Marschalls Bernadotte oder der neunte Heertheil, das italiänische Heer unter Anführung des Vicekönigs Eugen, und der eifte Heertheil des Marschalls Marmont; als Schluß und Rückhalt die Garden und die Kürassiere. Die ganze Streitmacht Napoleons betrug hier mehr als 160,000 Mann, worunter 15,000 Mann Reiterei nebst 600 Kanonen. Uebergang und Aufstellung waren mit bewundernswerther Schnelligkeit und Haltung im Sturm und Regen und bei größter Dunkelheit be¬ gonnen, wie nachher im vollen Tagesglanze vollendet worden.
Die erste Morgenfrühe des 5. Juli beleuchtete dieses gelungene Ergebniß; der Sturm hatte sich inzwischen gelegt, die Sonne versprach einen heitern Tag, und nach vier Uhr erhob sich mit erneuter Gewalt der Donner des Geschützes. Neue Rauchsäulen stiegen aus Stadt-Enzersdorf empor, der Marschall Massena ließ durch seine Adjutanten Sainte-Croix und Pelet den Ort wiederholt angreifen, den ein Bataillon des Regiments Bellegarde tapfer vertheidigte, aber der Oberst Sainte- Eroix endlich wegnahm; eben so wurde das Schloß Sachsengang zwischen Mühlleithen und Wittau nach kurzem Widerstand erobert. Ein Theil der österreichi¬ schen Vortruppen unter dem General von Nordmann bedrohte, über Rutzendorf anrückend, noch einen Augen¬ blick die rechte Flanke der Franzosen, aber der General Oudinot drängte sie bald zurück, und unaufhaltsam
Marſchalls Bernadotte oder der neunte Heertheil, das italiaͤniſche Heer unter Anfuͤhrung des Vicekoͤnigs Eugen, und der eifte Heertheil des Marſchalls Marmont; als Schluß und Ruͤckhalt die Garden und die Kuͤraſſiere. Die ganze Streitmacht Napoleons betrug hier mehr als 160,000 Mann, worunter 15,000 Mann Reiterei nebſt 600 Kanonen. Uebergang und Aufſtellung waren mit bewundernswerther Schnelligkeit und Haltung im Sturm und Regen und bei groͤßter Dunkelheit be¬ gonnen, wie nachher im vollen Tagesglanze vollendet worden.
Die erſte Morgenfruͤhe des 5. Juli beleuchtete dieſes gelungene Ergebniß; der Sturm hatte ſich inzwiſchen gelegt, die Sonne verſprach einen heitern Tag, und nach vier Uhr erhob ſich mit erneuter Gewalt der Donner des Geſchuͤtzes. Neue Rauchſaͤulen ſtiegen aus Stadt-Enzersdorf empor, der Marſchall Maſſena ließ durch ſeine Adjutanten Sainte-Croix und Pelet den Ort wiederholt angreifen, den ein Bataillon des Regiments Bellegarde tapfer vertheidigte, aber der Oberſt Sainte- Eroix endlich wegnahm; eben ſo wurde das Schloß Sachſengang zwiſchen Muͤhlleithen und Wittau nach kurzem Widerſtand erobert. Ein Theil der oͤſterreichi¬ ſchen Vortruppen unter dem General von Nordmann bedrohte, uͤber Rutzendorf anruͤckend, noch einen Augen¬ blick die rechte Flanke der Franzoſen, aber der General Oudinot draͤngte ſie bald zuruͤck, und unaufhaltſam
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[207/0221]
Marſchalls Bernadotte oder der neunte Heertheil, das
italiaͤniſche Heer unter Anfuͤhrung des Vicekoͤnigs Eugen,
und der eifte Heertheil des Marſchalls Marmont; als
Schluß und Ruͤckhalt die Garden und die Kuͤraſſiere.
Die ganze Streitmacht Napoleons betrug hier mehr
als 160,000 Mann, worunter 15,000 Mann Reiterei
nebſt 600 Kanonen. Uebergang und Aufſtellung waren
mit bewundernswerther Schnelligkeit und Haltung im
Sturm und Regen und bei groͤßter Dunkelheit be¬
gonnen, wie nachher im vollen Tagesglanze vollendet
worden.
Die erſte Morgenfruͤhe des 5. Juli beleuchtete dieſes
gelungene Ergebniß; der Sturm hatte ſich inzwiſchen
gelegt, die Sonne verſprach einen heitern Tag, und
nach vier Uhr erhob ſich mit erneuter Gewalt der
Donner des Geſchuͤtzes. Neue Rauchſaͤulen ſtiegen aus
Stadt-Enzersdorf empor, der Marſchall Maſſena ließ
durch ſeine Adjutanten Sainte-Croix und Pelet den Ort
wiederholt angreifen, den ein Bataillon des Regiments
Bellegarde tapfer vertheidigte, aber der Oberſt Sainte-
Eroix endlich wegnahm; eben ſo wurde das Schloß
Sachſengang zwiſchen Muͤhlleithen und Wittau nach
kurzem Widerſtand erobert. Ein Theil der oͤſterreichi¬
ſchen Vortruppen unter dem General von Nordmann
bedrohte, uͤber Rutzendorf anruͤckend, noch einen Augen¬
blick die rechte Flanke der Franzoſen, aber der General
Oudinot draͤngte ſie bald zuruͤck, und unaufhaltſam
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/221>, abgerufen am 25.11.2024.
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