Persien mitgebracht habe, vielleicht hand¬ schriftlich noch vorhanden sei? Der Zufall aber hatte mich diese Uebersetzung gedruckt auffinden lassen, und ich nicht versäumt dies zu melden, indem ich zugleich unsren Almanach übersandte und von unsren Bestre¬ bungen umständlichen Bericht gab. Hierauf nun ant¬ wortete Schlegel sehr freundlich und wohlmeinend, billigte unsre Studien, weniger unsre Poesie, indem er, wie schon früher Fichte, statt kleiner lyrischen Stücke, bei welchen noch überdies die Gefahr walte, daß sie nach und nach bloß Wiederholungen ihrer selbst würden, größere Arbeiten verlangte; und wiewohl seine Worte eher abschreckend als aufmunternd zu deuten waren, so dankte ich sie ihm, der ernsten Meinung und des ge¬ wichtigen Inhalts wegen, doch von ganzem Herzen, und fand mich durch solchen Zuspruch mehr geehrt, als durch Schmeichelei oder Schonung. Der Brief wurde auch
wir zu gut waͤren, um der neuen Schule anzugehoͤren, und uns derſelben nun voͤllig entſchlagen ſollten.
Aber ganz und gar nicht war das unſre Meinung. Ein Brief von Friedrich Schlegel aus Koͤln erfriſchte und beſtaͤrkte in dieſer noch mehr das Vertrauen, wel¬ ches uns nach dieſer Seite zog. In einem Hefte der Europa hatte Schlegel die litterariſche Anfrage ergehen laſſen, ob und wo die deutſche Ueberſetzung, welche Adam Olearius, wie die Vorrede zu Meninsky's Lexikon erwaͤhne, von dem Guliſtan und Boſtan des Dichters Saadi aus Perſien mitgebracht habe, vielleicht hand¬ ſchriftlich noch vorhanden ſei? Der Zufall aber hatte mich dieſe Ueberſetzung gedruckt auffinden laſſen, und ich nicht verſaͤumt dies zu melden, indem ich zugleich unſren Almanach uͤberſandte und von unſren Beſtre¬ bungen umſtaͤndlichen Bericht gab. Hierauf nun ant¬ wortete Schlegel ſehr freundlich und wohlmeinend, billigte unſre Studien, weniger unſre Poeſie, indem er, wie ſchon fruͤher Fichte, ſtatt kleiner lyriſchen Stuͤcke, bei welchen noch uͤberdies die Gefahr walte, daß ſie nach und nach bloß Wiederholungen ihrer ſelbſt wuͤrden, groͤßere Arbeiten verlangte; und wiewohl ſeine Worte eher abſchreckend als aufmunternd zu deuten waren, ſo dankte ich ſie ihm, der ernſten Meinung und des ge¬ wichtigen Inhalts wegen, doch von ganzem Herzen, und fand mich durch ſolchen Zuſpruch mehr geehrt, als durch Schmeichelei oder Schonung. Der Brief wurde auch
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wir zu gut waͤren, um der neuen Schule anzugehoͤren,
und uns derſelben nun voͤllig entſchlagen ſollten.
Aber ganz und gar nicht war das unſre Meinung.
Ein Brief von Friedrich Schlegel aus Koͤln erfriſchte
und beſtaͤrkte in dieſer noch mehr das Vertrauen, wel¬
ches uns nach dieſer Seite zog. In einem Hefte der
Europa hatte Schlegel die litterariſche Anfrage ergehen
laſſen, ob und wo die deutſche Ueberſetzung, welche
Adam Olearius, wie die Vorrede zu Meninsky's Lexikon
erwaͤhne, von dem Guliſtan und Boſtan des Dichters
Saadi aus Perſien mitgebracht habe, vielleicht hand¬
ſchriftlich noch vorhanden ſei? Der Zufall aber hatte
mich dieſe Ueberſetzung gedruckt auffinden laſſen, und
ich nicht verſaͤumt dies zu melden, indem ich zugleich
unſren Almanach uͤberſandte und von unſren Beſtre¬
bungen umſtaͤndlichen Bericht gab. Hierauf nun ant¬
wortete Schlegel ſehr freundlich und wohlmeinend, billigte
unſre Studien, weniger unſre Poeſie, indem er, wie
ſchon fruͤher Fichte, ſtatt kleiner lyriſchen Stuͤcke, bei
welchen noch uͤberdies die Gefahr walte, daß ſie nach
und nach bloß Wiederholungen ihrer ſelbſt wuͤrden,
groͤßere Arbeiten verlangte; und wiewohl ſeine Worte
eher abſchreckend als aufmunternd zu deuten waren, ſo
dankte ich ſie ihm, der ernſten Meinung und des ge¬
wichtigen Inhalts wegen, doch von ganzem Herzen, und
fand mich durch ſolchen Zuſpruch mehr geehrt, als durch
Schmeichelei oder Schonung. Der Brief wurde auch
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/93>, abgerufen am 23.11.2024.
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