können! Die österreichische Hauptstellung war nicht verschanzt, durch ihre natürliche Beschaffenheit aber vor¬ theilhaft genug, und besonders bot sie, im Fall es hier zu einer neuen Schlacht kommen sollte, der Reiterei in dem weiten Marchfelde den freisten Spielraum. Dage¬ gen waren längs der Donau, besonders bei Aspern und Eßlingen, wo die besten Uebergangspunkte zu sein schienen, starke und weitläufige Verschanzungen angelegt. Sich gegenseitig in ihren guten Stellungen beobachtend und festhaltend, ohne viel unternehmen zu können, hat¬ ten beide Theile das unnütze Schießen größtentheils eingestellt. Bei der Fortdauer dieser stillen Spannung mußte, so schien es, der Vortheil sich mehr und mehr auf die Seite der Oesterreicher wenden. Napoleon stand im feindlichen Lande, mitten in einer unruhigen Bevöl¬ kerung, die Donau war gesperrt, man fürchtete in Wien schon Mangel an Lebensmitteln, Tyrol war im Aufstande, Steiermark nicht sicher, die Bewaffnung in Ungarn gewann täglich an Stärke und Ausbildung. Durch Entsendungen nach der obern Donau suchten die Oesterreicher dem Feinde seine Verbindungen im Rücken noch mehr zu erschweren, die Aufstände zu fördern; abwärts, bei Preßburg, behaupteten sie auf dem rech¬ ten Donauufer den starken Brückenkopf, welchen der tapfre Erzherzog Johann gegen die täglichen Stürme der Franzosen ruhmvoll vertheidigte. So konnte das Wort des Erzherzogs Karl, das man sich mittheilte:
koͤnnen! Die oͤſterreichiſche Hauptſtellung war nicht verſchanzt, durch ihre natuͤrliche Beſchaffenheit aber vor¬ theilhaft genug, und beſonders bot ſie, im Fall es hier zu einer neuen Schlacht kommen ſollte, der Reiterei in dem weiten Marchfelde den freiſten Spielraum. Dage¬ gen waren laͤngs der Donau, beſonders bei Aſpern und Eßlingen, wo die beſten Uebergangspunkte zu ſein ſchienen, ſtarke und weitlaͤufige Verſchanzungen angelegt. Sich gegenſeitig in ihren guten Stellungen beobachtend und feſthaltend, ohne viel unternehmen zu koͤnnen, hat¬ ten beide Theile das unnuͤtze Schießen groͤßtentheils eingeſtellt. Bei der Fortdauer dieſer ſtillen Spannung mußte, ſo ſchien es, der Vortheil ſich mehr und mehr auf die Seite der Oeſterreicher wenden. Napoleon ſtand im feindlichen Lande, mitten in einer unruhigen Bevoͤl¬ kerung, die Donau war geſperrt, man fuͤrchtete in Wien ſchon Mangel an Lebensmitteln, Tyrol war im Aufſtande, Steiermark nicht ſicher, die Bewaffnung in Ungarn gewann taͤglich an Staͤrke und Ausbildung. Durch Entſendungen nach der obern Donau ſuchten die Oeſterreicher dem Feinde ſeine Verbindungen im Ruͤcken noch mehr zu erſchweren, die Aufſtaͤnde zu foͤrdern; abwaͤrts, bei Preßburg, behaupteten ſie auf dem rech¬ ten Donauufer den ſtarken Bruͤckenkopf, welchen der tapfre Erzherzog Johann gegen die taͤglichen Stuͤrme der Franzoſen ruhmvoll vertheidigte. So konnte das Wort des Erzherzogs Karl, das man ſich mittheilte:
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koͤnnen! Die oͤſterreichiſche Hauptſtellung war nicht
verſchanzt, durch ihre natuͤrliche Beſchaffenheit aber vor¬
theilhaft genug, und beſonders bot ſie, im Fall es hier
zu einer neuen Schlacht kommen ſollte, der Reiterei in
dem weiten Marchfelde den freiſten Spielraum. Dage¬
gen waren laͤngs der Donau, beſonders bei Aſpern und
Eßlingen, wo die beſten Uebergangspunkte zu ſein
ſchienen, ſtarke und weitlaͤufige Verſchanzungen angelegt.
Sich gegenſeitig in ihren guten Stellungen beobachtend
und feſthaltend, ohne viel unternehmen zu koͤnnen, hat¬
ten beide Theile das unnuͤtze Schießen groͤßtentheils
eingeſtellt. Bei der Fortdauer dieſer ſtillen Spannung
mußte, ſo ſchien es, der Vortheil ſich mehr und mehr
auf die Seite der Oeſterreicher wenden. Napoleon ſtand
im feindlichen Lande, mitten in einer unruhigen Bevoͤl¬
kerung, die Donau war geſperrt, man fuͤrchtete in
Wien ſchon Mangel an Lebensmitteln, Tyrol war im
Aufſtande, Steiermark nicht ſicher, die Bewaffnung in
Ungarn gewann taͤglich an Staͤrke und Ausbildung.
Durch Entſendungen nach der obern Donau ſuchten die
Oeſterreicher dem Feinde ſeine Verbindungen im Ruͤcken
noch mehr zu erſchweren, die Aufſtaͤnde zu foͤrdern;
abwaͤrts, bei Preßburg, behaupteten ſie auf dem rech¬
ten Donauufer den ſtarken Bruͤckenkopf, welchen der
tapfre Erzherzog Johann gegen die taͤglichen Stuͤrme
der Franzoſen ruhmvoll vertheidigte. So konnte das
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/206>, abgerufen am 27.11.2024.
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