Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

wenige Fahrten, unter gehöriger Vorsicht und Bedeckung,
waren versucht worden. Bollmann ertheilte den Rath,
Lafayette möchte nun den guten Erfolg dieser Ausfahr¬
ten allmälig merkbar werden lassen, auf diesen gestützt,
sie häufiger begehren, durch ausgesprochene Vorliebe für
eine bestimmte Gegend ihnen möglichst immer dieselbe Rich¬
tung geben, und sie in möglichst weite Entfernung von
der Stadt auszudehnen suchen. Da dies zu gelingen
schien, so kehrte Bollmann nach Wien zurück, um dort
die letzten Anstalten zu bereiten.

Bis jetzt hatte er in Oesterreich keinen eigentlichen
Mitwisser, außer einem jungen Arzt aus Sachsen, Doctor
Karl Weigel, der sein vertrauter Freund geworden war,
und voll feurigen Muthes sich bereit erklärte, jedes
Wagstück mit ihm zu theilen. Rüchsichten jedoch, deren
Verletzung Bollmann seinem Freunde um keinen Preis
zumuthen wollte, mußten diesen abhalten, an einem
gewaltsamen Handstreiche, wobei es Leib und Leben
galt, unmittelbar Theil zu nehmen. Er begab sich aber
nach Olmütz, um an Ort und Stelle durch Kundschaft
und Wachsamkeit nützlich zu sein. Bollmann fand in
Wien einen andern Helfer, der ganz nach seinem Sinne
und in allen Beziehungen geeignet war, bei dem Unter¬
nehmen sein Gefährte zu sein. Ein Amerikaner aus
Süd-Karolina, Namens Huger, ein Jüngling voll
Eifer und Muth, der auf Reisen zufällig in Wien war,
und schon den glühendsten Antheil für Lafayette aus¬

6

wenige Fahrten, unter gehoͤriger Vorſicht und Bedeckung,
waren verſucht worden. Bollmann ertheilte den Rath,
Lafayette moͤchte nun den guten Erfolg dieſer Ausfahr¬
ten allmaͤlig merkbar werden laſſen, auf dieſen geſtuͤtzt,
ſie haͤufiger begehren, durch ausgeſprochene Vorliebe fuͤr
eine beſtimmte Gegend ihnen moͤglichſt immer dieſelbe Rich¬
tung geben, und ſie in moͤglichſt weite Entfernung von
der Stadt auszudehnen ſuchen. Da dies zu gelingen
ſchien, ſo kehrte Bollmann nach Wien zuruͤck, um dort
die letzten Anſtalten zu bereiten.

Bis jetzt hatte er in Oeſterreich keinen eigentlichen
Mitwiſſer, außer einem jungen Arzt aus Sachſen, Doctor
Karl Weigel, der ſein vertrauter Freund geworden war,
und voll feurigen Muthes ſich bereit erklaͤrte, jedes
Wagſtuͤck mit ihm zu theilen. Ruͤchſichten jedoch, deren
Verletzung Bollmann ſeinem Freunde um keinen Preis
zumuthen wollte, mußten dieſen abhalten, an einem
gewaltſamen Handſtreiche, wobei es Leib und Leben
galt, unmittelbar Theil zu nehmen. Er begab ſich aber
nach Olmuͤtz, um an Ort und Stelle durch Kundſchaft
und Wachſamkeit nuͤtzlich zu ſein. Bollmann fand in
Wien einen andern Helfer, der ganz nach ſeinem Sinne
und in allen Beziehungen geeignet war, bei dem Unter¬
nehmen ſein Gefaͤhrte zu ſein. Ein Amerikaner aus
Suͤd-Karolina, Namens Huger, ein Juͤngling voll
Eifer und Muth, der auf Reiſen zufaͤllig in Wien war,
und ſchon den gluͤhendſten Antheil fuͤr Lafayette aus¬

6
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0097" n="83"/>
wenige Fahrten, unter geho&#x0364;riger Vor&#x017F;icht und Bedeckung,<lb/>
waren ver&#x017F;ucht worden. Bollmann ertheilte den Rath,<lb/>
Lafayette mo&#x0364;chte nun den guten Erfolg die&#x017F;er Ausfahr¬<lb/>
ten allma&#x0364;lig merkbar werden la&#x017F;&#x017F;en, auf die&#x017F;en ge&#x017F;tu&#x0364;tzt,<lb/>
&#x017F;ie ha&#x0364;ufiger begehren, durch ausge&#x017F;prochene Vorliebe fu&#x0364;r<lb/>
eine be&#x017F;timmte Gegend ihnen mo&#x0364;glich&#x017F;t immer die&#x017F;elbe Rich¬<lb/>
tung geben, und &#x017F;ie in mo&#x0364;glich&#x017F;t weite Entfernung von<lb/>
der Stadt auszudehnen &#x017F;uchen. Da dies zu gelingen<lb/>
&#x017F;chien, &#x017F;o kehrte Bollmann nach Wien zuru&#x0364;ck, um dort<lb/>
die letzten An&#x017F;talten zu bereiten.</p><lb/>
            <p>Bis jetzt hatte er in Oe&#x017F;terreich keinen eigentlichen<lb/>
Mitwi&#x017F;&#x017F;er, außer einem jungen Arzt aus Sach&#x017F;en, Doctor<lb/>
Karl Weigel, der &#x017F;ein vertrauter Freund geworden war,<lb/>
und voll feurigen Muthes &#x017F;ich bereit erkla&#x0364;rte, jedes<lb/>
Wag&#x017F;tu&#x0364;ck mit ihm zu theilen. Ru&#x0364;ch&#x017F;ichten jedoch, deren<lb/>
Verletzung Bollmann &#x017F;einem Freunde um keinen Preis<lb/>
zumuthen wollte, mußten die&#x017F;en abhalten, an einem<lb/>
gewalt&#x017F;amen Hand&#x017F;treiche, wobei es Leib und Leben<lb/>
galt, unmittelbar Theil zu nehmen. Er begab &#x017F;ich aber<lb/>
nach Olmu&#x0364;tz, um an Ort und Stelle durch Kund&#x017F;chaft<lb/>
und Wach&#x017F;amkeit nu&#x0364;tzlich zu &#x017F;ein. Bollmann fand in<lb/>
Wien einen andern Helfer, der ganz nach &#x017F;einem Sinne<lb/>
und in allen Beziehungen geeignet war, bei dem Unter¬<lb/>
nehmen &#x017F;ein Gefa&#x0364;hrte zu &#x017F;ein. Ein Amerikaner aus<lb/>
Su&#x0364;d-Karolina, Namens Huger, ein Ju&#x0364;ngling voll<lb/>
Eifer und Muth, der auf Rei&#x017F;en zufa&#x0364;llig in Wien war,<lb/>
und &#x017F;chon den glu&#x0364;hend&#x017F;ten Antheil fu&#x0364;r Lafayette aus¬<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#b">6</hi> &#x2737;<lb/></fw>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[83/0097] wenige Fahrten, unter gehoͤriger Vorſicht und Bedeckung, waren verſucht worden. Bollmann ertheilte den Rath, Lafayette moͤchte nun den guten Erfolg dieſer Ausfahr¬ ten allmaͤlig merkbar werden laſſen, auf dieſen geſtuͤtzt, ſie haͤufiger begehren, durch ausgeſprochene Vorliebe fuͤr eine beſtimmte Gegend ihnen moͤglichſt immer dieſelbe Rich¬ tung geben, und ſie in moͤglichſt weite Entfernung von der Stadt auszudehnen ſuchen. Da dies zu gelingen ſchien, ſo kehrte Bollmann nach Wien zuruͤck, um dort die letzten Anſtalten zu bereiten. Bis jetzt hatte er in Oeſterreich keinen eigentlichen Mitwiſſer, außer einem jungen Arzt aus Sachſen, Doctor Karl Weigel, der ſein vertrauter Freund geworden war, und voll feurigen Muthes ſich bereit erklaͤrte, jedes Wagſtuͤck mit ihm zu theilen. Ruͤchſichten jedoch, deren Verletzung Bollmann ſeinem Freunde um keinen Preis zumuthen wollte, mußten dieſen abhalten, an einem gewaltſamen Handſtreiche, wobei es Leib und Leben galt, unmittelbar Theil zu nehmen. Er begab ſich aber nach Olmuͤtz, um an Ort und Stelle durch Kundſchaft und Wachſamkeit nuͤtzlich zu ſein. Bollmann fand in Wien einen andern Helfer, der ganz nach ſeinem Sinne und in allen Beziehungen geeignet war, bei dem Unter¬ nehmen ſein Gefaͤhrte zu ſein. Ein Amerikaner aus Suͤd-Karolina, Namens Huger, ein Juͤngling voll Eifer und Muth, der auf Reiſen zufaͤllig in Wien war, und ſchon den gluͤhendſten Antheil fuͤr Lafayette aus¬ 6 ✷

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/97
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/97>, abgerufen am 03.05.2024.