faden von der Decke des Zimmers auf den grünen Tisch herunterschweben ließ, und auf diesen dazu die Verse aus Horaz mit dicker Kreide schrieb: Destrictus ensis cui super impia Cervice pendet ... so war dies allerdings nur possenhaft, und im Noth¬ fall bezahlte der Vater die Schulden, wußte auch den Zorn seiner akademischen Mitbürger zu besänftigen. Aber es gab auch andre Fälle, wo die Tücke wirklichen Schaden anrichtete, oder gar ernstliche Strafe zur Folge haben konnte. --
Hamburg, 1804 - 1806.
Als willkommene Erscheinung kam aus Berlin der verspätete aber noch endlich dem Drucke fertig entwun¬ dene zweite Jahrgang des Musenalmanachs zu. Die Beiträge der frühern Theilnehmer bezeugten ohne Zweifel manchen Fortschritt, das Steigen unsers poetischen Ver¬ eins aber that sich bedeutend in den neuen Theilneh¬ mern dar. Koreff, Karl von Raumer, Augusta Klap¬ roth und Wolfart waren hinzugekommen, Theremin hatte seinen Namen genannt, unsern Stolz und Ruhm aber krönte, daß Fichte selber mit vier Gedichten in unsrer Reihe stand. Der Almanach war diesmal in ordentlichen Verlag gegeben, es fehlte nicht an den Hülfsmitteln der Verbreitung, auch kam er in den
faden von der Decke des Zimmers auf den gruͤnen Tiſch herunterſchweben ließ, und auf dieſen dazu die Verſe aus Horaz mit dicker Kreide ſchrieb: Destrictus ensis cui super impia Cervice pendet ... ſo war dies allerdings nur poſſenhaft, und im Noth¬ fall bezahlte der Vater die Schulden, wußte auch den Zorn ſeiner akademiſchen Mitbuͤrger zu beſaͤnftigen. Aber es gab auch andre Faͤlle, wo die Tuͤcke wirklichen Schaden anrichtete, oder gar ernſtliche Strafe zur Folge haben konnte. —
Hamburg, 1804 – 1806.
Als willkommene Erſcheinung kam aus Berlin der verſpaͤtete aber noch endlich dem Drucke fertig entwun¬ dene zweite Jahrgang des Muſenalmanachs zu. Die Beitraͤge der fruͤhern Theilnehmer bezeugten ohne Zweifel manchen Fortſchritt, das Steigen unſers poetiſchen Ver¬ eins aber that ſich bedeutend in den neuen Theilneh¬ mern dar. Koreff, Karl von Raumer, Auguſta Klap¬ roth und Wolfart waren hinzugekommen, Theremin hatte ſeinen Namen genannt, unſern Stolz und Ruhm aber kroͤnte, daß Fichte ſelber mit vier Gedichten in unſrer Reihe ſtand. Der Almanach war diesmal in ordentlichen Verlag gegeben, es fehlte nicht an den Huͤlfsmitteln der Verbreitung, auch kam er in den
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0083"n="69"/>
faden von der Decke des Zimmers auf den gruͤnen<lb/>
Tiſch herunterſchweben ließ, und auf dieſen dazu die<lb/>
Verſe aus Horaz mit dicker Kreide ſchrieb:<lb/><cit><quote><hirendition="#et"><hirendition="#aq #b">Destrictus ensis cui super impia<lb/>
Cervice pendet ...</hi></hi><lb/></quote></cit>ſo war dies allerdings nur poſſenhaft, und im Noth¬<lb/>
fall bezahlte der Vater die Schulden, wußte auch den<lb/>
Zorn ſeiner akademiſchen Mitbuͤrger zu beſaͤnftigen.<lb/>
Aber es gab auch andre Faͤlle, wo die Tuͤcke wirklichen<lb/>
Schaden anrichtete, oder gar ernſtliche Strafe zur Folge<lb/>
haben konnte. —</p><lb/><prendition="#c">Hamburg, <hirendition="#b">1804</hi>–<hirendition="#b">1806</hi>.</p><lb/><p>Als willkommene Erſcheinung kam aus Berlin der<lb/>
verſpaͤtete aber noch endlich dem Drucke fertig entwun¬<lb/>
dene zweite Jahrgang des Muſenalmanachs zu. Die<lb/>
Beitraͤge der fruͤhern Theilnehmer bezeugten ohne Zweifel<lb/>
manchen Fortſchritt, das Steigen unſers poetiſchen Ver¬<lb/>
eins aber that ſich bedeutend in den neuen Theilneh¬<lb/>
mern dar. Koreff, Karl von Raumer, Auguſta Klap¬<lb/>
roth und Wolfart waren hinzugekommen, Theremin<lb/>
hatte ſeinen Namen genannt, unſern Stolz und Ruhm<lb/>
aber kroͤnte, daß Fichte ſelber mit vier Gedichten in<lb/>
unſrer Reihe ſtand. Der Almanach war diesmal in<lb/>
ordentlichen Verlag gegeben, es fehlte nicht an den<lb/>
Huͤlfsmitteln der Verbreitung, auch kam er in den<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[69/0083]
faden von der Decke des Zimmers auf den gruͤnen
Tiſch herunterſchweben ließ, und auf dieſen dazu die
Verſe aus Horaz mit dicker Kreide ſchrieb:
Destrictus ensis cui super impia
Cervice pendet ...
ſo war dies allerdings nur poſſenhaft, und im Noth¬
fall bezahlte der Vater die Schulden, wußte auch den
Zorn ſeiner akademiſchen Mitbuͤrger zu beſaͤnftigen.
Aber es gab auch andre Faͤlle, wo die Tuͤcke wirklichen
Schaden anrichtete, oder gar ernſtliche Strafe zur Folge
haben konnte. —
Hamburg, 1804 – 1806.
Als willkommene Erſcheinung kam aus Berlin der
verſpaͤtete aber noch endlich dem Drucke fertig entwun¬
dene zweite Jahrgang des Muſenalmanachs zu. Die
Beitraͤge der fruͤhern Theilnehmer bezeugten ohne Zweifel
manchen Fortſchritt, das Steigen unſers poetiſchen Ver¬
eins aber that ſich bedeutend in den neuen Theilneh¬
mern dar. Koreff, Karl von Raumer, Auguſta Klap¬
roth und Wolfart waren hinzugekommen, Theremin
hatte ſeinen Namen genannt, unſern Stolz und Ruhm
aber kroͤnte, daß Fichte ſelber mit vier Gedichten in
unſrer Reihe ſtand. Der Almanach war diesmal in
ordentlichen Verlag gegeben, es fehlte nicht an den
Huͤlfsmitteln der Verbreitung, auch kam er in den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/83>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.