bewegung zu Mejico das Opfer des Hasses zu werden, der ihn als Vornehmen und als Altspanier treffen mußte.
Die freie Zeit benutzt' ich nach Herzenslust. Wir sahen auch den von Brockes und Lippe empfohlenen Heinrich von Kleist, einen liebenswürdigen belebten jungen Mann, der sich uns freundschaftlich anschloß, aber sorgfältig noch verhehlte, daß er schon als Dichter aufgetreten und Verfasser des Trauerspiels "Die Familie Schroffenstein" sei, und überhaupt den Genius und die Kraft noch nicht verrieth, durch die er sich nachher berühmt gemacht, er gab sich nur als einen antheil¬ vollen Strebenden, und schrieb mir in solchem Sinne in mein Stammbuch: "Jünglinge lieben in einander das Höchste der Menschheit, denn sie lieben in sich die ganze Ausbildung ihrer Naturen schon, um zwei oder drei glücklicher Anlagen willen, die sich eben entfernen. Wir aber wollen einander gut bleiben. Heinrich Kleist." Eine stärkere Bewegung verursachte Julius Klaproth unter uns, der von Halle ankam, und Briefe, Empfeh¬ lungen und Gedichte von Koreff an uns mitbrachte. Ein gemachter Gelehrter, der in seinem Fache, der chinesischen Sprachkunde, für einen Adler galt, oder zum wenigsten gelten wollte, der ganz frisch von Weimar, Jena und Halle kam, überdies von Koreff uns gesendet war, und sich unsren jungen, unreifen Sachen mit nachsichtsvoller Gleichstellung anschloß,
bewegung zu Mejico das Opfer des Haſſes zu werden, der ihn als Vornehmen und als Altſpanier treffen mußte.
Die freie Zeit benutzt’ ich nach Herzensluſt. Wir ſahen auch den von Brockes und Lippe empfohlenen Heinrich von Kleiſt, einen liebenswuͤrdigen belebten jungen Mann, der ſich uns freundſchaftlich anſchloß, aber ſorgfaͤltig noch verhehlte, daß er ſchon als Dichter aufgetreten und Verfaſſer des Trauerſpiels „Die Familie Schroffenſtein“ ſei, und uͤberhaupt den Genius und die Kraft noch nicht verrieth, durch die er ſich nachher beruͤhmt gemacht, er gab ſich nur als einen antheil¬ vollen Strebenden, und ſchrieb mir in ſolchem Sinne in mein Stammbuch: „Juͤnglinge lieben in einander das Hoͤchſte der Menſchheit, denn ſie lieben in ſich die ganze Ausbildung ihrer Naturen ſchon, um zwei oder drei gluͤcklicher Anlagen willen, die ſich eben entfernen. Wir aber wollen einander gut bleiben. Heinrich Kleiſt.“ Eine ſtaͤrkere Bewegung verurſachte Julius Klaproth unter uns, der von Halle ankam, und Briefe, Empfeh¬ lungen und Gedichte von Koreff an uns mitbrachte. Ein gemachter Gelehrter, der in ſeinem Fache, der chineſiſchen Sprachkunde, fuͤr einen Adler galt, oder zum wenigſten gelten wollte, der ganz friſch von Weimar, Jena und Halle kam, uͤberdies von Koreff uns geſendet war, und ſich unſren jungen, unreifen Sachen mit nachſichtsvoller Gleichſtellung anſchloß,
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bewegung zu Mejico das Opfer des Haſſes zu werden,
der ihn als Vornehmen und als Altſpanier treffen
mußte.
Die freie Zeit benutzt’ ich nach Herzensluſt. Wir
ſahen auch den von Brockes und Lippe empfohlenen
Heinrich von Kleiſt, einen liebenswuͤrdigen belebten
jungen Mann, der ſich uns freundſchaftlich anſchloß,
aber ſorgfaͤltig noch verhehlte, daß er ſchon als Dichter
aufgetreten und Verfaſſer des Trauerſpiels „Die Familie
Schroffenſtein“ ſei, und uͤberhaupt den Genius und
die Kraft noch nicht verrieth, durch die er ſich nachher
beruͤhmt gemacht, er gab ſich nur als einen antheil¬
vollen Strebenden, und ſchrieb mir in ſolchem Sinne
in mein Stammbuch: „Juͤnglinge lieben in einander
das Hoͤchſte der Menſchheit, denn ſie lieben in ſich die
ganze Ausbildung ihrer Naturen ſchon, um zwei oder
drei gluͤcklicher Anlagen willen, die ſich eben entfernen.
Wir aber wollen einander gut bleiben. Heinrich Kleiſt.“
Eine ſtaͤrkere Bewegung verurſachte Julius Klaproth
unter uns, der von Halle ankam, und Briefe, Empfeh¬
lungen und Gedichte von Koreff an uns mitbrachte.
Ein gemachter Gelehrter, der in ſeinem Fache, der
chineſiſchen Sprachkunde, fuͤr einen Adler galt, oder
zum wenigſten gelten wollte, der ganz friſch von
Weimar, Jena und Halle kam, uͤberdies von Koreff
uns geſendet war, und ſich unſren jungen, unreifen
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/80>, abgerufen am 27.11.2024.
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