Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

schen Heeres zu stehen und dasselbe zwischen zwei Feuer
zu bringen.

Dieser Bedrängniß weiß der Kaiser nicht nur unge¬
säumt Hülfe, sondern er benutzt sie, um einen großen
Schlag zu thun. Er zieht aus seiner Mitte beträcht¬
liche Streitkräfte heran und ordnet sie zum Angriff;
der Marschall Massena läßt seine Divisionen links gegen
Neu-Wirthshaus abmarschiren, dem österreichischen dritten
Heertheil entgegen, an seine Stelle rückt mit drei andern
Divisionen der General Macdonald, der Vicekönig
Eugen und die Garden folgen zur Unterstützung. Furcht¬
bares Geschützfeuer eröffnet die Bahn. Der Marschall
Bessieres führt sechs schwere Reiterregimenter der Garde
zum Angriff, Napoleon ermuntert jedes durch kräftigen
Zuruf und ermahnt sie, ihre Waffen nicht zum Hauen,
sondern zum Stechen zu gebrauchen; sie stürzen gegen
den Punkt hin, wo die österreichischen Grenadiere und
der dritte Heertheil noch nicht vollkommen zusammen¬
schließen. Der Fürst Johann von Liechtenstein läßt
seinen rechten Flügel wieder gegen Süßenbrunn zurück¬
weichen, wodurch dem Feind ein Spielraum eröffnet
wird, welchen das Feuer der Grenadiere und das des
dritten Heertheils gleicherweise bestreicht. Hinter und
neben der französischen Reiterei hat sich auch Fußvolk
zum Sturm gestellt, die gedrängten Schaaren achten
des kreuzenden Feuers nicht, dringen muthig vor, und
greifen die Bataillonsmassen Georgi und Frisch mit

ſchen Heeres zu ſtehen und daſſelbe zwiſchen zwei Feuer
zu bringen.

Dieſer Bedraͤngniß weiß der Kaiſer nicht nur unge¬
ſaͤumt Huͤlfe, ſondern er benutzt ſie, um einen großen
Schlag zu thun. Er zieht aus ſeiner Mitte betraͤcht¬
liche Streitkraͤfte heran und ordnet ſie zum Angriff;
der Marſchall Maſſena laͤßt ſeine Diviſionen links gegen
Neu-Wirthshaus abmarſchiren, dem oͤſterreichiſchen dritten
Heertheil entgegen, an ſeine Stelle ruͤckt mit drei andern
Diviſionen der General Macdonald, der Vicekoͤnig
Eugen und die Garden folgen zur Unterſtuͤtzung. Furcht¬
bares Geſchuͤtzfeuer eroͤffnet die Bahn. Der Marſchall
Beſſières fuͤhrt ſechs ſchwere Reiterregimenter der Garde
zum Angriff, Napoleon ermuntert jedes durch kraͤftigen
Zuruf und ermahnt ſie, ihre Waffen nicht zum Hauen,
ſondern zum Stechen zu gebrauchen; ſie ſtuͤrzen gegen
den Punkt hin, wo die oͤſterreichiſchen Grenadiere und
der dritte Heertheil noch nicht vollkommen zuſammen¬
ſchließen. Der Fuͤrſt Johann von Liechtenſtein laͤßt
ſeinen rechten Fluͤgel wieder gegen Suͤßenbrunn zuruͤck¬
weichen, wodurch dem Feind ein Spielraum eroͤffnet
wird, welchen das Feuer der Grenadiere und das des
dritten Heertheils gleicherweiſe beſtreicht. Hinter und
neben der franzoͤſiſchen Reiterei hat ſich auch Fußvolk
zum Sturm geſtellt, die gedraͤngten Schaaren achten
des kreuzenden Feuers nicht, dringen muthig vor, und
greifen die Bataillonsmaſſen Georgi und Friſch mit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0250" n="236"/>
&#x017F;chen Heeres zu &#x017F;tehen und da&#x017F;&#x017F;elbe zwi&#x017F;chen zwei Feuer<lb/>
zu bringen.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;er Bedra&#x0364;ngniß weiß der Kai&#x017F;er nicht nur unge¬<lb/>
&#x017F;a&#x0364;umt Hu&#x0364;lfe, &#x017F;ondern er benutzt &#x017F;ie, um einen großen<lb/>
Schlag zu thun. Er zieht aus &#x017F;einer Mitte betra&#x0364;cht¬<lb/>
liche Streitkra&#x0364;fte heran und ordnet &#x017F;ie zum Angriff;<lb/>
der Mar&#x017F;chall Ma&#x017F;&#x017F;ena la&#x0364;ßt &#x017F;eine Divi&#x017F;ionen links gegen<lb/>
Neu-Wirthshaus abmar&#x017F;chiren, dem o&#x0364;&#x017F;terreichi&#x017F;chen dritten<lb/>
Heertheil entgegen, an &#x017F;eine Stelle ru&#x0364;ckt mit drei andern<lb/>
Divi&#x017F;ionen der General Macdonald, der Viceko&#x0364;nig<lb/>
Eugen und die Garden folgen zur Unter&#x017F;tu&#x0364;tzung. Furcht¬<lb/>
bares Ge&#x017F;chu&#x0364;tzfeuer ero&#x0364;ffnet die Bahn. Der Mar&#x017F;chall<lb/>
Be&#x017F;&#x017F;i<hi rendition="#aq">è</hi>res fu&#x0364;hrt &#x017F;echs &#x017F;chwere Reiterregimenter der Garde<lb/>
zum Angriff, Napoleon ermuntert jedes durch kra&#x0364;ftigen<lb/>
Zuruf und ermahnt &#x017F;ie, ihre Waffen nicht zum Hauen,<lb/>
&#x017F;ondern zum Stechen zu gebrauchen; &#x017F;ie &#x017F;tu&#x0364;rzen gegen<lb/>
den Punkt hin, wo die o&#x0364;&#x017F;terreichi&#x017F;chen Grenadiere und<lb/>
der dritte Heertheil noch nicht vollkommen zu&#x017F;ammen¬<lb/>
&#x017F;chließen. Der Fu&#x0364;r&#x017F;t Johann von Liechten&#x017F;tein la&#x0364;ßt<lb/>
&#x017F;einen rechten Flu&#x0364;gel wieder gegen Su&#x0364;ßenbrunn zuru&#x0364;ck¬<lb/>
weichen, wodurch dem Feind ein Spielraum ero&#x0364;ffnet<lb/>
wird, welchen das Feuer der Grenadiere und das des<lb/>
dritten Heertheils gleicherwei&#x017F;e be&#x017F;treicht. Hinter und<lb/>
neben der franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Reiterei hat &#x017F;ich auch Fußvolk<lb/>
zum Sturm ge&#x017F;tellt, die gedra&#x0364;ngten Schaaren achten<lb/>
des kreuzenden Feuers nicht, dringen muthig vor, und<lb/>
greifen die Bataillonsma&#x017F;&#x017F;en Georgi und Fri&#x017F;ch mit<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[236/0250] ſchen Heeres zu ſtehen und daſſelbe zwiſchen zwei Feuer zu bringen. Dieſer Bedraͤngniß weiß der Kaiſer nicht nur unge¬ ſaͤumt Huͤlfe, ſondern er benutzt ſie, um einen großen Schlag zu thun. Er zieht aus ſeiner Mitte betraͤcht¬ liche Streitkraͤfte heran und ordnet ſie zum Angriff; der Marſchall Maſſena laͤßt ſeine Diviſionen links gegen Neu-Wirthshaus abmarſchiren, dem oͤſterreichiſchen dritten Heertheil entgegen, an ſeine Stelle ruͤckt mit drei andern Diviſionen der General Macdonald, der Vicekoͤnig Eugen und die Garden folgen zur Unterſtuͤtzung. Furcht¬ bares Geſchuͤtzfeuer eroͤffnet die Bahn. Der Marſchall Beſſières fuͤhrt ſechs ſchwere Reiterregimenter der Garde zum Angriff, Napoleon ermuntert jedes durch kraͤftigen Zuruf und ermahnt ſie, ihre Waffen nicht zum Hauen, ſondern zum Stechen zu gebrauchen; ſie ſtuͤrzen gegen den Punkt hin, wo die oͤſterreichiſchen Grenadiere und der dritte Heertheil noch nicht vollkommen zuſammen¬ ſchließen. Der Fuͤrſt Johann von Liechtenſtein laͤßt ſeinen rechten Fluͤgel wieder gegen Suͤßenbrunn zuruͤck¬ weichen, wodurch dem Feind ein Spielraum eroͤffnet wird, welchen das Feuer der Grenadiere und das des dritten Heertheils gleicherweiſe beſtreicht. Hinter und neben der franzoͤſiſchen Reiterei hat ſich auch Fußvolk zum Sturm geſtellt, die gedraͤngten Schaaren achten des kreuzenden Feuers nicht, dringen muthig vor, und greifen die Bataillonsmaſſen Georgi und Friſch mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/250
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/250>, abgerufen am 03.05.2024.