heißesten, sah man den Erzherzog Generalissimus voran; der Hauptmann von Weitenfeld vom Regimente Vogel¬ sang hieb einen Franzosen nieder, der eben auf den Erzherzog ganz nah sein Gewehr abschießen wollte; ein französischer Offizier, der in der Verwirrung noch einen guten Fang zu machen dachte, wurde zusammengeschossen, als er schon dem Erzherzoge zurief, er solle sich erge¬ ben; der Erzherzog bekam einen Streifschuß, ungeachtet dessen er zu Pferde blieb und seine Aufmerksamkeit auf sein Feldherrnamt keinen Augenblick unterbrach. Der damalige Prinz von Oranien, jetzige König der Nieder¬ lande, der im österreichischen Heere als General diente, hatte schnell hintereinander zwei Pferde unter dem Leibe verloren. Auf beiden Seiten war großer Verlust an Todten und Verwundeten. Die Oesterreicher, als zuletzt im Vortheil, machten viele Gefangene, unter ihnen einen General und mehrere Stabsoffiziere. Eine Fahne wurde vom vierten Legionsbataillon erobert; eine des Regi¬ ments Argenteau ging verloren, weil der Fahnenträger niedergehauen war; dagegen riß, diesen Schimpf zu rächen, der Oberlieutenant Tittmayer desselben Regiments einen französischen Adler aus Feindesreihen. Der Erz¬ herzog Generalissimus verlieh auf der Stelle, nach der ihm zustehenden Befugniß, mehrere Belohnungen für tapfre Thaten, unter andern dem Regiment Erbach das Vorrecht, den Grenadiermarsch zu schlagen.
heißeſten, ſah man den Erzherzog Generaliſſimus voran; der Hauptmann von Weitenfeld vom Regimente Vogel¬ ſang hieb einen Franzoſen nieder, der eben auf den Erzherzog ganz nah ſein Gewehr abſchießen wollte; ein franzoͤſiſcher Offizier, der in der Verwirrung noch einen guten Fang zu machen dachte, wurde zuſammengeſchoſſen, als er ſchon dem Erzherzoge zurief, er ſolle ſich erge¬ ben; der Erzherzog bekam einen Streifſchuß, ungeachtet deſſen er zu Pferde blieb und ſeine Aufmerkſamkeit auf ſein Feldherrnamt keinen Augenblick unterbrach. Der damalige Prinz von Oranien, jetzige Koͤnig der Nieder¬ lande, der im oͤſterreichiſchen Heere als General diente, hatte ſchnell hintereinander zwei Pferde unter dem Leibe verloren. Auf beiden Seiten war großer Verluſt an Todten und Verwundeten. Die Oeſterreicher, als zuletzt im Vortheil, machten viele Gefangene, unter ihnen einen General und mehrere Stabsoffiziere. Eine Fahne wurde vom vierten Legionsbataillon erobert; eine des Regi¬ ments Argenteau ging verloren, weil der Fahnentraͤger niedergehauen war; dagegen riß, dieſen Schimpf zu raͤchen, der Oberlieutenant Tittmayer deſſelben Regiments einen franzoͤſiſchen Adler aus Feindesreihen. Der Erz¬ herzog Generaliſſimus verlieh auf der Stelle, nach der ihm zuſtehenden Befugniß, mehrere Belohnungen fuͤr tapfre Thaten, unter andern dem Regiment Erbach das Vorrecht, den Grenadiermarſch zu ſchlagen.
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heißeſten, ſah man den Erzherzog Generaliſſimus voran;
der Hauptmann von Weitenfeld vom Regimente Vogel¬
ſang hieb einen Franzoſen nieder, der eben auf den
Erzherzog ganz nah ſein Gewehr abſchießen wollte; ein
franzoͤſiſcher Offizier, der in der Verwirrung noch einen
guten Fang zu machen dachte, wurde zuſammengeſchoſſen,
als er ſchon dem Erzherzoge zurief, er ſolle ſich erge¬
ben; der Erzherzog bekam einen Streifſchuß, ungeachtet
deſſen er zu Pferde blieb und ſeine Aufmerkſamkeit auf
ſein Feldherrnamt keinen Augenblick unterbrach. Der
damalige Prinz von Oranien, jetzige Koͤnig der Nieder¬
lande, der im oͤſterreichiſchen Heere als General diente,
hatte ſchnell hintereinander zwei Pferde unter dem Leibe
verloren. Auf beiden Seiten war großer Verluſt an
Todten und Verwundeten. Die Oeſterreicher, als zuletzt
im Vortheil, machten viele Gefangene, unter ihnen einen
General und mehrere Stabsoffiziere. Eine Fahne wurde
vom vierten Legionsbataillon erobert; eine des Regi¬
ments Argenteau ging verloren, weil der Fahnentraͤger
niedergehauen war; dagegen riß, dieſen Schimpf zu
raͤchen, der Oberlieutenant Tittmayer deſſelben Regiments
einen franzoͤſiſchen Adler aus Feindesreihen. Der Erz¬
herzog Generaliſſimus verlieh auf der Stelle, nach der
ihm zuſtehenden Befugniß, mehrere Belohnungen fuͤr
tapfre Thaten, unter andern dem Regiment Erbach das
Vorrecht, den Grenadiermarſch zu ſchlagen.
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/233>, abgerufen am 24.11.2024.
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