durch Mühe und Kunst der Inhalt und die Einkleidung auf eine für Machiavelli ehrenvolle Art sich deuten lassen.
Ueber das Verfahren Friedrichs in Betreff der Quel¬ len, die er bei seinen Geschichtbüchern benutzt hat, und über sein kritisches Eindringen in den Zusammenhang der Ereignisse und Zustände, die er schildert, wird das Erforderliche sehr zu seinem Lobe gesagt. Wenn ihm in Einzelheiten hin und wieder eine Unrichtigkeit nach¬ gewiesen, irgend ein Mangel gerügt werden kann, so ist unser Verfasser so freisinnig, darauf keinen zu großen Werth zu legen. In der That ist zu solchen Rügen in des Königs Schriften seltner Gelegenheit, als man gewöhnlich glaubt, und er selbst pflegt strenger und ge¬ wissenhafter in seinen Angaben zu sein, als mancher sogenannte gelehrte Geschichtschreiber, dessen ganzer Stolz und ganzes Verdienst in kleinlicher Genauigkeit besteht, und wenn man ihm diese absprechen muß, durchaus zusammenfällt! In Friedrichs Geschichtbüchern wird mit Recht als die Hauptsache gepriesen, daß der Autor in der Mitte der Begebenheiten gestanden, als Feldherr und Staatslenker auch die in der Zeit entfernten Ereignisse scharf einzusehen und richtig zu beurtheilen wußte, und überhaupt durch Stellung und Geist die größten Vor¬ züge vereinigte, die jemals einem Geschichtschreiber zu Theil werden können.
Es kann nicht verhehlt werden, daß die Darstellung des Königs, zwar immer lebhaft und kernig, doch im
durch Muͤhe und Kunſt der Inhalt und die Einkleidung auf eine fuͤr Machiavelli ehrenvolle Art ſich deuten laſſen.
Ueber das Verfahren Friedrichs in Betreff der Quel¬ len, die er bei ſeinen Geſchichtbuͤchern benutzt hat, und uͤber ſein kritiſches Eindringen in den Zuſammenhang der Ereigniſſe und Zuſtaͤnde, die er ſchildert, wird das Erforderliche ſehr zu ſeinem Lobe geſagt. Wenn ihm in Einzelheiten hin und wieder eine Unrichtigkeit nach¬ gewieſen, irgend ein Mangel geruͤgt werden kann, ſo iſt unſer Verfaſſer ſo freiſinnig, darauf keinen zu großen Werth zu legen. In der That iſt zu ſolchen Ruͤgen in des Koͤnigs Schriften ſeltner Gelegenheit, als man gewoͤhnlich glaubt, und er ſelbſt pflegt ſtrenger und ge¬ wiſſenhafter in ſeinen Angaben zu ſein, als mancher ſogenannte gelehrte Geſchichtſchreiber, deſſen ganzer Stolz und ganzes Verdienſt in kleinlicher Genauigkeit beſteht, und wenn man ihm dieſe abſprechen muß, durchaus zuſammenfaͤllt! In Friedrichs Geſchichtbuͤchern wird mit Recht als die Hauptſache geprieſen, daß der Autor in der Mitte der Begebenheiten geſtanden, als Feldherr und Staatslenker auch die in der Zeit entfernten Ereigniſſe ſcharf einzuſehen und richtig zu beurtheilen wußte, und uͤberhaupt durch Stellung und Geiſt die groͤßten Vor¬ zuͤge vereinigte, die jemals einem Geſchichtſchreiber zu Theil werden koͤnnen.
Es kann nicht verhehlt werden, daß die Darſtellung des Koͤnigs, zwar immer lebhaft und kernig, doch im
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durch Muͤhe und Kunſt der Inhalt und die Einkleidung
auf eine fuͤr Machiavelli ehrenvolle Art ſich deuten laſſen.
Ueber das Verfahren Friedrichs in Betreff der Quel¬
len, die er bei ſeinen Geſchichtbuͤchern benutzt hat, und
uͤber ſein kritiſches Eindringen in den Zuſammenhang
der Ereigniſſe und Zuſtaͤnde, die er ſchildert, wird das
Erforderliche ſehr zu ſeinem Lobe geſagt. Wenn ihm
in Einzelheiten hin und wieder eine Unrichtigkeit nach¬
gewieſen, irgend ein Mangel geruͤgt werden kann, ſo
iſt unſer Verfaſſer ſo freiſinnig, darauf keinen zu großen
Werth zu legen. In der That iſt zu ſolchen Ruͤgen
in des Koͤnigs Schriften ſeltner Gelegenheit, als man
gewoͤhnlich glaubt, und er ſelbſt pflegt ſtrenger und ge¬
wiſſenhafter in ſeinen Angaben zu ſein, als mancher
ſogenannte gelehrte Geſchichtſchreiber, deſſen ganzer Stolz
und ganzes Verdienſt in kleinlicher Genauigkeit beſteht,
und wenn man ihm dieſe abſprechen muß, durchaus
zuſammenfaͤllt! In Friedrichs Geſchichtbuͤchern wird mit
Recht als die Hauptſache geprieſen, daß der Autor in
der Mitte der Begebenheiten geſtanden, als Feldherr und
Staatslenker auch die in der Zeit entfernten Ereigniſſe
ſcharf einzuſehen und richtig zu beurtheilen wußte, und
uͤberhaupt durch Stellung und Geiſt die groͤßten Vor¬
zuͤge vereinigte, die jemals einem Geſchichtſchreiber zu
Theil werden koͤnnen.
Es kann nicht verhehlt werden, daß die Darſtellung
des Koͤnigs, zwar immer lebhaft und kernig, doch im
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/474>, abgerufen am 22.11.2024.
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